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Salz, Ton oder Granit

Gorleben ist seit 1977 als Endlagerstandort bekannt. Doch inzwischen kommen Bedenken an der Entscheidung auf, auch weil Gorleben damals unter fragwürdigen Umständen benannt wurde. Ob Salz, Ton oder Granit - Dagmar Röhrlich erklärt, welche Gesteinsformationen für ein Endlager geeignet sind.

Von Dagmar Röhrlich |
    In Deutschland gibt es drei Wirtsgesteine für ein Endlager, in dem hochaktiver Müll für eine Million Jahre untergebracht werden soll, bis seine gefährliche Radioaktivität abgeklungen ist: Salz, Ton und Granit. Doch nicht jeder Ort mit diesem Gestein eignet sich, denn es gibt Ausschlusskriterien
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    "Im Wesentlichen handelt es sich da um Kriterien, die die Stabilität der geologischen Formationen, der Region betrifft. Zum Beispiel die Erdbebenhäufigkeit vor Ort, und auch die Möglichkeit von vulkanischer Aktivität. Das sind Punkte, die berücksichtigt werden müssen, wenn man einen Standort, oder erst am Mal eine Region auswählt."

    Außerdem sollte das Wirtsgestein tief genug im Untergrund liegen, erklärt Volkmar Bräuer von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Und es gibt noch andere Kriterien: Regionen unter Karst etwa gelten nur als "bedingt" geeignet, weil dort viel Grundwasser ist, das vielfältig genutzt wird. Salzstöcke dürfen nie abgebaut worden sein. So entstand eine Karte mit als potenziellen Gebieten - und zwar rein aufgrund der Aktenlage, ohne Untersuchungen vor Ort.

    "Was Tongestein betrifft, /haben wir sehr, sehr große Gebiete oder Regionen in Norddeutschland, im Wesentlichen in Niedersachsen, aber auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Süddeutschland kleine Bereiche in Ostbayern und anschließend benachbart in Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb, die wir auch als untersuchungswürdig betrachtet haben."

    Bei den Salzstöcken blieben in Norddeutschland von rund 200 möglichen - neben Gorleben - vier weitere übrig, die eine Betrachtung lohnen: die Salzstöcke Zwischenahn bei Oldenburg, Wahn im Emsland, Gülze-Sumte in Mecklenburg-Vorpommern und Waddekath in Sachsen-Anhalt. Bei den kristallinen Formationen Granit und Gneis blicken die Endlager-Experten in Bayern auf das Fichtelgebirge, den nördlichen Oberpfälzer Wald und den Bayerischen Wald, in Sachsen auf das Erzgebirge, die Lausitz und die Gegend um Halle . . Allerdings:

    "Wenn man es auf Deutschland bezieht, würde ich die Kristallinenformationen eher an dritter Stelle einordnen."

    Denn anders als in Schweden oder Finnland durchziehen die deutschen Granite viele Klüfte und Risse. Darüber gelangt unweigerlich Wasser an die Abfälle - und Wasser kann radioaktive Stoffe in die Umwelt transportieren. Überhaupt ist Granit allein wegen des Wasserproblems nie sicher, auch nicht in Schweden oder Finnland, wo er mangels Alternative als Endlagerformation feststeht. Deshalb sollen dort technische Barrieren die Umwelt vor den Brennelementen schützen: Stahl in einem dickwandigen Kupferbehälter, von einem Mantel aus quellfähigem Ton umhüllt. Da lassen neue Gutachten Zweifel aufkommen: In Versuchen korrodierten die Behälter sehr viel stärker als gedacht. Die Sicherheit hinge einzig und allein an dem künstlichen Tonmantel. Die Schweiz jedenfalls hat sich vom Granit-Endlager verabschiedet und sich dem Tonstein zugewandt.