Nun auch "für Sammler und solche, die es werden wollen" ein Kunstkaufbuch, - nein: "Das Kunstkaufbuch", wie es ultimativ heißt. Bescheidenheit ist nicht die Sache der Autoren. Martin Leyer-Pritzkow und Klaus Sebastian sind Insider der aktuellen Kunstszene, mithin Kenner der Materie, über die sie schreiben, und sie sind zwei professionell lockere Kommunikatoren und ausgebuffte Werbestrategen. Hier eine Kostprobe:
Beim Kunstkauf eine Nasenlänge voraus zu sein, kann sich mehr als lohnen. Kaufen Sie das richtige Kunstwerk vom richtigen Künstler zur richtigen Zeit - mit dem Know-how aus Ihrem persönlichen Exemplar des Kunstkaufbuchs.#
Na, da kann ja nichts mehr schief gehen, denken wir, und halten uns für die marktschreierische Selbstwerbung an dem Hauch von Exklusivität - unserem persönlichen Buchexemplar - schadlos. Auf dem Einband (nobles Schwarz, versteht sich) prangt in goldenem Rahmen Paola Pivis bekannte witzig-surreale Fotoinszenierung von der Überfahrt eines Esels in blauem Kahn. Die Botschaft ist eindeutig: Mit dem Kunstkaufbuch schippert auch das dümmste Maultier sicher ans Ufer seiner Sammlersehnsucht.
Mehr Zeit als in die Lektüre einer Gebrauchsanweisung will man freilich nicht investieren. Der Daumen zieht über die Seiten: Großzügiges Layout, viele Abbildungen, ... mm, in einer Dreiviertelstunde sind wir durch. Gibt's denn keine Adressenliste, was man wo am günstigsten ..., also doch kein Schnäppchenbuch, eher Lifestyle - bei Prestel?
Kommen wir zum Kern. Liebe Sammler, die Frage, um die alles kreist, lautet: Woran erkenne ich eigentlich ein gutes Kunstwerk? Am wenigsten sollte man, nach Ansicht der Autoren, damit die Zunft der Kunsthistoriker behelligen, die ja tatsächlich um die Frage der Wertung meistens herumschleichen wie die Katze um den heißen Brei. Deshalb sei übrigens auch und gerade ihnen "Das Kunstkaufbuch" empfohlen, das in zehn kleinen Kapitelchen und an wirklich originellen Bildbeispielen die wichtigsten Qualitätskriterien zur Beurteilung von Kunst herausstellt; nicht allein von Gegenwartskunst, auch wenn ihr das ausschließliche Interesse gilt. Denn nur hier kann sich der künftige Sammler seine Sporen verdienen und der Anleger die höchste Rendite erzielen.
Da nun selbst ein Schmalspur-Kenner über einige Erfahrungen und Vergleichsmöglichkeiten verfügen muss, raten die Autoren erst mal zum Besuch einer interessanten Ausstellungseröffnung, statt im Internet nach dem günstigsten Golf- oder Tennisdirektversender zu surfen. Damit lässt sich ihre Zielgruppe auf Aktivisten des gehobenen Lifestyle einkreisen, wogegen ja nichts einzuwenden ist, umso weniger, als ihnen Sinn für Humor und Selbstironie abverlangt wird, um als Gegengabe eine substantielle Checkliste für die Beurteilung von Kunst, zumal noch nicht etablierter junger Kunst, zu erhalten.
Der Einstieg ist entwaffnend: "Muss ein Kunstwerk schön sein? Nein, schadet aber auch nicht". Das heißt, Qualität ist keine Frage der Ästhetik oder des Geschmacks. Gute Kunst kann den Betrachter schockieren oder betören, zum Lachen oder Nachdenken anregen. Jedenfalls spricht sie ihn immer an, fordert ihn zum Dialog heraus und ist mehrdeutig mit einem Rest von Unerklärlichem. Sie vermittelt eine Erkenntnis, ist in ihrer Zeit innovativ und muss authentisch sein. Schließlich gilt es, das Verhältnis von Form zu Inhalt und die unbedingte Autorität des Originals zu beachten.
Die wichtigste Lehre aber ist: Kunst bedarf der aktiven Auseinandersetzung des Betrachters und wer nichts kennt, erkennt auch nichts. Also schnappen Sie sich dieses originelle Kunstkaufbuch und werden Sie auf Vernissagen zum Stammgast. Freunden Sie sich mit Künstlern, Galeristen und Kuratoren an, holen Sie die Kunst in Ihr Leben und werden Sie zum mündigen Sammler. Ach ja, und legen Sie sich ein Buchexemplar in Reserve - als gelegentliches Präsent für einen Kunsthistoriker.
Martin Leyer-Pritzkow/Klaus Sebastian:
"Das Kunstkaufbuch für Sammler und solche, die es werden wollen"
(Prestel Verlag).
Beim Kunstkauf eine Nasenlänge voraus zu sein, kann sich mehr als lohnen. Kaufen Sie das richtige Kunstwerk vom richtigen Künstler zur richtigen Zeit - mit dem Know-how aus Ihrem persönlichen Exemplar des Kunstkaufbuchs.#
Na, da kann ja nichts mehr schief gehen, denken wir, und halten uns für die marktschreierische Selbstwerbung an dem Hauch von Exklusivität - unserem persönlichen Buchexemplar - schadlos. Auf dem Einband (nobles Schwarz, versteht sich) prangt in goldenem Rahmen Paola Pivis bekannte witzig-surreale Fotoinszenierung von der Überfahrt eines Esels in blauem Kahn. Die Botschaft ist eindeutig: Mit dem Kunstkaufbuch schippert auch das dümmste Maultier sicher ans Ufer seiner Sammlersehnsucht.
Mehr Zeit als in die Lektüre einer Gebrauchsanweisung will man freilich nicht investieren. Der Daumen zieht über die Seiten: Großzügiges Layout, viele Abbildungen, ... mm, in einer Dreiviertelstunde sind wir durch. Gibt's denn keine Adressenliste, was man wo am günstigsten ..., also doch kein Schnäppchenbuch, eher Lifestyle - bei Prestel?
Kommen wir zum Kern. Liebe Sammler, die Frage, um die alles kreist, lautet: Woran erkenne ich eigentlich ein gutes Kunstwerk? Am wenigsten sollte man, nach Ansicht der Autoren, damit die Zunft der Kunsthistoriker behelligen, die ja tatsächlich um die Frage der Wertung meistens herumschleichen wie die Katze um den heißen Brei. Deshalb sei übrigens auch und gerade ihnen "Das Kunstkaufbuch" empfohlen, das in zehn kleinen Kapitelchen und an wirklich originellen Bildbeispielen die wichtigsten Qualitätskriterien zur Beurteilung von Kunst herausstellt; nicht allein von Gegenwartskunst, auch wenn ihr das ausschließliche Interesse gilt. Denn nur hier kann sich der künftige Sammler seine Sporen verdienen und der Anleger die höchste Rendite erzielen.
Da nun selbst ein Schmalspur-Kenner über einige Erfahrungen und Vergleichsmöglichkeiten verfügen muss, raten die Autoren erst mal zum Besuch einer interessanten Ausstellungseröffnung, statt im Internet nach dem günstigsten Golf- oder Tennisdirektversender zu surfen. Damit lässt sich ihre Zielgruppe auf Aktivisten des gehobenen Lifestyle einkreisen, wogegen ja nichts einzuwenden ist, umso weniger, als ihnen Sinn für Humor und Selbstironie abverlangt wird, um als Gegengabe eine substantielle Checkliste für die Beurteilung von Kunst, zumal noch nicht etablierter junger Kunst, zu erhalten.
Der Einstieg ist entwaffnend: "Muss ein Kunstwerk schön sein? Nein, schadet aber auch nicht". Das heißt, Qualität ist keine Frage der Ästhetik oder des Geschmacks. Gute Kunst kann den Betrachter schockieren oder betören, zum Lachen oder Nachdenken anregen. Jedenfalls spricht sie ihn immer an, fordert ihn zum Dialog heraus und ist mehrdeutig mit einem Rest von Unerklärlichem. Sie vermittelt eine Erkenntnis, ist in ihrer Zeit innovativ und muss authentisch sein. Schließlich gilt es, das Verhältnis von Form zu Inhalt und die unbedingte Autorität des Originals zu beachten.
Die wichtigste Lehre aber ist: Kunst bedarf der aktiven Auseinandersetzung des Betrachters und wer nichts kennt, erkennt auch nichts. Also schnappen Sie sich dieses originelle Kunstkaufbuch und werden Sie auf Vernissagen zum Stammgast. Freunden Sie sich mit Künstlern, Galeristen und Kuratoren an, holen Sie die Kunst in Ihr Leben und werden Sie zum mündigen Sammler. Ach ja, und legen Sie sich ein Buchexemplar in Reserve - als gelegentliches Präsent für einen Kunsthistoriker.
Martin Leyer-Pritzkow/Klaus Sebastian:
"Das Kunstkaufbuch für Sammler und solche, die es werden wollen"
(Prestel Verlag).