Kai Ahrendt: "Technisch machbar die Küste zu halten, ist kein Problem. Es ist nur die Frage: Wie viel will man investieren?"
Der Geologe Kai Ahrendt vom Geomar in Kiel hat in den vergangenen drei Jahren im Auftrag des Bundesforschungsministeriums untersucht, wie die Nordseeinsel Sylt in den kommenden fünfzig Jahren gesichert werden kann. Vor kurzem stellte der Experte seinen Abschlussbericht vor. Schon heute verliert Sylt Jahr für Jahr bei Sturmfluten und starken Strömungen an Substanz:
Kai Ahrendt: "Zur Zeit gehen der Küste zirka 1,2 Millionen Kubikmeter Sand jedes Jahr verloren und dieser Trend wird sich mit Sicherheit in Zukunft fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken."
Sylt unterliegt dabei zu einem beträchtlichen Teil der natürlichen Verlagerung der Nordfriesischen Inseln in Richtung Osten. Diese Wanderung der Inseln nahm ihren Ausgang mit dem Ende der jüngsten Eiszeit vor knapp 15 000 Jahren, als der Meeresspiegel durch das Abschmelzen des Gletschereises weltweit wieder anstieg:
Kai Ahrendt: "Wir wissen aus Sedimentkartierungen, dass die Küste zirka zehn Kilometer weiter im Westen gelegen war und vor ungefähr 7000 Jahren mit der Nordsee in Berührung gekommen ist."
Seitdem nagt das Meer an der Gestalt der Insel. Bei Sturmfluten steigt der Wasserstand so hoch, dass nicht nur der Strand, sondern auch die Düne und das Kliff angegriffen werden. Dadurch kommt es zum Küstenabbruch. Die verloren gegangenen Sande und Tone, auch Sedimente genannt, werden anschließend in Richtung Norden und Süden zu den benachbarten Inseln transportiert und fehlen dadurch der Küste von Sylt.
Dieser Trend dürfte sich in Zukunft noch verstärken, wenn klimabedingt der Meeresspiegel weiter ansteigen wird. Experten rechnen heute mit einer Erhöhung des Wasserstandes um bis zu einem halben Meter in den kommenden fünfzig Jahren. Was ist zu tun, um das Wandern der Insel zu stoppen?
Kai Ahrendt: "Nach dem heutigen Stand der Technik sind die Sandvorspülungen das Mittel der Wahl. Letztendlich muss jede sandige Küste, wenn sie denn in dem Zustand erhalten werden soll, wie sie sich heute befindet, das Sediment zugeführt bekommen, was auf natürlichem Wege verloren geht."
Und das bedeutet, dass in Zukunft in den von starken Winden verschonten Sommermonaten von einem Schiff aus Sand in die Nordsee vor Sylt eingeleitet werden muss. Ahrendt kommt durch eine Computermodellierung zu diesem Ergebnis. Tausende von Daten aus mehreren Jahrzehnten hat der Geologe eingerechnet: Messergebnisse von Wellenhöhe und -richtung vor Sylt, der Reliefform und der Strömungsrichtung. Das Ergebnis:
Kai Ahrendt: "Im Jahr 2050 würden wir im schlechtesten Fall um die zwei Millionen Kubikmeter Verlust haben. Wie wir jetzt sehen: Dieses Jahr werden zwei Millionen Kubikmeter vorgespült. Das ist also eine Größenordnung, die ohne Weiteres technisch realisierbar ist."
Ein Wermutstropfen in Ahrendts Computermodell ist der Norden von Sylt: Der heute schon stark angenagte Ellenbogen bei List wird in den kommenden Jahrzehnten zur eigenständigen Insel werden. Doch auch so sind die Ausgaben für den neuen Sand von Sylt beträchtlich.
Kai Ahrendt: "Zur Zeit liegen die Kosten bei zirka zehn Mark pro Kubikmeter, das heißt 12 Millionen Mark je Jahr."
Damit kommen auf das Land Schleswig-Holstein und den Bund allein durch die Sandvorspülungen in den nächsten fünfzig Jahren Ausgaben zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Mark zu. Gerechtfertigte Ausgaben oder ökologischer und ökonomischer Unsinn?
Kai Ahrendt: "Man kann selbstverständlich auch die Option aufrecht erhalten: Wir geben die Objekte auf, die direkt an der Küste liegen und bauen sie im Osten neu, Abschreibungszeit vielleicht dreißig Jahre. Das müsste man auch mal wirtschaftlich durchrechnen."
Orte wie Westerland und Kampen könnten dann freilich nicht mehr mit dem Blick auf tosende Wellen der Nordsee werben, sondern höchstens mit dem beschaulichen Treiben auf der Wattenseite der Insel.
Der Geologe Kai Ahrendt vom Geomar in Kiel hat in den vergangenen drei Jahren im Auftrag des Bundesforschungsministeriums untersucht, wie die Nordseeinsel Sylt in den kommenden fünfzig Jahren gesichert werden kann. Vor kurzem stellte der Experte seinen Abschlussbericht vor. Schon heute verliert Sylt Jahr für Jahr bei Sturmfluten und starken Strömungen an Substanz:
Kai Ahrendt: "Zur Zeit gehen der Küste zirka 1,2 Millionen Kubikmeter Sand jedes Jahr verloren und dieser Trend wird sich mit Sicherheit in Zukunft fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken."
Sylt unterliegt dabei zu einem beträchtlichen Teil der natürlichen Verlagerung der Nordfriesischen Inseln in Richtung Osten. Diese Wanderung der Inseln nahm ihren Ausgang mit dem Ende der jüngsten Eiszeit vor knapp 15 000 Jahren, als der Meeresspiegel durch das Abschmelzen des Gletschereises weltweit wieder anstieg:
Kai Ahrendt: "Wir wissen aus Sedimentkartierungen, dass die Küste zirka zehn Kilometer weiter im Westen gelegen war und vor ungefähr 7000 Jahren mit der Nordsee in Berührung gekommen ist."
Seitdem nagt das Meer an der Gestalt der Insel. Bei Sturmfluten steigt der Wasserstand so hoch, dass nicht nur der Strand, sondern auch die Düne und das Kliff angegriffen werden. Dadurch kommt es zum Küstenabbruch. Die verloren gegangenen Sande und Tone, auch Sedimente genannt, werden anschließend in Richtung Norden und Süden zu den benachbarten Inseln transportiert und fehlen dadurch der Küste von Sylt.
Dieser Trend dürfte sich in Zukunft noch verstärken, wenn klimabedingt der Meeresspiegel weiter ansteigen wird. Experten rechnen heute mit einer Erhöhung des Wasserstandes um bis zu einem halben Meter in den kommenden fünfzig Jahren. Was ist zu tun, um das Wandern der Insel zu stoppen?
Kai Ahrendt: "Nach dem heutigen Stand der Technik sind die Sandvorspülungen das Mittel der Wahl. Letztendlich muss jede sandige Küste, wenn sie denn in dem Zustand erhalten werden soll, wie sie sich heute befindet, das Sediment zugeführt bekommen, was auf natürlichem Wege verloren geht."
Und das bedeutet, dass in Zukunft in den von starken Winden verschonten Sommermonaten von einem Schiff aus Sand in die Nordsee vor Sylt eingeleitet werden muss. Ahrendt kommt durch eine Computermodellierung zu diesem Ergebnis. Tausende von Daten aus mehreren Jahrzehnten hat der Geologe eingerechnet: Messergebnisse von Wellenhöhe und -richtung vor Sylt, der Reliefform und der Strömungsrichtung. Das Ergebnis:
Kai Ahrendt: "Im Jahr 2050 würden wir im schlechtesten Fall um die zwei Millionen Kubikmeter Verlust haben. Wie wir jetzt sehen: Dieses Jahr werden zwei Millionen Kubikmeter vorgespült. Das ist also eine Größenordnung, die ohne Weiteres technisch realisierbar ist."
Ein Wermutstropfen in Ahrendts Computermodell ist der Norden von Sylt: Der heute schon stark angenagte Ellenbogen bei List wird in den kommenden Jahrzehnten zur eigenständigen Insel werden. Doch auch so sind die Ausgaben für den neuen Sand von Sylt beträchtlich.
Kai Ahrendt: "Zur Zeit liegen die Kosten bei zirka zehn Mark pro Kubikmeter, das heißt 12 Millionen Mark je Jahr."
Damit kommen auf das Land Schleswig-Holstein und den Bund allein durch die Sandvorspülungen in den nächsten fünfzig Jahren Ausgaben zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Mark zu. Gerechtfertigte Ausgaben oder ökologischer und ökonomischer Unsinn?
Kai Ahrendt: "Man kann selbstverständlich auch die Option aufrecht erhalten: Wir geben die Objekte auf, die direkt an der Küste liegen und bauen sie im Osten neu, Abschreibungszeit vielleicht dreißig Jahre. Das müsste man auch mal wirtschaftlich durchrechnen."
Orte wie Westerland und Kampen könnten dann freilich nicht mehr mit dem Blick auf tosende Wellen der Nordsee werben, sondern höchstens mit dem beschaulichen Treiben auf der Wattenseite der Insel.