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Sanierungsplan für Opel
Hoffnung für die verbleibenden Mitarbeiter

Der von Unternehmensführung und Betriebsrat vorgestellte Sanierungsplan für den Autobauer Opel sieht zwar den Abbau von rund 20 Prozent der Stellen vor, aber er bietet den verbleibenden Mitarbeitern eine Perspektive. Ob sich damit auch der dringend nötige wirtschaftliche Erfolg einstellt, muss sich noch zeigen.

Von Mischa Ehrhardt | 30.05.2018
    Das Opel-Logo prangt auf dem Werksgelände des Autobauers Opel in Rüsselsheim auf einem Turm
    Opel-Werk in Rüsselsheim (dpa/Arne Dedert)
    Noch vor wenigen Wochen standen sich die beiden Seiten von Opel – also das Management und der Betriebsrat gemeinsam mit der IG-Metall ziemlich unversöhnlich gegenüber. Deswegen können nun beide Seiten nach vorne schauen – und den gefunden Kompromiss für sich verbuchen. Opel-Chef Michael Lohscheller hat auch Dankesworte für die Mitarbeiter im Gepäck, als er am Vormittag ein Statement vor der Presse herunter betet.
    "Wir haben alle unsere Werke wettbewerbsfähig gemacht und können nun die Investitionsentscheidungen auslösen. Dabei bin ich dankbar für die Zugeständnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
    Die sprachliche Form der Vergangenheit - man hat die Werke bereits wettbewerbsfähig gemacht - ist wohl nicht zufällig gewählt. Denn zwar sollen insgesamt 3.700 von den 19.000 Beschäftigten in Deutschland das Unternehmen verlassen - das entspricht einem Personalabbau von rund 20 Prozent. Allerdings weist Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug darauf hin, dass dieser Abbau bereits fast vollständig in den vergangenen Monaten unter Dach und Fach gebracht worden ist. Denn mehr als 3.500 Mitarbeiter haben bereits in Aufhebungsverträge eingewilligt und werden mit ihrer freiwilligen Entscheidung das Unternehmen verlassen.
    Oft gehen die besseren Mitarbeiter
    "Die Differenz, die dann noch existiert, die ist so gering, dass der ein oder andere noch den Aufhebungsvertrag vereinbaren wird, sodass wir sagen können: Die Restrukturierung von Opel ist mit den 3.700 abgeschlossen."
    Das allerdings kann auch Probleme mit sich bringen, darauf weist der Autoexperte im Bankhaus Metzler, Jürgen Pieper hin.
    "In der Regel ist es ja so, dass die Besseren gehen, weil sie Alternativen und andere Möglichkeiten haben; und wenn sie dazu noch einen großen Scheck bekommen, man redet ja teilweise von 200.000-Euro-Abfindungen, dann gehen die erst recht. Meist ist es ja so, dass man gerade die verliert, die man lieber halten wollte."
    Für den Rest der verbleibenden rund 15.000 Opelaner gilt, dass sie nun aufatmen können. Denn bis 2023 soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Jedenfalls scheint nun der Weg frei zu sein für die Zukunftsstrategie mit dem Namen "Pace", was so viel heißt wie Tempo oder Geschwindigkeit. Dass der Konzern vor allem bei den Autoverkäufen Gas geben muss, ist angesichts schrumpfender Marktanteile und fortwährenden Verlusten klar.
    Opel braucht einen richtigen Hit
    "Es ist eine Summe der Fehler der letzten 20 Jahre. Da kann man natürlich die alte Mutter GM verantwortlich machen, doch das hilft heute auch nichts mehr. Die Marke ist so schwach geworden, dass auch ein gutes Auto nicht aus der Not hilft; das müsste schon ein sehr gutes Auto, ein richtiger Hit sein. Und den hat man bei Opel noch nicht gesehen bis heute."
    Das ausgesprochene Ziel der Konzernführung ist es, bereits im Jahr 2020 in die Gewinnzone zu kommen und eine Rendite von zwei Prozent zu erreichen. Jürgen Pieper hält das für ausgeschlossen.
    "Vielleicht ist das Ziel von Peugeot, 2020 Break-even realistisch. Vorher ist die Chance fast null."
    Break-even, also eine Null, immerhin, muss man bei Opel schon sagen. Ob die Rechnung am Ende allerdings aufgeht und die Marke stark genug ist, das steht auf einem anderen Blatt als der nun verkündeten Einigung auf ein Sanierungskonzept.