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Sanierungsstau an der Universität Hamburg
Marode Gebäude, provisorische Lösungen

An der Universität Hamburg hat der Sanierungsstau erstaunliche Ausmaße angenommen. Die Uni-Leitung reagiert darauf mit der Räumung ganzer Hochhäuser oder stellt dem Regen, der durch die Decken kommt, ganz banal, Plastikeimer entgegen.

Von Axel Schröder |
    Blaue Plastikeimer im Flur der Uni Hamburg
    Blaue Plastikeimer im Flur der Uni Hamburg (Axel Schröder / Deutschlandradio)
    Im weitläufigen Foyer der Sozialökonomen an der Uni Hamburg sitzen Studierende, trinken Kaffee, lesen in ihren Lehrbüchern, plaudern in der Pause zwischen den Vorlesungen. Licht fällt durch die großen Glasfenster in der Decke des Betonbaus. Aber diese Fenster machen Probleme, zumindest bei Regenwetter.
    "Wir sind hier im Fachbereich Sozialökonomie, im Flur. Wir sehen hier auf dem Boden etwa zehn Eimer. Die stehen hier, weil, wenn es anfängt zu regnen, ist das Dach nicht ganz dicht und dann regnet es rein. Und die Eimer sind jetzt seit mehreren Jahren schon hier dafür da, dass es nicht alles auf dem Boden verläuft."
    Oliver Vornfeld, Geoffrey Youett und Vincent Eckert vom AStA der Uni Hamburg haben zum Rundgang über den Campus eingeladen. Zur Besichtigung des immensen Sanierungsstaus an den Uni-Gebäuden.
    Die Studenten überqueren den Campus, stehen am Fuße des Philosophenturms. Hellgrau und blassgelb getüncht, fast zwanzig Stockwerke hoch, von außen sieht der Turm fast wie neu aus. Aber dieser Eindruck täuscht, erklärt Geoffrey Youett.
    "Die Grundsubstanz ist natürlich über die Jahre immer weiter kaputtgegangen. Wir haben hier Leitungen, die einfach durch die Stockwerke durchgebohrt wurden. Das ist am Ende nur noch ein einziger Kamin gewesen."
    "Kreative" Bewältigung der Baumängel
    Bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind, müssen die Studierenden nun zwischen dem Uni-Campus und einem Übergangsgebäude in der weit entfernten City-Nord hin- und herpendeln.
    Nächste Station des Rundgangs ist die Theologische Fakultät. Ein typischer Siebzigerjahre-Sichtbetonbau. Oliver Vornfeld vom AStA der Uni Hamburg schaut hoch zur Fassade, aus der an vielen Stellen dicke Betonbrocken herausgebrochen sind.
    "Die Gefahr, dass von oben Steine herunterbröckeln, man sieht es auch: An vielen Stellen ist das ausgebrochen. Die Gefahr wird dadurch gebannt, dass man eine Überdachung macht, unter der man dann durchgehen kann, damit einem nichts zustößt. Eine äußerst kreative Weise der Bewältigung von Baumängeln!"
    Hamburgs Uni-Präsident Dieter Lenzen kennt diese provisorischen Laubengänge mit extra-starker Holzdecke. Er weiß von den Wassereimern der Sozialökonomen und dem gesperrten Philosophenturm. Den akuten Sanierungsstau, den er mit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren von seinen Vorgängern geerbt hat, beziffert er auf 200 Millionen Euro.
    "Die Sanierungen, die etwas längerfristig gemacht werden müssen, laufen gegen eine Milliarde. Das kann man nicht über Nacht, das kann keine Gemeinde schaffen, aber es muss sein."
    Einführung eines Mieter-/Vermieter-Modells
    Im Übrigen hätten unzählige andere Universitäten in Deutschland die gleichen Probleme mit einem Sanierungsstau bei ihren Bestandsbauten. Und natürlich seien in den letzten Jahren auch zahlreiche, hochmoderne Uni-Neubauten wie der Forschungscampus des weltweit einzigartigen Röntgenlasers in Hamburg-Bahrenfeld entstanden, so Hamburgs Uni-Präsident.
    Aufgelöst werden soll der bestehende Sanierungsstau durch einen radikalen Systemwechsel im Management der Hochschul-Immobilien: Nicht die Universität soll in Zukunft für die Sanierung ihres Bestands und für Neubauten zahlen, sondern ein städtisches Immobilien-Unternehmen, die Sprinkenhof GmbH.
    "Die Stadt hat sich entschieden, ein so genanntes Mieter-/Vermieter-Modell einzuführen. Das bedeutet, dass ein staatseigener Betrieb die Gebäude errichtet beziehungsweise in Besitz nimmt und herrichtet. Und die Hochschule muss dann das Gebäude davon mieten. Die Mietsumme wird dem Gesamthaushalt hinzugeführt, so dass das sozusagen ein durchlaufender Posten ist. Davon verspricht man sich, dass diese staatseigenen Firmen dann auch tatsächlich dafür sorgen, dass die Gebäude auf dem neuesten Stand sind."
    Plastikeimer, die den Regen auffangen und verbretterte Schutzgänge, die vor herabfallenden Fassadenteilen schützen, diese Provisorien sollen dann der Vergangenheit angehören.