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Sanktionen gegen Russland
Konsequenzen für deutsche Transportwirtschaft

Exporte aus aller Welt in russische Häfen laufen vor allem über Bremerhaven und Hamburg. Vor allem kleine, vom Russland-Geschäft abhängige Firmen, sprechen offen über ihre Sorgen und die Auswirkungen der Krim-Krise auf ihre Unternehmen. Andere hingegen warnen vor Panikmache.

Von Axel Schröder |
    Klaus Dieter Peters, Vorstandsmitglied der HHLA, der Hamburger Hafen und Logistik-AG, wiegelt ab. Obwohl der Terminalbetreiber einen Gutteil seines Geldes mit Gütertransporten nach Russland verdient:
    "Was wir derzeit sehen, ist in erster Linie eine Entwicklung auf politischer Ebene. Die Gespräche, die wir im wirtschaftlichen Raum führen, sind sehr konstruktiv. Und ich muss sagen, dass wir hier in den vergangenen Jahren mit den Russen auch ein sehr gutes Verständnis entwickelt haben. Das eine muss man derzeit klar vom anderen trennen!"
    Für die Geschäfte der HHLA spielt nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine eine wichtige Rolle. Im südukrainischen Odessa beschäftigt die Firma 500 Angestellte, Umschlagplatz am Schwarzen Meer ist der leistungsfähigste des ganzen Landes. Vorstandsmitglied Peters hofft denn auch auf die Chancen, die sich durch den Umbruch in der Ukraine ergeben könnten:
    "Wenn wir unterstellen, dass die EU in den kommenden Jahren wahrscheinlich auch im Rahmen von Hilfsprogrammen der Ukraine unter die Arme greifen wird, dann prognostiziere ich, dass wir hier eher Wachstumsimpulse sehen werden. Und im Übrigen sind Investitionen in Häfen eher langfristig angelegt und man darf sich da auch von Abweichungen im Rahmen von einigen Monaten nicht Bange machen lassen."
    Und harte Wirtschaftssanktionen erwartet er ohnehin nicht, so Peters. Ganz ähnlich sieht das Michael Bräuninger, Forschungsdirektor des Hamburgischen Weltwirtschaft-Instituts. Entwarnung für den Handel der Hafenwirtschaft gibt er aber nicht:
    "Ich denke, erste Effekte werden jetzt schon zu beobachten sein. Obwohl es noch keine harten Sanktionen gibt. Obwohl es noch keine Exportverbote gibt, gibt es doch das Risiko. Das Risiko wird dazu führen, dass Exporteure vorsichtig sind. Sie wissen vielleicht nicht, ob die Zahlungen auch erfolgen, ob denn die Waren, die geliefert werden, bezahlt werden. Und insofern verzögern sie erst mal Lieferungen. Die werden erst mal abwarten, sie werden eventuell nur gegen Vorkasse liefern. Und das dauert alles, das ist alles sehr viel schwieriger. Und insofern glaube ich, dass auch schon jetzt die Umschläge in Richtung Russland zurückgehen werden."
    Dabei ist Russland nach China der größte Handelspartner für die Hamburger Hafenunternehmen.
    Die HHLA, als großer, finanzstarker Terminalbetreiber mit städtischer Beteiligung kann die bisher vor allem politisch-diplomatischen Kämpfe zwischen Bundesregierung und der russischen Führung verhältnismäßig gut verkraften. Kleine Betriebe wie die Reederei Heinrich bereitet die Krise größere Sorgen. Drei Schiffe hat die Reederei. Alle unterwegs zwischen Marokko, Bremerhaven, Hamburg und Kaliningrad oder dem Hafen von St. Petersburg. Jens Robrahn, der zusammen mit seiner Frau Petra Heinrich die Reederei führt, glaubt zwar auch nicht an neue, schärfere Sanktionen. Aber unter den Schikanen der russischen Behörden, des Zolls, leiden sie heute schon. Zuletzt wegen vier nicht deklarierter Schmieröl-Kanister:
    "Und das ist eine unendliche Sache! Das geht zum Court und alles Mögliche! Da hantieren wir jetzt schon seit vier Monaten rum und wissen immer noch nicht, was los ist. Wenn die Russen sich über irgendwas ärgern, was die deutsche Regierung gemacht hat, lassen sie sich an so Kleinigkeiten aus."
    Kleinigkeiten, die der kleinen Reederei Heinrich, vor allem den Schiffsbesatzungen das Leben schwer machen. Robrahn zieht die Brauen hoch. Im sechsten Jahr der Schifffahrtskrise kann die Reederei auf neue Sanktionen gegen Russland gut verzichten.