Doping
Die Schwestern Benfares - stürzt das Lügengebilde zusammen?

Seit einigen Wochen läuft ein Verfahren gegen die deutsche Leichtathletin Sara Benfares. Nun ist auch die kleine Schwester Sofia wegen Dopingverdachts vorläufig suspendiert worden. Beim Heimatverein versucht man den Schaden in Grenzen zu halten.

Matthias Friebe im Gespräch mit Thomas Klein |
Sofia Benfares in Aktion bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Auestadion in Kassel.
Nach Sara Benfares ist auch ihre jüngere Schwester Sofia Benfares positiv auf ein verbotenes Dopingmittel getestet worden. Als Ersttäterinnen drohen den beiden Schwestern bis zu vierjährige Wettkampfsperren. (dpa / picture alliance / KJPeters)
Der Leichtathletik-Skandal um die Familie Benfares spitzt sich weiter zu. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) hat auch gegen Sofia Benfares, die Schwester der bereits suspendierten deutschen Läuferin Sara Benfares, ein Verfahren eingeleitet. Die NADA bestätigte, dass bei der 19-jährigen Sofia Benfares bei einer Trainingskontrolle im Jahr 2023 das verbotene Blutdopingmittel EPO festgestellt worden.
Wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz sei Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken gestellt worden.

Positive Probe wegen Medikamenteneinnahme?

Erst Ende Januar war die vorläufige Suspendierung der großen Schwester Sara Benfares bekannt geworden. Nach Angaben der NADA waren bei einer Probe das verbotene Blut-Dopingmittel EPO sowie Testosteron nachgewiesen worden. Die 22-Jährige, die wie ihre jüngere Schwester dem LC Rehlingen im Saarland angehört, war 2022 bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München Zwölfte über 5000 Meter geworden. Sofia Benfares war 2023 bei der Junioren-EM als Dritte über 3000 Meter ins Ziel gelaufen.
Sara Benfares' Vater Samir, der auch Trainer der Schwestern ist, hatte in einem Bericht eines französischen Portals Spe15 erklärt, bei seiner Tochter sei Knochenkrebs diagnostiziert worden. Die positive Probe sei auf die dringende Einnahme von Medikamenten zurückzuführen.

Albtraum, Schock, "unrunde" Argumente

Offen ist jedoch, wieso daraufhin keine Ausnahmegenehmigung für die Einnahme beantragt worden sei, wie sei medizinisch notwendigen Anwendungen üblich - und auch im Nachgang noch einholbar ist. Thomas Klein, Vorsitzender des LC Rehlingen sprach im Deutschlandfunk von einem "Albtraum" für seinen Verein. "Ich war im ersten Moment geschockt", sagte Klein. Die Argumentation der Sportlerin über eine mögliche Ausnahmegenehmigung sei sehr "unrund" gewesen.
Auf Instagram hatte Benfares kurz vor den Doping-Berichten noch Bilder veröffentlicht, wie sie auf Krücken durch einen Flur humpelt, mit bandagiertem Knie, in einem spanischen Krankenhaus. Doch die Bilder werfen Fragen auf, denn erst kurz zuvor ist sie auf Aufnahmen zu sehen, die sie bei harten Tempoeinheiten und Wettkämpfen zeigen. Leistungen, die nach einer angeblichen Chemotherapie eigentlich unmöglich sind.

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Thomas Klein hat nach den positiven Dopingtests versucht, Schaden von seinem Verein zu nehmen und sich klar abzugrenzen. "Mit dem Namen Sara Benfares fällt natürlich auch immer der Vereinsname. Wir mussten jetzt relativ konsequent handeln", sagte er. Beide Schwestern sind suspendiert, auch die finanzielle Unterstützung für die älteste Schwester Selma (24) wurde eingestellt.

LC Rehlingen grenzt sich von den Sportlern ab

Den Frauen werde der Rückzug aus dem Verein nahe gelegt, berichtete Klein. Sollte die Familie dies nicht selber tun, werde man die Athletinnen von Vereinsseite aus dem Verein ausschließen. Bisher habe man hier nicht viel Kooperation und Einsicht von Seiten der Familie Benfares erlebt, berichtete Klein. Klein verteidigte im Deutschlandfunk auch den Schritt, die finanzielle Unterstützung für die älteste Schwester Selma Benfares (24) einzustellen, obwohl ihr bisher keinerlei Vergehen nachgewiesen werden konnte. "Das ist eine Trainingsgruppe. Der Vater ist auch gleichzeitig der Trainer. Sie gehört zu dem 'System'. Damit wollen wir auch nichts zu tun haben."
Leben und trainieren die Benfares-Schwestern nämlich unter ihrem Vater Samir in der Nähe von Paris. In Frankreich starten sie für den CA Montreuil, den früheren Verein des Vaters, dessen Vorsitzender er auch ist. Der Kontakt sei niedrigschwellig gewesen, berichtete Klein. In Rehlingen habe die Gruppe nie trainiert. Dennoch habe er nie damit gerechnet, dass so etwas in einer Familie möglich sein könnte.

Basis für weitere Zusammenarbeit ist zerstört

„Der Schaden für unseren Verein ist sehr groß, weil wir jetzt natürlich immer in Verbindung mit dieser unsäglichen Geschichte gebracht werden“, sagte Klein geknickt. Man werde im April zusammen mit der NADA eine Dopingpräventionsveranstaltung machen, um aufzuklären.
"Der LC Rehlingen wird - wie er es immer gemacht hat - für sauberen und fairen Sport eintreten", zeigte sich der Vereinsvorsitzende zuversichtlich. Den Behauptungen von Samir Benfares und seiner Familie wolle er keinen Glauben mehr schenken. Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit sei zerstört.