Die Ankündigung kam einmal mehr via Twitter und war des Lobes voll über Sarah Huckabee Sanders. Sie war im Juli 2017 zu Trumps Sprecherin aufgerückt, nachdem ihr Vorgänger Sean Spicer das Handtuch geworfen hatte. "Unsere wunderbare Sarah Huckabee Sanders", twitterte Trump, werde das Weiße Haus Ende des Monats verlassen. Trump teilte mit, dass sie in ihre Heimat Arkansas [*] zurückkehren werde, wo ihr Vater lange Gouverneur war. Er würde sich freuen, wenn Sarah Huckabee Sanders dort als Gouverneurin antreten würde, schrieb Trump. Sanders war als Sprecherin Donald Trumps so umstritten wie er selbst – sie hatte den regelmäßigen Pressebriefings ein Ende gemacht und geriet nie in Verlegenheit, wenn es darum ging, eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für Trumps Lügen oder Fehlleistungen zu finden.
FBI informieren? Das fand Trump weltfremd
Eine Begründung für das abrupte Ende der Sprechertätigkeit für den Präsidenten gab es zunächst nicht. Trump verkündete diese Entscheidung am Ende eines Tages, der ganz unter dem Eindruck eines Interviews mit dem Fernsehsender ABC gestanden hatte. Darin hatte Trump dem Starmoderator des Senders, George Stephanopoulos, gesagt, er werde auch im kommenden Wahlkampf nicht davor zurückschrecken, belastendes Material über seine politischen Gegner aus dem Ausland anzunehmen.
Ob er denn nicht umgehend das FBI informieren wolle, wenn ihm belastendes Material aus dem Ausland angeboten werde, wurde Trump gefragt. Das fand der Präsident ziemlich weltfremd.
Allerdings hatte der von Trump eingesetzte FBI-Chef Christopher Wray eben das gefordert: das FBI müsse in solchen Fällen umgehend informiert werden. Die Antwort Trumps: Hier liegt der FBI-Chef falsch.
Zwischen Empörung und Entsetzen
Die Reaktionen schwankten zwischen Empörung und Entsetzen: Hatte Trump doch mit diesen Äußerungen zu erkennen gegeben, wie groß die Bereitschaft des Trump-Teams im Wahlkampf von 2016 gewesen ist, russische Informationen über – so wörtlich- "Dreck über Hillary Clinton" anzunehmen. Das hatte zwar auch Sonderermittler Robert Mueller so festgestellt, aber keine Beweise für eine organisierte Zusammenarbeit mit russischen Informanten finden können. Nun erklärte der Präsident, er werde sich auch in künftigen Fällen nicht anders verhalten – und keinesfalls den eigenen Geheimdienst einschalten. Das war die falsche Antwort, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham, ein enger Vertrauter des Präsidenten
Mehr noch: Das sei ein Fehler gewesen, und er wolle nicht den Eindruck erwecken, den Präsidenten in seiner Haltung zu ermutigen.
Die demokratische Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, verurteilte die Äußerungen des Präsidenten scharf: Jeder Amerikaner müsse schockiert sein über die Bemerkungen Donald Trumps, sagte sie. Trump lasse jedes ethische Bewusstsein vermissen.
Eine Einladung an ausländische Mächte
Nancy Pelosi wertete Trumps Äußerungen als Einladung an ausländische Mächte, erneut in den amerikanischen Wahlkampf einzugreifen
Die Demokraten wollen jetzt auf gesetzgeberischem Weg für noch klarere Regelungen sorgen, ausländische Angriffe auf das politische System der USA unter Strafe zu stellen. Die immer lauter werdenden Stimmen unter den Demokraten, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einzuleiten, erteilte Pelosi aber erneut eine Absage. Es gehe um die Wahrheit – und der werde man mit den Mitteln der Anhörungen, der Vorladungen und der Prüfung von Beweisstücken langsam, aber sich näher kommen.
[*] Redaktionelle Anmerkungen: In einer früheren Fassung dieses Beitrags war ein falscher US-Staat als Heimat angegeben; der Fehler wurde in der Textfassung korrigiert.