"Ich war damals auf einer Studienreise in China, und natürlich wurden wir mächtig kontrolliert. Die Unruhe war damals sehr groß, es war sogar richtig Panik in China, einfach deswegen, weil das das erste Mal war, dass man mit so etwas konfrontiert wurde."
Rolf Langhammer, Ökonom am IfW, am Kieler Institut für Weltwirtschaft, erinnert sich an die SARS-Pandemie, die im November 2002 begann. Deren Auswirkungen zeigten sich vor allem in den betroffenen Regionen, sagt Eric Heymann, Luftverkehrsexperte der Deutsche Bank Research:
"Da sind Konferenzen abgesagt worden, da sind große Sportveranstaltungen verschoben worden, einfach um das Risiko zu vermindern, dass Menschen in Kontakt miteinander treten. Die Einzelhandelsumsätze sind zurückgegangen, weil Menschen versucht haben zu vermeiden, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen."
Effekte waren nicht nur regional zu spüren
Damals aber ging die Verbreitung des bis dahin unbekannten Virus von der international gut angebundenen Provinz Guandong aus, das hatte die schnelle Verbreitung von Sars damals begünstigt und führte zu deutlichen Effekten im Luftverkehr und im Tourismus, die nicht nur regional zu spüren waren, sagt Heymann:
"Das war so stark, auf globaler Ebene, dass man sogar die Auswirkungen im globalen Luftverkehr gesehen hat. Es waren also zwei Jahre in Folge, in denen der Luftverkehr nur wenig gewachsen ist im langfristigen Vergleich, und im Tourismus hat man sogar einen Rückgang der Touristenzahlen gesehen. Das ist extremst selten, das hatte man in der Vergangenheit nur in Ausnahme Jahren nach 9/11, oder im Jahr der globalen Finanzkrise 2009. Ansonsten wächst der Tourismus ständig."
Der internationale Luftverkehrsverband IATA nannte wegen des Lungenvirus 2003 damals das "schwierigste Jahr in der Geschichte der Luftfahrt" und bezifferte den wirtschaftlichen Schaden allein für seine Branche mit zehn Milliarden Dollar.
Chinesische Wirtschaft aktuell angeschlagen
Insgesamt aber hätten sich die wirtschaftlichen Auswirkungen in Grenzen gehalten – trotz der Verbreitung in 29 Ländern, sagt im Rückblick Handelsexperte Langhammer vom IfW: "Man muss sehen, dass China damals noch vor der großen Krise 2008 war sicherlich in einer Hochwachstumsphase, mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um zehn Prozent. Man rechnet heute im Nachhinein, das das etwa ein Prozent Wachstum gekostet hat. Es war ein Nachfrageschock da am Anfang, aber er hat sich relativ schnell gelegt, obwohl SARS damals ja fast 1.000 Tote gekostet hat. Man hat dann doch diese Krankheit dann relativ schnell wieder in den Griff gekriegt."
Dennoch könnte der aktuelle Corona-Virus doch deutliche Effekte zeigen, sagt der Ökonom, denn aktuell sei die Wirtschaft in China angeschlagen: "Wir haben hier neue Faktoren in China. Wir haben ein deutlich schwächeres Wachstum, wir haben diese Probleme mit den USA, wir haben die Schweinegrippe und wir haben natürlich die Auswirkungen auf die Reisetätigkeit innerhalb Chinas. Es könnte kurzfristig lokal schon bestimmte Sektoren, ich nenne das mal Nachfrageschock für die Reiseindustrie, vielleicht doch größere Auswirkungen haben, nicht für die Weltwirtschaft, aber für China selbst." So sehen auch die deutschen Außenhändler aktuell keine Gefahr für ihre Geschäfte durch den sich ausbreitenden Virus in China.