Flussdeiche, die bei Hochwasser brechen. Ein Erdbeben im Oberrheingraben und die Folgen. Ein Vulkanausbruch in der Eifel. Mögliche Umweltkatastrophen dieser Art können künftig noch viel genauer aus dem Weltraum beobachtet werden als bisher. Möglich macht das die Europäische Weltraumagentur ESA mit neuartigen kleinen Umweltbeobachtungssatelliten mit dem Namen "Sentinel". Gefördert werden die neuen Umwelt-Wachposten im All vom EU-Programm Kopernikus. Bernhard von Weyhe, Sprecher der ESA:
"Landrutsch-Situationen, Überflutungen. Brechen die Deiche, brechen sie nicht? Das sind ganz kritische Informationen, die schnell und gut formatiert sowohl an die Wissenschaftler als auch an die öffentlichen Entscheidungsträger oder die Sicherheitsbehörden gebracht werden müssen. Und da wird Sentinel mit diesem Kopernikus-Programm sehr wichtige Dinge leisten, die es bisher noch nicht gegeben hat."
Erdoberfläche zwei Mal pro Tag abgedecken
Die neuen Katastrophenschutz-Satelliten sollen bis 2017 im All sein. Sie ergänzen Wetter- und Klimasatelliten, die in 800 Kilometern Höhe ständig die Pole überfliegen. Immer wieder in einer leicht versetzten Umlaufbahn, sodass sie Erdoberfläche zwei Mal am Tag komplett abdecken können. Doch es gibt noch eine zweite Satellitengruppe zur Klimabeobachtung. Das erklärt Dieter Klaes. Er ist Wissenschaftler bei EUMETSAT, der europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten, der 30 Mitgliedsländer angehören:
"Und dann gibt es die geostationären Satelliten: Das sind Satelliten, die in 36.000 Kilometern Höhe über dem Äquator stehen. Die drehen sich quasi mit der Erde mit und sehen immer den gleichen Ausschnitt. Je nachdem, wo sie positioniert sind, natürlich. Und da gibt es einen Ring von Satelliten, der auch von verschiedenen Staaten betrieben wird. Die Systeme sind komplementär, die ergänzen sich also."
EUMETSAT mit Sitz in Darmstadt steuert zurzeit sechs Satelliten zur Klimabeobachtung aus dem Weltraum bei. Für langfristige Prognosen der Klimaentwicklung sind noch etwas andere Voraussetzungen zu erfüllen als für die tägliche Wettervorhersage, erklärt EUMETSAT-Wissenschaftler Dieter Klaes:
"Wo drauf es ankommt, sind zwei Dinge, zwei Kernsachen: Das eine ist die lange Serie. Man braucht also bei Klimabeobachtungen Reihen, die 30 Jahre und länger sind. Und man braucht Messgeräte, die sehr, sehr präzise messen. Viel präziser als für die tägliche Beobachtung, weil das Signal der Klimaänderung sehr klein ist."
Mehr als 1000 Satelliten umkreisen die Erde
Die europäische Raumfahrtbehörde ESA betreibt seit 20 Jahren Umweltsatelliten. Aktuell sind fünf kleinere ESA-Klimasatelliten im All unterwegs, um etwa die Dicke des Eises in den Polargebieten oder den Zustand der Biomasse auf der Erde und die Bodenfeuchte zu erfassen. ESA-Sprecher Bernhard von Weyhe:
"Und dann haben wir noch die Mission SWARM, die guckt nach der Interaktion zwischen Erdmagnetfeld und Sonnenwind. Es gibt Wissenschaftler, die sagen, dass es Einflüsse gibt vom Sonnenwind auf den Klimawandel."
Dazu kommen nun die Sentinel-Satelliten, die Daten für die aktuelle Katastrophenbekämpfung liefern werden. Mehr als 1000 Satelliten umkreisen inzwischen den Planeten. Die Überwachung aus dem All wird immer engmaschiger. Der Datenfluss ist enorm, die Kosten genauso. Nicht zu ändern, sagte Brigitte Zypries zum Auftakt der Darmstädter Tagung zur Klimabeobachtung aus dem All. Die SPD-Politikerin ist als Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium für Luft-und Raumfahrt zuständig:
"Ich denke, dass sich die Notwendigkeit einer dauerhaften Erdbeobachtung im Hinblick auf die Klimaveränderung durch Satellitenbilder nicht vermeiden lässt."