Man kann die Größe des Satelliten in etwa mit der einer Waschmaschine oder eines großen Küchentisches vergleichen. Genauer: Er hat die Form eines Würfels mit einer Kantenlänge von etwas mehr als einem halben Meter und wiegt rund sechzig Kilo.
Für den Satelliten verantwortlich ist Anko Börner, der Leiter der Abteilung Informationsverarbeitung optische Sensoren beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof. "Wir stehen hier vor einem 1:1-Modell von einem kleinen Satelliten. Dieser Satellit heißt BIROS, ein System, was in Deutschland entwickelt und gebaut wurde. Er hat die Aufgabe, aus dem All Feuer zu entdecken, und diese Informationen automatisch an eine Bodenstation auf der Erde zu schicken, um dann Einsatzkräfte darüber zu informieren."
Satellit mit zwei Kameras
BIROS steht für "Bispectral Infrared Optical System". Es ist also ein Satellit, der über zwei Infrarot- und eine optische Kamera verfügt. Dadurch sollen Fehlalarme vermieden werden. Denn nicht nur Feuer strahlt Wärme ab, sondern beispielsweise auch Menschenansammlungen.
Schlagen die Infrarotkameras an, wird optisch überprüft, ob es wirklich brennt, erklärt Stephan Römer, Chef des Bereichs Entwicklung und Vermarktung von Weltraumprojekten bei der Astro- und Feinwerkstechnik Adlershof: "Es sind kleine Feuer, so groß etwa wie ein großer Küchentisch, die in einer sehr frühen Phase sind, und die damit erkannt werden können, sodass man entscheiden kann, ob man das Feuer bekämpfen muss, bevor ein Großfeuer daraus entsteht."
Römers Unternehmen hat die Plattform von BIROS gebaut. "Diese Satellitenplattform ist eigentlich alles, was man braucht, um so einen Satelliten im Orbit zu betreiben. Man kann sich das ein bisschen so vorstellen: Wir bauen den Lkw, und was in den Lkw eingeladen wird, das kommt dann vom DLR."
BIROS fliegt in 600 Kilometern Höhe
In einer Höhe von 600 Kilometern wird BIROS seine Bahnen ziehen. Alle 90 Minuten umkreist er die Erde einmal. Dabei überfliegt er die Pole. Da sich die Erde unter ihm wegdreht, dauert es 24 Stunden, bis er wieder dieselbe Stelle überfliegt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Sonneneinstrahlung und die Lichtverhältnisse sich bei jeder Beobachtung ähneln, sich die Daten also vergleichen lassen.
"Der Satellit kann relativ früh sagen 'Passt auf, wenn Ihr an der Stelle nichts macht, habt Ihr in drei Tagen ein richtig dickes Problem!'", erklärt Anko Börner. "Das, was in Australien jedes Jahr mittlerweile passiert: Irgendwo, in irgendeinem Eukalyptus-Wald, entsteht ein Feuer. Das ist noch 500 Kilometer weg von einer Ortschaft. Da hätte man es in dieser Entfernung noch bekämpfen können, weil es relativ klein war. Man bekämpft es nicht, weil man es nicht gesehen hat. Drei Tage später ist das Dorf eingeschlossen, es brennt nieder, es gibt Tote."
Auch Vulkanausbrüche erkennt BIROS
BIROS ist innerhalb von 15 Jahren der dritte deutsche Satellit mit den Fähigkeiten, Waldbrände oder Vulkanausbrüche aus dem All zu erkennen. Der erste ist nicht mehr aktiv, der zweite, TET, soll zusammen mit BIROS nun ein Mini-Netzwerk aufbauen.
Weitere Satelliten dieser Reihe wird das DLR auf eigene Kosten jedoch nicht bauen, so Stephan Römer: "Wir haben hier so ein bisschen das Problem, dass Deutschland zwar die Technologie hat, aber nicht den Bedarf."
Stattdessen könnten große Flächenstaaten wie Australien, Russland, Kanada, China oder die USA künftig von BIROS profitieren. Die Entwickler hoffen deshalb, dass der Satellit ein Exportschlager wird. "Um so etwas dann wirklich operationell zu betreiben", sagt Römer, "um also die Erde oder die interessanten Regionen wirklich flächendeckend und mit kurzen Zeitabständen immer wieder zu sehen, bräuchte man sechs bis acht Systeme im All. Und dann hätte man gewährleistet, dass man mindestens alle sechs Stunden die relevanten Spots auf der Erde beobachten kann."
Um ein weltumspannendes Satellitennetzwerk aufzubauen, verhandelt das DLR derzeit mit anderen Staaten und mit Privatfirmen über die Finanzierung weiterer Brandmelder in der Umlaufbahn.