Der Vorhang zu und alle Fragen offen. So lässt sich zusammenfassen, was gestern bei der Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste zu Berlin zum Thema "Was darf Satire nach Kurt Westergaard" herausgekommen ist. Nämlich nichts Greifbares. Das lag vor allem daran, dass die ausgewählten Diskutanten dem Thema nicht wirklich gewachsen waren, auch wenn Akademiepräsident Klaus Staeck zu Recht in der ‘Frage Westergaard’ eine Grundsatzentscheidung für das Gelingen einer kosmopolitischen Gesellschaft witterte:
"Der Mann ist nach wie vor mit dem Tode bedroht, und wenn wir das hinnehmen wollen, dann können wir unser ganzes Gerede von freier Gesellschaft irgendwann einmal ins Schubfach tun, weil wir selber dann dafür verantwortlich sind, dass wir das nicht verteidigt haben. Ich bin der Meinung, jemand der das gemacht hat, darf nicht um sein Leben fürchten."
Dem widersprach niemand, aber dabei blieb es auch. Dieter Hildebrandt mochte als Kabarettist "lieber nicht verletzten", Karikaturist Gerhard Haderer kannte sich im Islam nicht aus. Klaus Staeck kritisierte ungern "unterdrückte Minderheiten".
Und so fiel es allen schwer, Kurt Westergaards per Video übermittelter Botschaft zuzustimmen, dass der Konflikt um seine Zeichnungen eigentlich ein weltweiter Kulturkampf zwischen Toleranz und religiösem Autoritarismus sei, bei dem man sich entscheiden müsse zwischen heiß, kalt und lau:
"Meine Zeitung Jyllands-Posten fragte etwa 30 Zeichner, ob sie eine Zeichnung über dieses Thema Äußerungsfreiheit machen wollten und zwölf haben Zeichnungen gemacht, aber die Konsequenzen hat man damals im September 2005 nicht vorgestellt. Ich habe meine Arbeit nur getan. Wär es nicht diese Zeichnung, dann vielleicht wär es ein Theaterstück, ein Buch, diese Lage würde früher oder später kommen. Diese Friktion zwischen zwei Kulturen, was Religion, was Äußerungsfreiheit betrifft. Ich bin überzeugt, dass diese Zeichnungen, sie haben eine gute Mission gehabt."
Unbestreitbar ist, dass mittlerweile alle Fundamentalisten den Erfolg sehen, den Gewalt gegen liberale Gesellschaften nach sich zieht. Seit 2006 werden Stücke von den Spielplänen abgesetzt, wie Idomeneo in Berlin. Es werden Teilnehmer aus Veranstaltungen herausgedrängt, wie die Gruppe Oomph, die wegen dem Song "Gott ist ein Popstar" von der Echopreisverleihung ausgeladen wurde.
Dem Satiremagazin Titanic wurde auf der Frankfurter Buchmesse mit diplomatischem Druck ein "Mohammed-Malwettbewerb" abgewürgt. Nürnberger Staatsanwälte prüfen, ob eine Karikatur verboten werden kann, bei der Gott zu Jesus sagt, "Ey isch habe Deine Mutter gefickt". Der Papst protestierte gegen Martin Kippenbergers "gekreuzigten Frosch". Und auch dem Leiter der Galerie Caricatura aus Kassel Martin Sonntag treten seine Besucher neuerdings anders gegenüber:
"Seit 2006 ist es aber so, wenn man eine Karikatur zum Thema Kirche und Religion hat, auch im christlichen Welt, ist der erste Satz, den wir jetzt hören immer, "Ich fühle mich in meinen religiösen Gefühlen verletzt", haben wir schon mal gelernt, dass wirkt anscheinend. Der zweite Satz ist, "Mit Mohammed traut ihr Euch das nicht, die würden Euch mal schön die Bude einrennen". Daraus folgere ich, ist die christliche Welt ... die sind so richtig neidisch, die wollen auch einen Jihad haben..."
Der Frage aber, welche Grundsätze Satire bei der Auseinandersetzung mit Religion folgen sollte, welche Rechtsgüter gegebenenfalls Gerichte in den Vordergrund stellen sollten – Gotteslästerung, öffentlichen Frieden oder Freiheit der Kunst – ging niemand nach.
Dazu wäre Kompetenz im internationalen Menschenrecht wie sie vielleicht die deutsche Stiftung Friedensforschung aufweist; eine intime Kenntnis des Islam wie sie im neuen Zentrum für Islamische Theologie in Münster zu finden ist, Erfahrung über den muslimischen Humor wie sie der Soziologe Sharif Kanaana mit Pierre Heumann erforschte; und ein Cartoonist vom Schlage Ralf Königs, der bereits eine preisgekrönte Bibel-Trilogie inklusive Islamverweisen gezeichnet hat von Nöten gewesen. Einen zweiten Anlauf zu demselben Thema stellte Klaus Staeck gestern noch in Aussicht.
"Der Mann ist nach wie vor mit dem Tode bedroht, und wenn wir das hinnehmen wollen, dann können wir unser ganzes Gerede von freier Gesellschaft irgendwann einmal ins Schubfach tun, weil wir selber dann dafür verantwortlich sind, dass wir das nicht verteidigt haben. Ich bin der Meinung, jemand der das gemacht hat, darf nicht um sein Leben fürchten."
Dem widersprach niemand, aber dabei blieb es auch. Dieter Hildebrandt mochte als Kabarettist "lieber nicht verletzten", Karikaturist Gerhard Haderer kannte sich im Islam nicht aus. Klaus Staeck kritisierte ungern "unterdrückte Minderheiten".
Und so fiel es allen schwer, Kurt Westergaards per Video übermittelter Botschaft zuzustimmen, dass der Konflikt um seine Zeichnungen eigentlich ein weltweiter Kulturkampf zwischen Toleranz und religiösem Autoritarismus sei, bei dem man sich entscheiden müsse zwischen heiß, kalt und lau:
"Meine Zeitung Jyllands-Posten fragte etwa 30 Zeichner, ob sie eine Zeichnung über dieses Thema Äußerungsfreiheit machen wollten und zwölf haben Zeichnungen gemacht, aber die Konsequenzen hat man damals im September 2005 nicht vorgestellt. Ich habe meine Arbeit nur getan. Wär es nicht diese Zeichnung, dann vielleicht wär es ein Theaterstück, ein Buch, diese Lage würde früher oder später kommen. Diese Friktion zwischen zwei Kulturen, was Religion, was Äußerungsfreiheit betrifft. Ich bin überzeugt, dass diese Zeichnungen, sie haben eine gute Mission gehabt."
Unbestreitbar ist, dass mittlerweile alle Fundamentalisten den Erfolg sehen, den Gewalt gegen liberale Gesellschaften nach sich zieht. Seit 2006 werden Stücke von den Spielplänen abgesetzt, wie Idomeneo in Berlin. Es werden Teilnehmer aus Veranstaltungen herausgedrängt, wie die Gruppe Oomph, die wegen dem Song "Gott ist ein Popstar" von der Echopreisverleihung ausgeladen wurde.
Dem Satiremagazin Titanic wurde auf der Frankfurter Buchmesse mit diplomatischem Druck ein "Mohammed-Malwettbewerb" abgewürgt. Nürnberger Staatsanwälte prüfen, ob eine Karikatur verboten werden kann, bei der Gott zu Jesus sagt, "Ey isch habe Deine Mutter gefickt". Der Papst protestierte gegen Martin Kippenbergers "gekreuzigten Frosch". Und auch dem Leiter der Galerie Caricatura aus Kassel Martin Sonntag treten seine Besucher neuerdings anders gegenüber:
"Seit 2006 ist es aber so, wenn man eine Karikatur zum Thema Kirche und Religion hat, auch im christlichen Welt, ist der erste Satz, den wir jetzt hören immer, "Ich fühle mich in meinen religiösen Gefühlen verletzt", haben wir schon mal gelernt, dass wirkt anscheinend. Der zweite Satz ist, "Mit Mohammed traut ihr Euch das nicht, die würden Euch mal schön die Bude einrennen". Daraus folgere ich, ist die christliche Welt ... die sind so richtig neidisch, die wollen auch einen Jihad haben..."
Der Frage aber, welche Grundsätze Satire bei der Auseinandersetzung mit Religion folgen sollte, welche Rechtsgüter gegebenenfalls Gerichte in den Vordergrund stellen sollten – Gotteslästerung, öffentlichen Frieden oder Freiheit der Kunst – ging niemand nach.
Dazu wäre Kompetenz im internationalen Menschenrecht wie sie vielleicht die deutsche Stiftung Friedensforschung aufweist; eine intime Kenntnis des Islam wie sie im neuen Zentrum für Islamische Theologie in Münster zu finden ist, Erfahrung über den muslimischen Humor wie sie der Soziologe Sharif Kanaana mit Pierre Heumann erforschte; und ein Cartoonist vom Schlage Ralf Königs, der bereits eine preisgekrönte Bibel-Trilogie inklusive Islamverweisen gezeichnet hat von Nöten gewesen. Einen zweiten Anlauf zu demselben Thema stellte Klaus Staeck gestern noch in Aussicht.