Mashup schlägt der DJ eine Brücke zwischen historischer Film- und moderner Tanzclubkultur. Und weiß nie, wie das Publikum reagiert. Meistens aber positiv, wie Friedemann Brenneis erfahren hat.
"Und die Leute haben aufgehört, zu tanzen, und sich den Film angeguckt. Erst für mich ganz komisch, weil es das erste Mal war, dass ich im Club aufgelegt habe, und die Leute hören auf zu tanzen und erst hast du Angst - scheiße, du machst was falsch - aber war ja gar nicht so und dann hat es einen Moment gedauert und dann habe ich gedacht: Hey super! Die Leute lassen sich wirklich auf den Film ein, obwohl sie im Club sind und vorher getanzt haben."
Mittlerweile muss sich DJ D'dread nicht mehr davor fürchten, das Publikum zu verschrecken. Historische Stummfilme in Clubs vertont er nun schon seit einigen Jahren, und dass sich moderne elektronische Tanzmusik sehr gut dafür eignet, hat sich schon früh gezeigt:
"Gerade durch diese alten Bilder und die Geschwindigkeit, die ja damals im Film auch noch viel ruhiger war, dann eher treibende, schnellere Musik dazu zu haben, war super und man hat's dann manchmal bei Platten schon gemerkt, so, oh, krass, das passt ja genau da drauf. Genau in der Sekunde, wenn ich einen Tempowechsel brauche, ist er da."
Der Tempowechsel findet an diesem Abend auch in der Leipziger Distillery statt. Seit 20 Jahren sind die Tanzflächen des Clubs in der ganzen Republik bekannt. Vor allem in der Techno- und Elektroszene. Heute jedoch stehen dort, wo sonst ekstatisch getanzt wird, Stühle. Ein Beamer wirft ein milchig-schales Licht an eine Leinwand, die vor unverputzten Klinkersteinen hängt. Es ist kühl, wenn man sich nicht tanzend warmhalten kann. Das Publikum nimmt's gelassen, trinkt Bier und sieht in schwarz weiß, wie vier Berliner einen typischen Sonntag Ende der 1920er-Jahre verbringen. Dass es untypisch ist, solche "Hochkultur" in Clubs zu bringen, findet Steffen Thieme nicht. Er ist für das Booking des Clubs verantwortlich und hat DJ D'dread für diesen Abend engagiert:
"Am Ende ist es Kultur. Hochirgendwas-Subkultur, das ist Quark. Es ist halt einfach Kultur. Es geht darum, dieses Angebot einfach da zu haben."
Das sehen vermutlich auch das Goethe-Institut und die Robert Bosch Stiftung so. Für beide ist DJ D'dread immer wieder als Kulturbotschafter im Ausland unterwegs, um in Kroatien, Russland und der Ukraine in Theatern, auf Filmfestivals und in Clubs aufzulegen. Damit kann er seine Kunst nicht nur finanzieren. Das hat für ihn, den studierten Theaterwissenschaftler, auch einen hohen immateriellen Wert:
"Also Babelsberg war Crème de la Crème, also Fritz Lang und so was, das ist Weltniveau in der Zeit gewesen, und das ist toll und macht einen auch stolz, dass man das irgendwie jetzt zeigen kann."
Fritz Langs "Metropolis" gehört aber nicht zu seinem Stummfilmrepertoire - ganz bewusst, denn die ganz großen Klassiker würden ohnehin so oft gezeigt. DJ D'dread legt Wert auf ein ausgesuchtes Programm. Studiert er einen neuen Film ein, braucht er dafür ungefähr 25 bis 30 Lieder.
"Das mischt sich. Es sind Dub-Elemente dabei, es sind Drum'n'Base-Elemente dabei, es ist aber auch eine Menge Downbeats, Hip-Hop-Beats mit Jazzeinflüssen. Ja, ein relativ buntes Pottpüree." (sic!)
Mit diesem DJ-Set reizt der leidenschaftliche Filmvertoner die Tiefen der Soundanlage an diesem Abend voll aus.
"Ein Stück, was ich in dem Set drin habe, was dann so in Dub-Richtung geht, Sub-Bass, sehr tief, ja, wenn du das manchmal in Kinos hast oder irgendwo anders, Open-Air-Sachen, da ist nicht so eine Anlage da und nicht so eine Akustik. Hier ist der Track, der pumpt wahnsinnig, der Bass ist wahnsinnig nah da."
Dem Publikum jedenfalls gefällt die Vorstellung.
"Ich fand auch, dass das ziemlich gut gepasst hat, also dass das auch ein ziemlich guter Mix war und dann so zwischendrin dann irgendwie Phoenix oder MGMT, das hat dann zu den Bildern immer ganz gut gepasst, weil ja Menschen am Sonntag auch heutzutage noch ähnliche Dinge tun wie vor 80 Jahren."
DJ D'dread ist ebenfalls zufrieden. An zwei, drei Stellen seien seine Übergänge nicht 100-prozentig auf den Punkt gekommen. Aber das ist auch ein bisschen nebensächlich. Sein Hauptziel ist ja ein anderes.
"Ich würde mal so sagen, dass es der Versuch ist, beim Subkulturpublikum die Angst zu nehmen, Hochkultur sich auch anzugucken und genauso zu merken, dass ein doch Hochkultur- oder älteres Publikum auf einmal sagt: Oh, so elektronische Musik passt da gut dazu und kann ich mir da mal anhören, finde ich nicht schlecht."
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Beispiele für die Filmvertonungen von DJ D'dread zeigt der Künstler auf seiner Vimeo-Seite
"Und die Leute haben aufgehört, zu tanzen, und sich den Film angeguckt. Erst für mich ganz komisch, weil es das erste Mal war, dass ich im Club aufgelegt habe, und die Leute hören auf zu tanzen und erst hast du Angst - scheiße, du machst was falsch - aber war ja gar nicht so und dann hat es einen Moment gedauert und dann habe ich gedacht: Hey super! Die Leute lassen sich wirklich auf den Film ein, obwohl sie im Club sind und vorher getanzt haben."
Mittlerweile muss sich DJ D'dread nicht mehr davor fürchten, das Publikum zu verschrecken. Historische Stummfilme in Clubs vertont er nun schon seit einigen Jahren, und dass sich moderne elektronische Tanzmusik sehr gut dafür eignet, hat sich schon früh gezeigt:
"Gerade durch diese alten Bilder und die Geschwindigkeit, die ja damals im Film auch noch viel ruhiger war, dann eher treibende, schnellere Musik dazu zu haben, war super und man hat's dann manchmal bei Platten schon gemerkt, so, oh, krass, das passt ja genau da drauf. Genau in der Sekunde, wenn ich einen Tempowechsel brauche, ist er da."
Der Tempowechsel findet an diesem Abend auch in der Leipziger Distillery statt. Seit 20 Jahren sind die Tanzflächen des Clubs in der ganzen Republik bekannt. Vor allem in der Techno- und Elektroszene. Heute jedoch stehen dort, wo sonst ekstatisch getanzt wird, Stühle. Ein Beamer wirft ein milchig-schales Licht an eine Leinwand, die vor unverputzten Klinkersteinen hängt. Es ist kühl, wenn man sich nicht tanzend warmhalten kann. Das Publikum nimmt's gelassen, trinkt Bier und sieht in schwarz weiß, wie vier Berliner einen typischen Sonntag Ende der 1920er-Jahre verbringen. Dass es untypisch ist, solche "Hochkultur" in Clubs zu bringen, findet Steffen Thieme nicht. Er ist für das Booking des Clubs verantwortlich und hat DJ D'dread für diesen Abend engagiert:
"Am Ende ist es Kultur. Hochirgendwas-Subkultur, das ist Quark. Es ist halt einfach Kultur. Es geht darum, dieses Angebot einfach da zu haben."
Das sehen vermutlich auch das Goethe-Institut und die Robert Bosch Stiftung so. Für beide ist DJ D'dread immer wieder als Kulturbotschafter im Ausland unterwegs, um in Kroatien, Russland und der Ukraine in Theatern, auf Filmfestivals und in Clubs aufzulegen. Damit kann er seine Kunst nicht nur finanzieren. Das hat für ihn, den studierten Theaterwissenschaftler, auch einen hohen immateriellen Wert:
"Also Babelsberg war Crème de la Crème, also Fritz Lang und so was, das ist Weltniveau in der Zeit gewesen, und das ist toll und macht einen auch stolz, dass man das irgendwie jetzt zeigen kann."
Fritz Langs "Metropolis" gehört aber nicht zu seinem Stummfilmrepertoire - ganz bewusst, denn die ganz großen Klassiker würden ohnehin so oft gezeigt. DJ D'dread legt Wert auf ein ausgesuchtes Programm. Studiert er einen neuen Film ein, braucht er dafür ungefähr 25 bis 30 Lieder.
"Das mischt sich. Es sind Dub-Elemente dabei, es sind Drum'n'Base-Elemente dabei, es ist aber auch eine Menge Downbeats, Hip-Hop-Beats mit Jazzeinflüssen. Ja, ein relativ buntes Pottpüree." (sic!)
Mit diesem DJ-Set reizt der leidenschaftliche Filmvertoner die Tiefen der Soundanlage an diesem Abend voll aus.
"Ein Stück, was ich in dem Set drin habe, was dann so in Dub-Richtung geht, Sub-Bass, sehr tief, ja, wenn du das manchmal in Kinos hast oder irgendwo anders, Open-Air-Sachen, da ist nicht so eine Anlage da und nicht so eine Akustik. Hier ist der Track, der pumpt wahnsinnig, der Bass ist wahnsinnig nah da."
Dem Publikum jedenfalls gefällt die Vorstellung.
"Ich fand auch, dass das ziemlich gut gepasst hat, also dass das auch ein ziemlich guter Mix war und dann so zwischendrin dann irgendwie Phoenix oder MGMT, das hat dann zu den Bildern immer ganz gut gepasst, weil ja Menschen am Sonntag auch heutzutage noch ähnliche Dinge tun wie vor 80 Jahren."
DJ D'dread ist ebenfalls zufrieden. An zwei, drei Stellen seien seine Übergänge nicht 100-prozentig auf den Punkt gekommen. Aber das ist auch ein bisschen nebensächlich. Sein Hauptziel ist ja ein anderes.
"Ich würde mal so sagen, dass es der Versuch ist, beim Subkulturpublikum die Angst zu nehmen, Hochkultur sich auch anzugucken und genauso zu merken, dass ein doch Hochkultur- oder älteres Publikum auf einmal sagt: Oh, so elektronische Musik passt da gut dazu und kann ich mir da mal anhören, finde ich nicht schlecht."
Beispiele für die Filmvertonungen von DJ D'dread zeigt der Künstler auf seiner Vimeo-Seite