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Saubere Atemluft
Forscher empfehlen Grünflächen auszubauen

Wissenschaftler in Berlin wollen jetzt Feinstaub-Partikeln auf die Spur kommen. Mit mobilen Messgeräten erfassen sie, wie viel Feinstaub durch die Berliner Luft fliegt, wer den Feinstaub verursacht und vor allem, wie er sich reduzieren lässt.

Von Thomas Gith |
    Auf der Durchgangsstraße Am Strande in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) sind am 15.04.2014 Fahrzeuge unterwegs.
    Feinstaub durch den Verkehr belastet die Menschen. (picture alliance / ZB)
    Auf Radtour durch Berlin Neukölln. Klimaforscherin Erika von Schneidemesser fährt durch eine enge Kopfsteinpflasterstraße, vorbei an mehrgeschossigen Wohnhäusern. Aus der Gepäcktasche ihres Rennrades gucken zwei Schläuche: Sie saugen Feinstaub aus der Luft ein. Ein elektronisches Messgerät im Inneren der Tasche bestimmt deren Konzentration. An einer Straßenkreuzung hält die Forscherin an, guckt auf das Messgerät.
    "Ja hier sehen wir so um die fünftausend Partikel pro Kubikzentimeter. Wenn ich zum Beispiel hinter diesem Mofa gestanden hätte und da die Einlässe hätte, dann würden wir schon was sehen."
    Denn Abgase erhöhen die Feinstaubbelastung enorm. 5.000 Partikel pro Kubikzentimeter sind dabei ein eher durchschnittlicher Feinstaubwert für die Berliner Stadtluft. Wie hoch die Konzentration im Einzelfall jedoch steigen kann, zeigt sich kurz danach: In der nahegelegen Pannierstraße misst die in den USA geborene Forscherin an einer Busstation.
    "Hier fährt jetzt gerade ein Bus vorbei und hält genau vor uns an. Und jetzt steigen die Konzentrationen schon. Wir sind jetzt ungefähr auf zwölftausend. Jetzt steigt es weiter, jetzt sind wir so ungefähr um die 20.000 Partikel."
    Feinstaubbelastung hängt auch vom Wetter ab
    Als der Bus losfährt, steigt die Konzentration kurzfristig sogar auf 50.000 Partikel pro Kubikzentimeter - also einen zehnfach erhöhten Wert. Winterliches Heizen oder große Baustellen können die Partikelkonzentration ebenfalls hochtreiben. Zentral ist auch das lokale Wetter, fanden die Forscher heraus. Die Wolken bilden dabei eine Art Grenzschicht: Sie halten den Feinstaub am Boden oder lassen ihn in die Atmosphäre entweichen. Klimaforscher Boris Bonn.
    "Alles was wir hier unten ausstoßen oder erzeugen, wird zunächst mal durchmischt in dieser untersten Schmutzschicht. Je niedriger sie ist, desto höher ist die Konzentration, die wir einatmen. Haben wir also eine ganz, ganz hohe Grenzschicht, dann wird das, was wir hier unten hineinstoßen, mehr oder weniger relativ schnell verdünnt und dann haben wir eine relativ geringe Konzentration am Ende. Also die Wolkenhöhe ist ein ganz, ganz wichtiger Parameter, den wir untersuchen."
    Feinstaubkonzentration in Parks geringer
    Und: Die Forscher konnten belegen, dass die Feinstaubkonzentration in der Stadt auch unabhängig vom Wetter stark schwankt. In großen Parks etwa sinkt sie deutlich. Dass Bäume und Sträucher die Luft filtern, wusste man zwar - doch ihr genauer Effekte war bisher unbekannt.
    "Feinstaub wird an den Bäumen entsprechend deponiert, also man kann sagen, fast rausgefiltert aber es ist kein Filter im eigentlichen Sinne. Die Bäume, die am meisten Turbulenz erzeugen, sind natürlich diejenigen, die am besten filtern. Also Nadelbäume, die mit der größten Oberfläche, aber auch Laubbäume haben ähnliche Effekte und sie können sagen, wenn sie durch Parks durchgehen, sind die Konzentrationen deutlich geringer, als wenn sie zum Beispiel in einem Wohngebiet sind oder an Verkehrsstraßen entlang gehen."
    Die Forscher empfehlen daher, Grünflächen in den Ballungszentren zu erhalten oder sogar auszubauen. Die Feinstaubbelastung kann dadurch im Ganzen sinken. Und es gibt einen weiteren städtebaulichen Effekt, der sich unmittelbar auf die Feinstaubkonzentration auswirkt, erzählt Erika von Schneidemesser.
    "Ein paar von unseren Partnern, die machen mobile Messungen und die haben uns erzählt, dass die merken hier in Berlin, dass die Luftschadstoffe deutlich weniger sind an den Straßen im Vergleich zu anderen Städten, einfach weil die Straßen so breit sind."
    An breiten Straßen vermischt sich Feinstaub schneller mit Luft - die Konzentration sinkt dadurch. Grundsätzlich gilt dabei: Pro Kubikmeter Luft dürfen im Tagesdurchschnitt maximal 50 Mikrogramm Feinstaub anfallen - wenn deren Partikel nicht größer sind als 10 Mikrometer. Höhere Konzentrationen können etwa Atemwegserkrankungen auslösen. Und die ersten Ergebnisse der Forscher belegen, dass es durchaus noch möglich ist, die Feinstaubbelastung in Städten zu beeinflussen - für eine saubere Atemluft.