5.000 Containerschiffe durchkreuzten Tag für Tag die Weltmeere, verteilen T-Shirts und Turnschuhe, Maschinenteile, Computer oder Bananen auf den Kontinenten. Gas, Erdöl, Eisen- und Kupfererze werden per Schiff transportiert, die Kreuzfahrtbranche boomt. Angetrieben werden die Schiffe mit Schweröl. - Ein billiger Treibstoff: schwarz-braun und klebrig, ein Abfallprodukt aus Öl-Raffinerien. Die Naturschutzverbände NABU und BUND sprechen deshalb von Fracht- und Kreuzfahrtschiffen nur als "schwimmende Müllverbrennungsanlagen".
Ein Vergleich, der Pierre Sames vom deutsch-norwegischen Schiffszertifizierer und Schifffahrtsdienstleister DNV GL nicht gefällt:
"Ich kenne diesen Ausdruck. Und ich kann ihn auch verstehen. Teilen kann ich ihn als Teil der maritimen Community so nicht. Aber es ist richtig, dass die Brennstoffe, die die Schifffahrt benutzt heute – Schweröl – das sind nicht die saubersten Brennstoffe, die wir haben. Und gerade im Vergleich zu den Brennstoffen, die an Land benutzt werden, zum Beispiel für PKWs, sind diese Stoffe deutlich schwefelhaltiger. Und erzeugen deshalb auch mehr Schwefeldioxid."
Dennoch hält Sames die Transportmethode per Schiff für am wenigsten umweltschädlich
Pierre Sames leitet den Technologie- und Forschungsbereich beim DNV GL. Unter anderem prüft die Firma Seeschiffe in regelmäßigen Abständen. Eine Art TÜV für Fähren, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe. Trotz ihrer gigantischen Abgasmengen hält Sames diese Transportmethode für am wenigsten umweltschädlich:
"Der entscheidende Punkt ist nicht die absolute Emission, sondern mehr die relative Emission. Und da sind Schiffe das umweltfreundlichste Transportmittel, was wir haben. Große, langsam fahrende Schiffe befördern ja viele 100.000 Tonnen Ladung. Und sie bräuchten vermutlich sehr viele Pkw und Lkw, um die gleiche Ladung zu transportieren."
Sauberer werden soll der Schiffsverkehr durch den Einsatz von LNG, dem Liquid Natural Gas, von Flüssiggas. Seit zehn Jahren wird Idee vorangetrieben. Der Durchbruch für den neuen Treibstoff blieb bisher aber aus, so Pierre Sames:
"Unter anderem liegt es daran, dass wir noch nicht die Infrastruktur haben, um wirklich viele Schiffe mit LNG zu beliefern. Es ist halt nicht an allen Orten der Welt verfügbar. Und bis das aufgebaut ist, werden noch einige Jahre vergehen. Das ist die eine Seite! Die andere Seite ist, dass viele der Reeder heute nicht über das Kapital verfügen, um hier neue Schiffe zu bestellen oder existierende Schiffe neu auszustatten. Sodass es auch hier zu einer Verzögerung kommt."
Weltweit erst 50 LNG-betriebene Schiffe, 50 weitere sind bestellt
Bisher gibt es weltweit erst 50 LNG-betriebene Schiffe, 50 weitere sind bei den Werften bestellt. Erst ab 2020 werden sich mit Flüssiggas angetriebene Schiffe durchsetzen, prognostiziert Tor Svensen, der Geschäftsführer der maritimen Sparte bei DNV GL. Und im Jahr 2050 könnten Strom die Frachter antreiben:
"Nach LNG, nach Flüssiggas, werden wir Schiffe sehen, die noch weniger Kohlendioxid ausstoßen. Ich glaube immer noch daran, dass Brennstoffzellen eine große Zukunft haben. Das ist eine sehr effiziente Möglichkeit, Energie in Strom zu wandeln. Und die kann man mit Flüssiggas betreiben. Oder mit Wasserstoff und anderen Gasen."
Auch Biogas könnte zum Einsatz kommen, so Svensen. Aber schon heute ist es möglich, besonders wenig klebrig-schwarzes Schweröl beim Seetransport zu verbrauchen. Die durch die Schifffahrtskrise angeschlagenen Reedereien haben es vorgemacht: Die Containerriesen fahren heute einfach langsamer. Treibstoffersparnis: bis zu 50 Prozent.