"Also, es ist schon eine Label-Flut, die mich als normalen Verbraucher eigentlich überfordert".
Thomas Müller von der Stiftung Warentest kann die Verwirrung bei vielen Verbrauchern verstehen. Derzeit gebe es kaum ein Angebot für einen Ökostromtarif ohne Gütesiegel, Zertifikat oder "Label", wie man neudeutsch sagt. Mal ist es ein TÜV-Zeichen, mal heißen die Zertifikate "Ok power" oder "EE02". Trotz teils schwer verständlicher Namen sollen sie dem Kunden Orientierung bieten. Als die Stiftung Warentest unlängst Ökostromtarife untersuchte, staunten die Tester vor allem über das riesige Angebot an grünem Strom. Die gute Nachricht hierbei: Die Minimalanforderung wird meist erfüllt, die Unternehmen liefern in der Regel zu 100 Prozent Ökostrom. Warentester Thomas Müller.
"Der Ökostrom für Kunden in Deutschland kommt meistens aus dem europäischen Ausland. Aus Skandinavien oder auch aus Österreich und der Schweiz. Meistens geht es dabei um Wasserkraft. Wir leben ohnehin in einem europäischen Stromverbundnetz. Und der Strom, der bei mir aus der Steckdose kommt, der kommt ohnehin immer aus dem nahegelegenen Kraftwerk. Das ist physikalisch nicht anders machbar."
Viele Zertifikate sind meist lediglich ein Herkunftsnachweis, der wenig oder gar nichts über ökologisches Engagement aussagt. Die strengsten Maßstäbe, das zeigt die Warentest-Untersuchung, legen zwei Gütesigel an - nämlich die Labels "Grüner Strom" und "Ok power". Diese Zertifikate bekommen nur solche Anbieter, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen. Carsten Wachholz beispielsweise sitzt für den Naturschutzbund Deutschland in der Vergabejury des "Grüner-Strom"-Labels. Hier wurden in diesem Jahr die Ökostrom-Anforderungen verschärft.
"Es gibt viele konventionelle Altanlagen - etwa große Wasserkraftwerke - die liefern ja einen Großteil des Stromes. Die haben aber natürlich auch Umweltauswirkungen. Sie behindern sozusagen die Durchgängigkeit der Gewässer für Fische und andere Lebewesen. Und dort gibt es heute überall in den Genehmigungen natürlich Standards. Die Einhaltung dieser Standards verlangen wir jetzt eben auch von den Anbietern dieses Stroms, bevor sie sich mit dem 'Grüner-Strom-Label' zertifizieren lassen dürfen."
Beim "Grüner-Strom-Label" geht es auch darum, den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland voranzutreiben. Bei Energieversorgern mit dem Siegel wird ein Teil des Geldes stets in neue Anlagen investiert, die sogenannte Zubauwirkung. Eine andere Anforderung: Der Strom muss aus Kraftwerken stammen, die ein bestimmtes Höchstalter nicht überschreiten. Und ein wichtiges Tabu gibt es: Die Anbieter dürfen nicht auch noch parallel Atom- oder Kohlekraftwerke betreiben.
"Nach dem Atomausstieg gibt es einfach bei vielen Kunden das Bedürfnis, einen Schnitt mit jenen Energieversorgern zu machen, die ja immer noch vom Atomstrom profitieren. Diese Kunden wollen einfach nicht, dass ihr Geld noch an die alten Konzerne geht."
Das "Ok-Power-Label" hingegen ist beim Kriterium Atomkraft nicht so streng. Mit dem Zertifikat wird beispielsweise auch ein Ökotarif des großen Stromanbieters Vattenfall beworben, der in Schweden Atomkraftwerke betreibt. Das Zubaukriterium für erneuerbare Energien ist aber auch hier erfüllt, sagt Andreas Follert vom Ökostrom-Vertrieb bei Vattenfall.
"Das Label 'Ok Power' zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass mindestens ein Drittel der erneuerbaren Energie aus Anlagen kommen muss, die nicht älter als sechs Jahre sind. Insofern belohnt der Bezug von Strom mit 'Ok Power'-Label den Zubau aus neuen und umweltschonenden Kraftwerken."
Vattenfall erzeugt rund ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien, bis 2016 sollen beispielsweise mehr als vier Milliarden Euro in den Bau neuer Windparks in Europa investiert werden.
Wer den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland beschleunigen will, sollte nur jenen Zertifikaten vertrauen, die eine Zubauwirkung garantieren, sagt die Stiftung Warentest. Um dies herauszubekommen, müssten die Verbraucher allerdings regelrecht recherchieren, sagt Thomas Müller.
"Die großen Anbieter bringen auch die Energiewende voran, indem sie beispielsweise neue Windkraftanlagen installieren. Auch hier entsteht somit eine Zubauwirkung. Aber: Natürlich muss ich mir dann im Klaren sein, dass das Geld bei denen auch gleichzeitig in den Ausbau von Kohlekraftwerken geht. Wenn ich das nicht will, dann muss ich zu einem reinen Ökostromanbieter gehen."
Allerdings – und das macht das Verstehen der Gütesiegel noch komplizierter – sind es oft die reinen Ökostromanbieter wie "Greenpeace Energy" oder "EWS Schönau", die Zertifikate wie "Grüner Strom" oder "Ok Power" nicht verwenden. Weil sie noch strengere Kriterien anwenden oder schlicht ein eigenes Gütesiegel verwenden.
Bislang sind übrigens sämtliche Versuche gescheitert, sich auf ein oder zwei Gütesiegel zu einigen - beispielsweise das bekannte Umweltzeichen Blauer Engel für alle Ökostrom-Tarife zu verwenden. Für die Verbraucher wäre es eine Vereinfachung, allerdings beharrten die Stromerzeuger oder auch die Jurys für die Vergabe der Zertifikate auf jeweils ihren Kriterien für sauberen Strom.
Thomas Müller von der Stiftung Warentest kann die Verwirrung bei vielen Verbrauchern verstehen. Derzeit gebe es kaum ein Angebot für einen Ökostromtarif ohne Gütesiegel, Zertifikat oder "Label", wie man neudeutsch sagt. Mal ist es ein TÜV-Zeichen, mal heißen die Zertifikate "Ok power" oder "EE02". Trotz teils schwer verständlicher Namen sollen sie dem Kunden Orientierung bieten. Als die Stiftung Warentest unlängst Ökostromtarife untersuchte, staunten die Tester vor allem über das riesige Angebot an grünem Strom. Die gute Nachricht hierbei: Die Minimalanforderung wird meist erfüllt, die Unternehmen liefern in der Regel zu 100 Prozent Ökostrom. Warentester Thomas Müller.
"Der Ökostrom für Kunden in Deutschland kommt meistens aus dem europäischen Ausland. Aus Skandinavien oder auch aus Österreich und der Schweiz. Meistens geht es dabei um Wasserkraft. Wir leben ohnehin in einem europäischen Stromverbundnetz. Und der Strom, der bei mir aus der Steckdose kommt, der kommt ohnehin immer aus dem nahegelegenen Kraftwerk. Das ist physikalisch nicht anders machbar."
Viele Zertifikate sind meist lediglich ein Herkunftsnachweis, der wenig oder gar nichts über ökologisches Engagement aussagt. Die strengsten Maßstäbe, das zeigt die Warentest-Untersuchung, legen zwei Gütesigel an - nämlich die Labels "Grüner Strom" und "Ok power". Diese Zertifikate bekommen nur solche Anbieter, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen. Carsten Wachholz beispielsweise sitzt für den Naturschutzbund Deutschland in der Vergabejury des "Grüner-Strom"-Labels. Hier wurden in diesem Jahr die Ökostrom-Anforderungen verschärft.
"Es gibt viele konventionelle Altanlagen - etwa große Wasserkraftwerke - die liefern ja einen Großteil des Stromes. Die haben aber natürlich auch Umweltauswirkungen. Sie behindern sozusagen die Durchgängigkeit der Gewässer für Fische und andere Lebewesen. Und dort gibt es heute überall in den Genehmigungen natürlich Standards. Die Einhaltung dieser Standards verlangen wir jetzt eben auch von den Anbietern dieses Stroms, bevor sie sich mit dem 'Grüner-Strom-Label' zertifizieren lassen dürfen."
Beim "Grüner-Strom-Label" geht es auch darum, den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland voranzutreiben. Bei Energieversorgern mit dem Siegel wird ein Teil des Geldes stets in neue Anlagen investiert, die sogenannte Zubauwirkung. Eine andere Anforderung: Der Strom muss aus Kraftwerken stammen, die ein bestimmtes Höchstalter nicht überschreiten. Und ein wichtiges Tabu gibt es: Die Anbieter dürfen nicht auch noch parallel Atom- oder Kohlekraftwerke betreiben.
"Nach dem Atomausstieg gibt es einfach bei vielen Kunden das Bedürfnis, einen Schnitt mit jenen Energieversorgern zu machen, die ja immer noch vom Atomstrom profitieren. Diese Kunden wollen einfach nicht, dass ihr Geld noch an die alten Konzerne geht."
Das "Ok-Power-Label" hingegen ist beim Kriterium Atomkraft nicht so streng. Mit dem Zertifikat wird beispielsweise auch ein Ökotarif des großen Stromanbieters Vattenfall beworben, der in Schweden Atomkraftwerke betreibt. Das Zubaukriterium für erneuerbare Energien ist aber auch hier erfüllt, sagt Andreas Follert vom Ökostrom-Vertrieb bei Vattenfall.
"Das Label 'Ok Power' zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass mindestens ein Drittel der erneuerbaren Energie aus Anlagen kommen muss, die nicht älter als sechs Jahre sind. Insofern belohnt der Bezug von Strom mit 'Ok Power'-Label den Zubau aus neuen und umweltschonenden Kraftwerken."
Vattenfall erzeugt rund ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien, bis 2016 sollen beispielsweise mehr als vier Milliarden Euro in den Bau neuer Windparks in Europa investiert werden.
Wer den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland beschleunigen will, sollte nur jenen Zertifikaten vertrauen, die eine Zubauwirkung garantieren, sagt die Stiftung Warentest. Um dies herauszubekommen, müssten die Verbraucher allerdings regelrecht recherchieren, sagt Thomas Müller.
"Die großen Anbieter bringen auch die Energiewende voran, indem sie beispielsweise neue Windkraftanlagen installieren. Auch hier entsteht somit eine Zubauwirkung. Aber: Natürlich muss ich mir dann im Klaren sein, dass das Geld bei denen auch gleichzeitig in den Ausbau von Kohlekraftwerken geht. Wenn ich das nicht will, dann muss ich zu einem reinen Ökostromanbieter gehen."
Allerdings – und das macht das Verstehen der Gütesiegel noch komplizierter – sind es oft die reinen Ökostromanbieter wie "Greenpeace Energy" oder "EWS Schönau", die Zertifikate wie "Grüner Strom" oder "Ok Power" nicht verwenden. Weil sie noch strengere Kriterien anwenden oder schlicht ein eigenes Gütesiegel verwenden.
Bislang sind übrigens sämtliche Versuche gescheitert, sich auf ein oder zwei Gütesiegel zu einigen - beispielsweise das bekannte Umweltzeichen Blauer Engel für alle Ökostrom-Tarife zu verwenden. Für die Verbraucher wäre es eine Vereinfachung, allerdings beharrten die Stromerzeuger oder auch die Jurys für die Vergabe der Zertifikate auf jeweils ihren Kriterien für sauberen Strom.