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Saudi-arabischer Kronprinz
Viel Kritik trotz teurer PR-Kampagnen

Das saudi-arabische Königshaus hat in den vergangenen Jahren viel Geld in Öffentlichkeitsarbeit investiert. Trotzdem gerät besonders Kronprinz Mohammed bin Salman international immer wieder in die Kritik. Er verstehe nicht, wie politischer Diskurs im Westen ablaufe, sagte ARD-Korrespondent Carsten Kühntopp im Dlf.

Carsten Kühntopp im Gespräch mit Stefan Fries |
    Der saudische Kronprinz Salman bei einem internationalen Treffen in New York im März 2018.
    Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman steht seit Monaten immer wieder in der Kritik. (imago)
    Vor etwa anderthalb Jahren hat der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem "Center for International Communication" eine Institution aufgebaut, die sich ganz der professionellen Öffentlichkeitsarbeit widmet. Dabei gehe es nicht darum, die Situation im Land als perfekt darzustellen, sagte Carsten Kühntopp, ARD-Korrespondent in Kairo, im Deutschlandfunk. Der Kronprinz solle als junger, moderner Mensch dargestellt werden und Saudi-Arabien als ein Land, das sich öffne.
    Trotz dieser Bemühungen stand Mohammed bin Salman zuletzt international in der Kritik, nachdem der Streaminganbieter Netflix in Saudi-Arabien eine Comedy-Episode aus dem Angebot auf Druck des Königshauses gestrichen hatte. Auch dass er mit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi in Verbindung gebracht wurde, hat Mohammed bin Salmans Image nach Ansicht von Kühntopp geschadet.
    Mehr als nur Propaganda
    Dennoch gebe es tatsächliche Veränderungen in Saudi-Arabien, zum Beispiel weil dort Frauen seit Juni 2018 Auto fahren dürfen. Nicht nur mit dieser Reform, auch mit gelockerten Kleidervorschriften und neuen Kinos machte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman zuletzt von sich reden.
    "Das ist nicht PR oder Propaganda", sagte Carsten Kühntopp, ARD-Korrespondent in Kairo, im Dlf. Es fände tatsächlich eine gesellschaftliche Öffnung und ein wirtschaftlicher Umbau in Saudi-Arabien statt. Das sei aber nicht mit einer politischen Öffnung gleichzusetzen. Pressefreiheit gebe es dort noch immer nicht.
    Der Kronprinz habe nie im Ausbland gelebt oder studiert: "Er begreift letzlich nicht, wie öffentlicher politischer Diskurs im Westen abläuft", erklärte Kühntopp. Sein Medienberater habe beispielsweise vor einem London-Besuch Mohammed bin Salmans rote Doppeldeckerbusse mit dem Konterfei des Kronprinzen bekleben lassen. "Er hat nicht begriffen, wie befremdlich diese Art von Persönlichkeitskult auf uns im Westen wirkt."