Saudi-Arabien
Saudi Aramco und die Bande mit der FIFA

Saudi-Arabien investiert Milliarden in die Sportbranche. Das Geld kommt auch von Saudi Aramco, dem größten Ölkonzern der Welt und Sponsor der FIFA.

Von Ann-Kathrin Büüsker |
Ein Modell des geplanten Aramco-Stadions war in der Ausstellung zur saudi-arabischen WM-Bewerbung in Riad, Saudi-Arabien, am 11. Dezember 2024 zu sehen.
Es soll das optische Highlight der WM 2034 werden: Das Aramco-Stadion in Khobar, Saudi-Arabien. (IMAGO / Xinhua / IMAGO / Wang Dongzhen)
51,8 Grad wurden im Juni an der Großen Moschee in Mekka gemessen. Extreme Temperaturen, die dutzenden Menschen zum Verhängnis wurden. Sie starben bei der diesjährigen Hadsch - der traditionellen muslimischen Wallfahrt. Auch in Saudi-Arabien werden die Folgen des Klimawandels spürbarer.
Und doch gehört das Land international zu den Bremsern, wenn es darum geht, die CO2-Emissionen zu senken. In diesem Jahr stellten die Saudis auf der Klimakonferenz in Baku gar die Beschlüsse des vergangenen Jahres in Frage – damals war in Dubai die Abkehr von Öl und Gas beschlossen worden:
„The Arab Group will not accept any text that targets any sector, inluding fossil fuel.“
Die arabische Gruppe werde nicht akzeptieren, wenn Öl und Gas ausgeschlossen werden, so der Vertreter Saudi-Arabiens. Eine Blockadehaltung, die typisch für das Land ist, erläutert Alden Meyer, Klimaanalyst aus den USA in Baku:
„In every part of the process they tried to slow, delay, block." So gehe das seit dem Klimarahmenabkommen von 1992. Das Ziel, so Meyer, sei die Abkehr von fossilen Energien zu verlangsamen, um auf diese Weise das eigene Geschäftsmodell zu schützen. Es gehe schlicht ums Geld.

Klimawandel als Wirtschaftsmöglichkeit

„And they are still here because if they leave the process, they cant’s slow it down.“
Deshalb bleibe man auch am Verhandlungstisch – um weiter verlangsamen zu können.
Den Saudis sei die Klimakrise als Problem durchaus bewusst, sagt Tobias Zumbrägel, Experte am geographischen Institut der Universität Heidelberg. Aber ihr Lösungsansatz sei ein anderer:
„Früher war es tatsächlich so, dass die saudische Delegation auf Klimakonferenzen den Klimawandel einfach geleugnet hat. Aber: Sie sehen ihn als Wirtschaftsmöglichkeit.“
Etwa um neue Energie-Technologien verkaufen zu können. Saudi-Arabien will ein Großexporteur von Flüssigerdgas werden. Die Branche verkauft das als Klimaschutzlösung, weil Erdgas weniger Emissionen freisetze, als etwa Öl und Kohle. Aufgrund des Energieaufwandes und Leckagen stimmt das für Flüssigerdgas zwar nicht – aber als Verkaufsargument wird es trotzdem gerne genutzt.

Verlust fossiler Werte bedroht das saudische Konzept

Saudi-Arabien ist in Sachen Klimaschutz gewissermaßen in einer Zwickmühle, beschreibt Zumbrägel:
„Die wissen, wir müssen in einer Welt leben, die einerseits vom Klimawandel bedroht ist, aber andererseits auch davon bedroht ist, dass fossile Energiesysteme nicht mehr den Wert generieren werden, den sie das letzte Jahrhundert hatte.“
Durch den Verlust der fossilen Werte droht auch das saudische Politikmodell ins Wanken zu geraten. Denn die Einnahmen aus der Ölförderung sind gewissermaßen die Basis des Gesellschaftsvertrags, erklärt Zumbrägel:
„Also es gibt große Staatsgeschenke, die an die Bevölkerung vermittelt werden, dafür wird Loyalität eingefordert, dementsprechend gibt es quasi keine politische Partizipation.“

"Saudi Aramco tut alles, was dem Staat nutzt"

Der Wohlstand wird von oben verteilt – und erwirtschaftet über den Staatskonzern Saudi Aramco – weltweit der größte Ölkonzern.
„Der saudische Staat ist der Eigentümer von Saudi-Aramco und dementsprechend tut diese Firma auch alles, was dem Staat natürlich nutzt.“
Etwa Sponsorenverträge mit der Fifa abzuschließen. Das Engagement von Saudi-Aramco im Sport ist auch ein Hebel für den Staat Saudi-Arabien, sich von der eigenen Öl-Abhängigkeit etwas zu lösen, so Zumbrägel:
„Hier wird in Sport investiert, hier wird in Entertainment investiert, es geht darum, die Wirtschaft breiter aufzustellen.“ Gleichzeitig werden diese Engagements mit Geld aus Ölgeschäften bezahlt – ebenso der Aufbau von Solarenergie und Wasserstoffwirtschaft.

Auch Plastikabkommen wurde blockiert

„Ohne Öl funktioniert in diesem Land erstmals gar nichts,“, sagt Zumbrägel. Auch beim Ausbau des Chemiesektors, den Saudi-Arabien massiv forciert.
Womit wir beim nächsten Umweltthema sind, welches zuletzt aus Riad blockiert wurde: Ein globales Plastikabkommen. Nicht die Produktion von Plastik sei das Problem, man müsse bloß besser mit dem Müll umgehen, so die saudische Position.
Plastik wird aus Öl gemacht – ist damit ein weiteres wichtiges Standbein für das Land. Technologie soll Umweltprobleme lösen. Plastik muss nur besser recycelt werden – und Öl und Gas könne man „sauber“ machen – durch Kohlenstoffabscheidung, so das Versprechen Saudi-Arabiens. Eingelöst wird es bisher nicht.