Einmalig im Profifußball
Warum das Erzbistum Paderborn beim SCP als Partner einsteigt

Der SC Paderborn sorgt mit einem neuen Werbepartner für Aufsehen: Das Erzbistum Paderborn ist neuer Top-Partner des Zweitligisten. Zum ersten Mal überhaupt im deutschen Profifußball wird die katholische Kirche Sponsor eines Profifußball-Clubs. Warum?

Von Matthias Friebe |
Eine große blau-schwarze Schwenkfahne mit dem Logo des SC Paderborn.
Fußball-Zweitligist SC Paderborn und das Erzbistum Paderborn sind eine Partnerschaft eingegangen. Das Erzbistum möchte so Fachkräfte anwerben. (imago images / Noah Wedel / Noah Wedel via www.imago-images.de)
Rund vier Kilometer sind es vom Paderborner Dom, der mit seinem mächtigen Westturm nicht nur das weithin sichtbare Wahrzeichen, sondern auch der geographische Mittelpunkt der Stadt ist, zur Arena des SC Paderborn.
Seit dieser Saison ist die Verbindung zwischen dem Fußball-Zweitligisten und der katholischen Kirche noch enger geworden. Das Erzbistum Paderborn ist neuer sogenannter Top-Partner des SC, wie rund 85 weitere Paderborner Unternehmen. Auf diese Wortwahl legt die Kirche besonderen Wert.

Dompropst Göbel: "Wir sponsern nicht"

"Das Wort Sponsoring ist sozusagen ein Paderborner Sommermärchen. Wir sponsern ja nicht, sondern wir kaufen als Partner Bandenwerbung beim Verein", erklärt Dompropst Joachim Göbel. "Beim Sponsoring würde ich mir vorstellen, dass man erstmal sowieso eine höhere Summe und zweitens sich davon einen Effekt verspricht, dass Kirche irgendwo draufsteht."
Dem Erzbistum, zu dem rund 1,3 Millionen Katholiken gehören, geht es aber nicht darum, den Dom oder die Pfarrkirchen wieder voller zu kriegen. Die Partnerschaft, zu deren Vertragssumme sich weder Verein noch Erzbistum äußern wollen, sei vielmehr auf einen anderen Zweck ausgelegt.

Kirche will Fachkräfte finden

"Ob Marketing, Finanzen oder Theologie: wir suchen Dich! Komm ins Team", ist auf den Banden, die auch bei den TV-Übertragungen zu sehen sind, zum Beispiel zu lesen. Die Kirche will die Präsenz beim Zweitligisten nutzen, um Fachkräfte zu finden. Rund 3000 Menschen sind beim Erzbistum angestellt, weitere werden in vielen Bereichen gesucht. Dafür geht man jetzt neue Wege statt wie bisher über Stellenanzeigen in Presse und Online-Portalen.
"Also wir geben jetzt nicht mehr Geld aus, sondern wir sparen woanders Geld ein, wo wir nicht mehr auftauchen als Menschen, die Mitarbeiter suchen. Das gleicht sich aus."

Für den SCP "keine außergewöhnliche Angelegenheit"

Kirchenrechtlich ist es auch nicht ganz unwichtig, ob man die Bandenwerbung zur Personal-Suche für den Kirchendienst nutzt oder zum reinen Sponsoring, das wäre kaum durchsetzbar. Trotzdem wird damit zum ersten Mal in Deutschland die katholische Kirche in Form eines Erzbistums Partner im Profifußball. "Sehr erfreulich" sei das, "aber keine außergewöhnliche Angelegenheit", teilt der Verein auf Deutschlandfunk-Anfrage mit. Nur schriftlich wollte sich der Fußball-Club äußern, für den der in den letzten Jahren arg in Verruf geratene Leumund der Kirche kein Problem darstellt.
"Seit Jahren pflegen wir eine gute und anerkannte Kooperation mit dem Erzbistum, beispielsweise bei Obdachlosen-Projekten, kostenfreier Verpflegung in der Einrichtung "Padermahlzeit" und der Bereitstellung von Winterjacken für Wohnungslose."

Erzbistum sieht kein Problem in Kommerzialisierung des Fußballs

Und auch andersherum sieht das Erzbistum kein Problem mit dem Profifußball, der ja nicht zuletzt wegen der immer größer werdenden Umsätze mehr und mehr angefragt wird. Auch Papst Franziskus, selbst bekennender Fußballfan, warnt immer wieder vor den Auswüchsen des Kommerzes. Wenn der Fußball seine Amateurdimension verliere, sagte Franziskus bei einer Audienz für den spanischen Erstligisten Celta de Vigo, verliere er seinen Sinn, werde zu etwas rein Kommerziellem, ohne Leidenschaft.
"Nun ist das eine Äußerung, die der Papst als Fußball-Fan tut, da kann er diese Meinung ja haben. Da kann man auch unterschiedlicher Meinung sein", sagt dazu Paderborns Dompropst Göbel.
Der Paderborner Dom.
Der Dom ist das Wahrzeichen der Stadt Paderborn. (IMAGO / imagebroker / IMAGO / imageBROKER / Wilfried Wirth)
Natürlich sei auch Zweitliga-Fußball in Paderborn Kommerz, das spiele aber in der Stadt keine große Rolle. Als der Club 2019 zum zweiten Mal in die Bundesliga aufstieg, gratulierte das Bistum mit einem Banner an der Domfassade und einem musikalischen Gruß in den sozialen Medien.

Weihnachtssingen im Stadion als Teil der Partnerschaft

Die Paderborn-Hymne könnte dann auch bald im Dom zu hören sein, wenn es im Rahmen der Kooperation auch einmal einen SC-Paderborn-Gottesdienst geben soll. Auch ein Weihnachtssingen im Stadion soll Teil der neuen Partnerschaft von Fußball-Verein und Kirche werden.
"Also wir haben beide dasselbe Ziel hier: wir wollen die Leute zusammenbringen, wir wollen, dass die Stadtgesellschaft zusammenkommt und es eine gute Atmosphäre gibt. Da treffen wir uns und da sind wir gut miteinander unterwegs", freut sich Dompropst Joachim Göbel.

Erzbistum beteiligt sich an Kirchenumbau in Dortmund

Nicht nur mit dem SC Paderborn arbeitet die Kirche zusammen, auch mit dem größten Verein auf dem Gebiet des Erzbistums. Man beteiligt sich am Umbau der Dreifaltigkeitskirche im Dortmunder Norden zur BVB-Gründerkirche. Schon bald wird die Kirche, die im Alltag nicht mehr für Gottesdienste benötigt wird, ganz im Zeichen der schwarz-gelben Geschichte sein.
BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer zeigt sich in einem Video des Vereins dankbar über diese Kooperation: "Das ist ein so wichtiger Ort, sowohl gesellschaftlicher Art als eben auch vereinshistorischer Art, dass wir den aufrechterhalten müssen und dann auch entwickeln, sodass gelebte und erlebte Geschichte wird."

Dom auf SCP-Heimtrikot aufgedruckt

Auch in Paderborn wird die Geschichte des Vereins greifbar und zwar im neuen Heimtrikot. In Erinnerung an die Wurzeln des Vereins, der aus einer Fusion des 1. FC Paderborn und des TuS Schloß Neuhaus hervorgegangen ist, ist hinten das Schloß Neuhaus und vorne der Dom aufgedruckt.
"Ich werde gefragt, warum haben Sie ihr Trikot nicht an?", wird auch Dompropst Joachim Göbel immer wieder angesprochen. "Klar, warum soll ich das anziehen, wenn ich durch die Stadt gehe. Aber die Leute nehmen das wahr und die meisten, finden es, glaube ich auch ganz gut."