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Schach-WM ohne Carlsen
"Keine Challenge mehr für ihn"

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen verzichtet freiwillig auf eine WM-Teilnahme. "Ihm ist langweilig geworden", sagt Schach-Youtuber Georgios Souleidis im Dlf. Dafür spielt nun ein Russe gegen einen Chinesen. Politik spiele aber eine untergeordnete Rolle.

Georgios Souleidis im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
Der Chinese Ding Liren und der Russe Jan Nepomnjaschtschi spielen aktuell in Kasachstans Hauptstadt Astana die Schach-Weltmeisterschaft aus. Die erste von maximal 14 Partie endete am Sonntag remis.
In diesem Jahr gibt es bei der Schach-WM ein Novum. Denn zum ersten Mal seit 1886 tritt der amtierende Weltmeister nicht mehr an, um seinen Titel zu verteidigen. Dem Norweger Magnus Carlsen, seit 2013 Weltmeister, fehle die Motivation, sagt er selbst. Den Modus mit 14 Partien empfinde er als zu langwierig.
"Es geht um die Bedenkzeit", sagt der Schach-Youtuber Gerogios Souleidis im Deutschlandfunk. "Das ist das große Problem, auch für Carlsen. Für ihn ist es langweilig geworden. Sie müssen sich vorstellen, er spielt so gut, dass es für ihn langweilig geworden ist, eine klassische WM zu spielen. Er spielt lieber Weltmeisterschaften oder Turniere mit verkürzter Bedenkzeit, Schnellschach oder Blitzschach. Da geht es rund, da passiert ständig was, da passieren Fehler, auch bei ihm. Da ärgern sich die Leute, da gibt es Emotionen. Und die klassische WM über so einen langen Zeitraum, das ist keine Challenge mehr für ihn."

Thema Politik untergeordnet

So kommt es, dass mit Nepo und Ding Liren ein Russe und ein Chinese die Schach-Wm bestreiten. Politik habe in der Vergangenheit schon einmal eine Rolle im Schach gespielt, sagt Souleidis. Heute sei das Thema untergeordnet. "Nepo hat sich zu Beginn des Ukraine-Krieges davon distanziert, wie viele andere russische Schachsportler auch. Viele haben das Land verlassen, spielen inzwischen für andere Verbände."
Nepo sei dagegen in Moskau geblieben und betreibe dort ein Schachcafé, so Souleidis. "Natürlich gibt es Stimmen, die sagen, er hätte nicht spielen dürfen. Aber ich habe den Eindruck, es tendiert zu einer Mehrheit, die sagt: Er hat sich qualifiziert, er ist die Nummer zwei der Welt, er hat das Kandidatenturnier gewonnen, er hat das Recht zu spielen. Warum soll er bestraft werden? Dafür, dass sein Land einen Krieg führt? Und zwischen Russland und China gibt es sowieso keine Animositäten."

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