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Schadenersatz für europäische Lehman-Geschädigte fraglich

Die Gläubiger des europäischen Ablegers der US-Investmentbank Lehman Brothers können auf eine Rückzahlung ihres Geldes hoffen. Das vermittelt zumindest die Beratungsgesellschaft PwC, die als Verwalterin eingesetzt wurde. Die Hoffnung erscheint jedoch zweifelhaft.

Von Felix Linke |
    Die Wirtschaftsberatungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat den Gläubigern des europäischen Lehman-Ablegers der ehemaligen US-Investmentbank in London die vollständige Rückzahlung ihrer Forderungen in Aussicht gestellt. Bei den Gläubigern handelt sich im Wesentlichen um andere Banken, die mit Lehman vor dem Untergang Geschäfte gemacht haben. Es handelt sich nicht um Privatanleger, die von Lehman Zertifikate gekauft haben. Bislang sind umgerechnet rund 16 Milliarden Euro an Gläubiger der europäischen Sparte Lehman Brothers International Europe (LBIE) zurückgezahlt worden, weitere sieben Milliarden Euro sollen im Lauf des Jahres folgen. Um weitere Ausschüttungen aus dem Restvermögen wird zum Teil aber gestritten vor mehreren Gerichten.

    In Australien, so hieß es in London, sollen die Lehman-Gläubiger auf mehr als die Hälfte ihrer Einlagen verzichten, für sie scheint nicht genügend Masse da zu sein. Forderungen anderer ehemaliger Lehman-Gesellschaften in den USA, in der Schweiz und in Luxemburg seien ebenfalls abgestuft worden. Überall laufen getrennte Insolvenzverfahren, die letztlich auch miteinander in Konkurrenz stehen. Ziemlich am Ende einer endlos scheinenden Schlange von Forderungen reihen sich die Zertifikate ein, in die in Deutschland private Anleger etwa 750 Millionen Euro investiert haben. Verkauft wurden diese Papiere von Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

    Daneben gab es in Frankfurt eine deutsche Bank, die Lehman gehörte, und die zugleich der hiesigen Einlagensicherung von Sparguthaben angeschlossen war. Zahlreiche Anleger, darunter auch Bundesländer und Kommunen, hatten bei der deutschen Lehman mehrere Milliarden Euro angelegt, weil die Zinssätze hier immer attraktiv erschienen. Der Schaden war zu groß für die Einlagensicherung der Privatbanken, so musste der Staat mit einspringen, in dem Fall die Bundesbank. Für sie streitet der Insolvenzverwalter Michael Frege. Rund 90 Prozent der Forderungen seiner deutschen Gläubiger Bundesbank und Einlagensicherungsfonds will Frege bereits gesichert haben. Er macht dafür ein Honorar von etwa zehn Prozent geltend, und weil es sich um eine horrende Summe handelt, kommt ein Honorar von bis zu 800 Millionen Euro dabei heraus.

    Das wäre zwar Weltrekord, das Rekordhonorar wird aber vor allem von amerikanischer Seite zurückgewiesen. Seinen größten Erfolg erzielte Frege durch eine vorläufige Einigung mit der Handelssparte von Lehman in den USA. Deren US-Verwalter hat aber diese Einigung vor Gericht angefochten, er hält den Anspruch schlicht für zu hoch und bezieht sich dabei auch auf die Honorarforderung. Möglicherweise hat der deutsche Insolvenzverwalter zu viel versprochen, vielleicht braucht er auch nur mehr Zeit, um seine Forderungen durchzusetzen.