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Schadensersatzurteil gegen Monsanto
Imageschaden für Bayer

Bayers US-Tochter Monsanto ist wegen angeblicher Verschleierung von Krebsrisiken des Glyphosat-Unkrautvernichters Roundup zu einer Schadenersatzzahlung in Millionenhöhe verurteilt worden. Die Aktien des Mutterkonzerns Bayer brachen am Montag um fast zwölf Prozent ein - weitere Klagen könnten den Abwärtstrend verstärken.

Von Mischa Erhardt |
    Die Logos von Bayer und Monsanto nebeneinander
    Die Logos von Bayer und Monsanto nebeneinander (picture alliance / Patrik Stollarz, John Thys)
    Es gibt mindestens zwei miteinander konkurrierende Erzählungen der Geschichte von Bayer und Monsanto. In der einen geht es um Chancen und glänzende Perspektiven. Die andere Erzählung handelt von den Risiken der Monsanto-Übernahme. Die sind nun schlagartig wieder in den Fokus gerückt.
    "Bei so einem großen Deal hat man immer auch ein großes Risiko. Das ist bei Monsanto natürlich noch ein bisschen größer als bei anderen Deals, DaimlerChrysler beispielsweise vor vielen Jahren, da war das noch nicht so groß zu sehen. Jetzt sehen wir eben, dass die Risiken offensichtlich größer sind, als man das im Vorfeld zumindest von Seiten der Bayer-Führung gehört hat."
    Monsanto legt Berufung ein
    Zwar legt Monsanto gegen das Urteil Berufung ein. Und oft ist es so, dass die Strafen in einer weiteren Instanz weitaus geringer ausfallen oder sogar ganz kassiert werden. Allerdings würden auch geringere Ansprüche einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Denn Monsanto sieht sich beim Thema Glyphosat mehr als 5000 ähnlichen Klagen in den USA gegenüber. Und weitere Kläger könnten sich bei Aussicht auf Erfolg an Sammelklagen dranhängen. Da man aber aktuell nur spekulieren kann, wie die Klagen am Ende ausgehen werden, sieht Uwe Treckmann von der Commerzbank das Risiko eher an anderer Stelle.
    "Worüber man sich aber vielleicht auch mehr Sorgen machen sollte, ist generell das Geschäftsmodell, wie nachhaltig das ist. Da gibt es ja durchaus Zweifel dran. Und dass auch in anderen Kernländern der Bayer-Tochter Monsanto, wie Argentinien und Brasilien, sich die Stimmung schon ein bisschen derzeit ändert."
    Übernahme von Anfang an umstritten
    Grundsätzlich besteht auch ein Risiko darin, dass die Fusion darauf baut, dass in Zukunft auf den Feldern ähnlich industriell gewirtschaftet wird wie bisher. Kritiker wenden dabei ein, dass diese Landwirtschaft nicht nachhaltig sei und schlagen Alternativen vor. Jedenfalls war die Monsanto Übernahme von Anfang an umstritten - auch wegen des schlechten Rufes, den Monsanto hierzulande bei vielen Menschen hat. Denn neben dem umstrittenen Pestizid Glyphosat steht Monsanto auch für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und Lebensmittel, was viele Verbraucher hierzulande ablehnen. Mit der Übernahme sind dies nun Themen, die mit Bayer verbunden sind.
    "Der Name, der jetzt da steht, ist vor allem Bayer. Und das Reputationsrisiko ist zweifellos enorm gestiegen. Es ist so ein bisschen die 'Monsanto-Horror-Show', die über die da jetzt über die Leverkusener hinüber schwappt. Und damit müssen sie umgehen können."
    Sagt Uwe Treckmann. Anleger zweifeln offenbar heute verstärkt daran, ob das gelingen wird – sie werfen die Papiere in hohem Bogen aus dem Fenster. Denn das wirtschaftliche Risiko, das mit Glyphosat einhergeht, lässt sich auch auf andere Weise beziffern: Im vergangenen Geschäftsjahr hat Monsanto rund ein Viertel seiner Umsätze im Geschäftsbereich "Agricultural Productivity" gemacht – rund 3,7 Milliarden Dollar. Und diese Umsätze verdanken sich im Wesentlichen dem Vertrieb glyphosathaltiger Pestizide.