Stefan Stoll steht in der Kinzig unter einer Eisenbahnbrücke. Die Ufer des Flusses sind eingemauert, ein Fahrrad rostet im Wasser vor sich hin, alle paar Minuten rauscht ein Zug vorbei. Der Forscher sucht nach Tieren, die dort gar nicht sein sollten.
"Ich habe einen Kescher bei mir, den kann ich jetzt hier in die Strömung stellen und mit dem Fuß wirbel ich jetzt vor der Kescheröffnung die ganzen Organismen auf, die da am Boden sitzen und die Strömung vom Fluss, die treibt dann diese ganzen aufgewirbelten Organismen direkt in meinen Kescher hinein. Da habe ich auch schon einiges gefangen."
In seinem Kescher winden sich einige Krebse: der räuberische Höckerflohkrebs beispielsweise, der eigentlich im Schwarzmeer-Raum zu Hause ist. Oder der Schlickkrebs.
"Das ist nun genau dieses Tierchen, das die Steine mit so einer dünnen Schlickschicht überzieht und damit Hartsubstratbesiedler sehr stark benachteiligt. Die Habitate, die werden dadurch immer matschiger und Arten, die auf Steine und harte Substrate angewiesen sind, die werden aus solchen Lebensräumen verdrängt."
Stefan Stoll sucht nach eingewanderten Tieren. Der Biologe von der Senckenberg Gesellschaft will wissen, unter welchen Bedingungen sie sich in Deutschland bevorzugt niederlassen. Dafür hat er gemeinsam mit Kollegen Proben von knapp 1000 Stellen in deutschen Flüssen untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass die Einwanderer besonders häufig in belasteten Gewässern zu finden sind, etwa in der Kinzig. Über die Landwirtschaft gerät Phosphor in den Fluss, Straßensalz führt zu erhöhten Salzkonzentrationen. Firmen nutzen das Wasser, um ihre Maschinen zu kühlen. Die Kinzig steht nicht besonders schlecht da - sie ist eher ein Durchschnittsfluss. Trotzdem wandern dort erstaunlich viele fremde Arten ein.
"Die Kinzig hat dadurch sicherlich ein besonderes Gefährdungspotenzial, direkt an ein schiffbares Gewässer anzugrenzen, von daher sehr nah an den Quellen von diesen invasiven Arten zu sein."
Von der Probenstelle bei Hanau bis zum Main sind es nur knapp 200 Meter. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die meisten Einwanderer per Schiff aus fernen Ländern kommen. Leere Frachter nehmen dort Ballastwasser auf, um während der Fahrt nicht zu schlingern. Am Ziel angekommen, lassen sie das Wasser wieder ab - samt den mitgereisten Tieren.
"In diesen Ballastwassertanks herrschen häufig schlechte Umweltbedingungen, dadurch, dass dieses Wasser lange dunkel eingelagert ist, kommt es zu Sauerstoffzehrungen, wenn diese Schiffe durch wärmere Gebiete fahren, heizt sich dieses Ballastwasser auf, es wird zum Teil abwechselnd mit Süßwasser und mit Salzwasser betankt, dadurch ist es eher salzhaltig","
sagt Stoll. Tiere, die unter solchen Bedingungen überleben, sind besonders robust.
""Das sind Arten, die auf eher degradierte Habitatbedingungen angepasst sind. Wenn die dann hier in den Fluss angelangen und wieder auf die eher schlechten Umweltbedingungen stoßen, dann haben die da schon mal einen gewissen Selektionsvorteil, der sie den einheimischen Arten in solchen Bedingungen überlegen macht."
Einwanderer wie der Schlickkrebs verändern die Habitate. Dadurch verdrängen sie einheimische Tiere und sorgen dafür, dass sich weitere Neuankömmlinge niederlassen. Sind diese invasiven Arten einmal da, lassen sie sich kaum noch bekämpfen. Das hat Folgen für die Artenvielfalt. Denn die meisten Einwanderer sind weitverbreitete Generalisten.
"Wir sprechen in der Biologie da von einer McDonaldization der Gesellschaften, das heißt, dass das Angebot weltweit an Arten sich immer ähnlicher wird. Die regionalen Spezialitäten, die werden zurückgedrängt, die globalen Player breiten sich immer weiter aus."
Die Einwanderer verringern nicht nur die Biodiversität. Sie verursachen außerdem ökonomische Schäden. Im Main beispielsweise hat sich die Zebramuschel angesiedelt. Sie mag harte Substrate und leichte Strömung. Deshalb setzt sie sich besonders gerne an Wasserrohren fest und verstopft den Zulauf. Firmen müssen regelmäßig Taucher ins Wasser schicken, um die Rohre wieder freizukratzen.
"Ich habe einen Kescher bei mir, den kann ich jetzt hier in die Strömung stellen und mit dem Fuß wirbel ich jetzt vor der Kescheröffnung die ganzen Organismen auf, die da am Boden sitzen und die Strömung vom Fluss, die treibt dann diese ganzen aufgewirbelten Organismen direkt in meinen Kescher hinein. Da habe ich auch schon einiges gefangen."
In seinem Kescher winden sich einige Krebse: der räuberische Höckerflohkrebs beispielsweise, der eigentlich im Schwarzmeer-Raum zu Hause ist. Oder der Schlickkrebs.
"Das ist nun genau dieses Tierchen, das die Steine mit so einer dünnen Schlickschicht überzieht und damit Hartsubstratbesiedler sehr stark benachteiligt. Die Habitate, die werden dadurch immer matschiger und Arten, die auf Steine und harte Substrate angewiesen sind, die werden aus solchen Lebensräumen verdrängt."
Stefan Stoll sucht nach eingewanderten Tieren. Der Biologe von der Senckenberg Gesellschaft will wissen, unter welchen Bedingungen sie sich in Deutschland bevorzugt niederlassen. Dafür hat er gemeinsam mit Kollegen Proben von knapp 1000 Stellen in deutschen Flüssen untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass die Einwanderer besonders häufig in belasteten Gewässern zu finden sind, etwa in der Kinzig. Über die Landwirtschaft gerät Phosphor in den Fluss, Straßensalz führt zu erhöhten Salzkonzentrationen. Firmen nutzen das Wasser, um ihre Maschinen zu kühlen. Die Kinzig steht nicht besonders schlecht da - sie ist eher ein Durchschnittsfluss. Trotzdem wandern dort erstaunlich viele fremde Arten ein.
"Die Kinzig hat dadurch sicherlich ein besonderes Gefährdungspotenzial, direkt an ein schiffbares Gewässer anzugrenzen, von daher sehr nah an den Quellen von diesen invasiven Arten zu sein."
Von der Probenstelle bei Hanau bis zum Main sind es nur knapp 200 Meter. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die meisten Einwanderer per Schiff aus fernen Ländern kommen. Leere Frachter nehmen dort Ballastwasser auf, um während der Fahrt nicht zu schlingern. Am Ziel angekommen, lassen sie das Wasser wieder ab - samt den mitgereisten Tieren.
"In diesen Ballastwassertanks herrschen häufig schlechte Umweltbedingungen, dadurch, dass dieses Wasser lange dunkel eingelagert ist, kommt es zu Sauerstoffzehrungen, wenn diese Schiffe durch wärmere Gebiete fahren, heizt sich dieses Ballastwasser auf, es wird zum Teil abwechselnd mit Süßwasser und mit Salzwasser betankt, dadurch ist es eher salzhaltig","
sagt Stoll. Tiere, die unter solchen Bedingungen überleben, sind besonders robust.
""Das sind Arten, die auf eher degradierte Habitatbedingungen angepasst sind. Wenn die dann hier in den Fluss angelangen und wieder auf die eher schlechten Umweltbedingungen stoßen, dann haben die da schon mal einen gewissen Selektionsvorteil, der sie den einheimischen Arten in solchen Bedingungen überlegen macht."
Einwanderer wie der Schlickkrebs verändern die Habitate. Dadurch verdrängen sie einheimische Tiere und sorgen dafür, dass sich weitere Neuankömmlinge niederlassen. Sind diese invasiven Arten einmal da, lassen sie sich kaum noch bekämpfen. Das hat Folgen für die Artenvielfalt. Denn die meisten Einwanderer sind weitverbreitete Generalisten.
"Wir sprechen in der Biologie da von einer McDonaldization der Gesellschaften, das heißt, dass das Angebot weltweit an Arten sich immer ähnlicher wird. Die regionalen Spezialitäten, die werden zurückgedrängt, die globalen Player breiten sich immer weiter aus."
Die Einwanderer verringern nicht nur die Biodiversität. Sie verursachen außerdem ökonomische Schäden. Im Main beispielsweise hat sich die Zebramuschel angesiedelt. Sie mag harte Substrate und leichte Strömung. Deshalb setzt sie sich besonders gerne an Wasserrohren fest und verstopft den Zulauf. Firmen müssen regelmäßig Taucher ins Wasser schicken, um die Rohre wieder freizukratzen.