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Schadstoffe in Flugzeugkabinen
Flugbegleiter fordern saubere Kabinenluft

In Flugzeugen kommt es immer zu einer Verschmutzung der Kabinenluft mit Abgasen oder Ausdünstungen. Wie gefährlich diese Gase sind, ist zwar nicht klar, die Zahl der Erkrankungen beim Flugpersonal wächst aber. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO fordert die Airlines auf zu handeln.

Von Ludger Fittkau |
    Eine Flugbegleiterin steht in der Economy Class im Airbus A380 nach der Landung in München.
    Eine Flugbegleiterin steht in einem Airbus A380. Die Luft in der Kabine ist nicht immer sauber. (dpa / picture-alliance / Tobias Hase)
    Flugbegleiter Emilio Rezzonico ist Mitglied der der Gesundheits-AG der Gewerkschaft UFO, die heute zur Demonstration für eine gefahrstoffarme Kabinenluft aufruft. Jede Woche müssen Besatzungsmitglieder infolge von Verunreinigungen in der Kabinenluft medizinisch behandelt werden, so Emilio Rezzonico:
    "Da kommt es zu unterschiedlichen Gerüchen. Es sind verschiedene Stoffe, die da im Verdacht stehen, in der Luft gelöst zu sein. Einer davon ist TCP, da hat sich die Forschung in der Vergangenheit drauf konzentriert, weil es relativ einfach nachweisbar ist. Aber es gibt auch andere Stoffe, wie zum Beispiel flüchtige Kohlenwasserstoffe oder Beryllium. Da fragt man sich: Wo kommt das her? Das ist ein Metall, das tatsächlich nur in der Luftfahrt oder in der Raumfahrt verwendet werden darf. Und wie das genau tatsächlich dann in die Kollegen rein gerät, das ist noch nicht ganz geklärt. Aber es ist ganz klar, das ist absolut toxisch und sicherlich nicht gut."
    Lufthansa lässt testweise Filter nachrüsten
    Zu den Verunreinigungen in der Kabinenluft kommt es offenbar, weil in den meisten Flugzeugen Frischluft über die Triebwerke angesaugt wird. Mit dieser Luft können dann möglicherweise erhitzte Hydrauliköl-Dämpfe in die Kabine gelangen – ebenso wie andere Stoffe. Die Lufthansa lässt jetzt deshalb zurzeit die Zapfluftanlagen in den Maschinen A320 und A321 testweise mit Carbon-Filtern nachrüsten. Bei positiven Messergebnissen soll dies laut einem Unternehmenssprecher auf die A350-Flotte ausgeweitet werden. Auch die Pilotengewerkschaft Cockpit ist in dieser Sache schon länger alarmiert. Cockpit-Sprecher Markus Wahl:
    "Es gibt mittlerweile Nachweise, die wissenschaftlich geführt worden sind, dass es Vorfälle gibt, bei den sich Öldampf in der Kabine befunden hat und es hat anschließend Kranke gegeben. Es hat sogar Tote gegeben, mit Richard Westgate, bei dem anschließend eine Obduktion vorgenommen wurde, wo nachgewiesen wurde, dass der Öldampf durchaus auslösender Faktor gewesen ist. Das ist jetzt sicherlich ein extremes Beispiel, aber wir müssen rechtzeitig eingreifen, damit sich sowas eben nicht wiederholt. Die Krankheitsfälle sind schon schwer genug, das Leute nicht mehr arbeiten gehen können, aber bevor es hier zu Todesfällen kommt, müssen wir hier was tun."
    Studien halten Luft meist für unbedenklich
    Allerdings: Die Wissenschaft ist sich nicht einig darüber, wie gefährlich die Schadstoffe in der Kabinenluft für die Gesundheit des Flugpersonals und der Passagiere tatsächlich sind. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit legte unlängst zwei Studien vor, nach denen die Luft in Kabinen von Verkehrsflugzeugen unbedenklich sei.
    Die eine Studie wurde von einem Konsortium bestehend aus der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Luftfahrtforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass die Luftqualität in Cockpits und Kabinen gleich oder sogar besser ist als in Büroräumen, Schulen, Kindergärten oder Wohnungen. Es seien in allen Flugzeugtypen nur gelegentlich Spuren von Verunreinigungen gefunden worden, so die Autoren der Studie.
    Nachrüstung wäre technisch einfach
    Die zweite Studie stammt von der Niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung und dem Niederländischen Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt. Sie beschäftigte sich mit den toxischen Effekten von Ölmischungen, die in Flugzeugtriebwerken zum Einsatz kommen. Auch diese Studie gibt weitgehende Entwarnung.
    Dennoch bleibt das Faktum, dass die Zahl der Erkrankungen beim Flugpersonal wächst. Die Gewerkschaften, die Piloten und Crew vertreten, begrüßen es, dass jetzt erste Airlines wie die Lufthansa mit dem Einbau zusätzlicher Luftfilter begonnen haben. Markus Wahl von Cockpit fordert alle Luftfahrtunternehmen auf, diesem Beispiel zu folgen:
    "Selbst Airbus hat auf seiner Homepage Werbung mit solchen Filtern gemacht. Dann wäre es doch ein leichtes, solche Systeme, ob man jetzt genau weiß, wie böse das ist oder nicht, es wäre technisch ein Leichtes, so etwas einzubauen. Kostet natürlich Geld und da scheuen sich sowohl die Airlines als auch die Hersteller vor."