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Schädigt Gen-Food den Magen?

Gentechnik. - Im vergangenen Jahr sorgte der französische Forscher Gilles-Eric Seralini mit einer Studie für Aufsehen, die zeigte, dass mit Genmais gefütterte Ratten häufiger Tumoren entwickeln. Viele Fachkollegen kritisierten die Arbeit wegen methodischer Mängel. Jetzt fand eine Forschergruppe aus den USA und Australien bei Fütterungsstudien mit Schweinen erneut Hinweise darauf, dass gentechnisch verändertes Futter gesundheitsschädlich sein könnte. Doch wieder steht der Verdacht methodischer Mängel im Raum.

Von Lucian Haas |
    Auf den ersten Blick klingt es schon alarmierend: Wenn Schweine mit einem Futter aus gentechnisch verändertem Mais- und Soja ernährt werden, entwickeln sie häufiger gesundheitliche Probleme als Schweine, die vergleichbares, aber gentechnikfreies Futter erhalten. Das wollen Forscher aus den USA und Australien bei Fütterungsversuchen herausgefunden haben.

    "Wir haben eine statistisch signifikante Zunahme des Gewichts der Gebärmutter festgestellt, und zwar um 25 Prozent. Zudem fanden wir eine statistisch signifikante Zunahme beim Anteil der Schweine, die eine schwere Magenentzündung entwickelten – jeweils bei den Tieren, die das gentechnisch veränderte Futter erhielten."

    Judy Carman ist die Hauptautorin der Studie. Die Epidemiologin leitet das private Institute for Health and Environment Research (IHER) im australischen Adelaide. IHER erforscht nach eigener Darstellung die Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen in der Nahrungskette. Carman:

    "Einer der Gründe, warum wir diese Studie mit Schweinen gemacht haben, ist der, dass Schweine ein ganz ähnliches Verdauungssystem haben wie wir Menschen. Und ich befürchte, dass das, was wir bei den Schweinen gesehen haben, auch bei Menschen auftreten könnte, wenn sie Genfood essen."

    Für die Studie wurden 168 Schweine fünf Monate lang in den USA gemäß dem dort üblichen Standard gehalten und gemästet. Die Hälfte der Tiere bekam transgenes, die andere Hälfte als Kontrollgruppe gentechnikfreies Futter. Das verwendete Gen-Soja enthielt ein Gen für Herbizidresistenz, der Gen-Mais zwei Gene für eine Insektenresistenz. Am Ende wurden alle Tiere geschlachtet und von Veterinären auf mögliche Organschäden hin untersucht. In den meisten Fällen zeigten sich beim Vergleich keine signifikanten Unterschiede. Auffällig war allerdings die Rate der verzeichneten schweren Magenentzündungen. Sie war bei den mit Gen-Futter versorgten Tieren rund zweieinhalb Mal so hoch wie bei der Kontrollgruppe. Das Verhältnis lag bei 23 zu 9. Judy Carman:

    "Ich war überrascht wie viel häufiger wir schwere Magenentzündungen bei den Genfutter-Schweinen fanden. Das deutet darauf hin, dass die von den eingeschleusten Genen codierten Proteine die Probleme in den Schweinemägen auslösen."

    Andere Forscher sehen diese Interpretation der Daten allerdings kritisch. Denn in der Studie werden die beobachteten Magenentzündungen in vier Kategorien eingeteilt: nicht vorhanden, leicht, mittel und schwer. Judy Carman wertete jede Kategorie einzeln aus, ohne bei den statistischen Tests die Verteilung in den anderen Kategorien zu berücksichtigen. Ein plumper Fehler, meint David Spiegelhalter, renommierter Statistik-Experte an der Universität von Cambridge.

    "Die Schlussfolgerungen der Studie halten einer statistischen Prüfung nicht stand. Die Autoren heben die schweren Magenentzündungen hervor, aber in den drei anderen Entzündungskategorien schneidet die Genfutter-Gruppe besser ab. Dieser selektive Fokus ist wissenschaftlich betrachtet nicht angemessen. Wenn man die Daten zu den Magenentzündungen mit geeigneten Methoden untersucht, ergibt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Futtertyp."

    In Internet-Blogs weisen andere Kritiker noch auf weitere Fehler im Studienaufbau hin. Manche stempeln die Arbeit sogar offen als tendenziös. Es gibt Hintergründe, die diesen Verdacht nähren. Finanziert wurde die Studie von Verity Farms, einem US-Unternehmen, das die gentechnikfreie Landwirtschaft propagiert. Dessen Leiter ist Howard Vlieger, der auch als Co-Autor der Studie genannt wird. Seit Jahren tritt er in den USA öffentlich als Gentechnik-Gegner auf. Veröffentlicht wurde die Studie zudem im "Journal of Organic Systems", einer Fachzeitschrift, die von ihren Autoren verlangt, sich thematisch an den Prinzipien des ökologischen Landbaus zu orientieren. Auch aus dieser Warte heraus gehört die Ablehnung der Grünen Gentechnik zum Programm.