Acht Uhr morgens, auf der Straße vor einer riesigen Mietwohnungsanlage im Berliner Süden. Schädlingsbekämpfer Andreas Grunert steht vor seinem Auto und rüstet sich für seinen ersten Einsatz an diesem Tag.
"Also ich bin nicht Schädlingsbekämpfer geworden, weil ich passionierter Tierquäler bin oder so, sondern weil der Beruf an und für sich ist halt unheimlich umfangreich, macht halt Spaß. Reporterin: Ich fühle mich gerade so ein bisschen als würde ich auf die Jagd gehen, geht Ihnen das auch so? – Äh, ja, Kleintiersafari."
Der erste Termin ist in einer Erdgeschosswohnung. Der Mieter hat in der Nacht ein Tier durch seine Wohnung flitzen sehen und sofort die Hausverwaltung informiert. Es ist nicht ganz klar, ob das eine Ratte oder eine Maus war, deshalb räumt Grunert vorsorglich mehrere verschiedene Fallen aus dem Kofferraum in eine Box, die er gleich mit zum Kunden nehmen wird.
"Auf den Schlagfallen selber ist eine Nuss-Nougat-Creme, also: mit Nuss-Nougat-Creme fängt man Mäuse und Ratten, nicht mit Käse oder Speck, und das macht sich eigentlich ganz gut."
Sofas, Küchenzeilen, Regale - beliebte Nagetierverstecke
Der Mieter mit dem Nagetierbesuch will anonym bleiben. Seine Wohnung ist unordentlich und verdreckt. Unbeeindruckt davon leuchtet der Schädlingsbekämpfer mit einer Taschenlampe unters Sofa, hinter die Küchenzeile, die Regale und andere mögliche Verstecke, sieht aber nirgends ein Tier.
"Ich werde Ihnen jetzt ein paar Schlagfallen dalassen, Tunnelboxen, gegen Mäuse. Weil ich mal stark davon ausgehe, dass es eine Maus sein wird. Ich würde Ihnen jetzt zeigen, wie das funktioniert."
Fünf Mausefallen positioniert er in der Wohnung und auch ein paar Rattenfallen. Mäuse und Ratten sind die häufigsten Gründe, warum Schädlingsbekämpfer gerufen werden. Aber es gibt noch viele andere.
"Silberfische, Ameisen ganz groß im Augenblick durch den Sommer, ganz hoch zur Zeit ist natürlich: Bettwanzen. Hotels, Hostels haben da drunter zu leiden durch die ganzen Backpacker, die unterwegs sind und dann natürlich die Kunden, die aus dem Urlaub wieder zurück kommen."
Sommerzeit: Hochkonjunktur für Schädlingsbekämpfer
Im August gelten viele Einsätze auch der Beseitigung von Wespen. Überhaupt ist in der Sommerzeit Hochkonjunktur für Schädlingsbekämpfer. Für die Betroffenen kann das viel Herrumtelefonieren und Warten auf einen Termin bedeuten. Manche Firmen nehmen schon gar keine Neukunden mehr an, so wie die Firma von Mario Heising, Vorstand des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes im Gebiet Berlin-Brandenburg. Die Dringlichkeit spiele aber auch eine Rolle.
"Ein Schädlingsbekämpfer weiß, dass er im Ernstfall auch sofort hin muss. Da kann er nicht erst morgen kommen, hat jemand eine Ratte in der Wohnung, kann ich nicht sagen: ich komme in vier Wochen vorbei. Aber meldet sich eben eine Person und sagt ich habe schon seit einem Vierteljahr diese Probleme und jetzt brauche ich mal einen Profi, dann kann es sein, dass er vier Wochen warten muss."
Eine andere Kundin von Andreas Grunert. Christa Hickmanns hat Probleme mit Motten. Der Schädlingsbekämpfer hatte in der Wohnung der Seniorin Klebefallen mit Duftlockstoffen verteilt in denen nun tote Tiere hängen.
"Jeden Abend flogen die hier durchs Wohnzimmer, da bin ich bald verrückt geworden, wochenlang, fürchterlich, jeden Tag diese Motten!
Grunert: Ich gebe Ihnen auf jeden Fall nochmal ein paar neue Fallen, wir bleiben auch weiterhin in Verbindung.
Kundin: "Ja bitte."
Kundin: "Ja bitte."
Die alte Dame leidet sehr unter der Situation. Ihre Wohnung ist tipptopp gepflegt und aufgeräumt. Der Befall könnte auch aus der Nachbarschaft kommen vermutet Grunert. Trotzdem: ganz gefeit vor Schädlingsbefall ist ohnehin niemand:
"Ein Schädlingsbefall ist im Prinzip völlig unabhängig davon, wie die Wohnung aussieht. Also selbst eine sterile Wohnung kann voll mit Schaben sein."
Welche Chemikalien werden verwendet, wie hoch sind die Kosten?
Ein allgemeingültiges Qualitätssiegel für Schädlingsbekämpfer gibt es nicht. Die Mitgliedschaft im Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband gebe eine gewisse Sicherheit sagt Mario Heising.
"DSV-Mitglieder müssen eine Versicherung haben, ich kenne Betriebe, die haben selbst hier in Deutschland noch nicht mal eine Haftpflichtversicherung gehabt, wer Mitglied ist im DSV ist auch definitiv ausgebildet und gibt nicht irgendwas vor, den Hausmeisterschein oder so, der beschränkt auf manche Sachen zulässig ist, das reicht nicht aus, um im DSV Mitglied zu werden."
Manche Betriebe haben sich auch vom TÜV zertifizieren lassen oder eine Prüfung nach DIN 16636 durchlaufen. Es gibt aber auch Schädlingsbekämpfer, die gerade mal eine fünfmonatige Ausbildung mit Teilsachkundeprüfung haben. Heising rät daher:
"Wichtig ist dass man sich im persönlichen Gespräch von dem Schädlingsbekämpfer überzeugt, und wirklich ganz wichtig, dass man sich erklären lässt, was kommt auf mich zu, welche Chemie wird angewandt, sind Krankheiten, sind Gefährlichkeiten und so weiter und das natürlich auch alles schriftlich festhält. Ein guter Schädlingsbekämpfer, der hat Info-Blätter dabei, der hat Merk-Blätter dabei, der informiert, die Checkliste wird durchgegeben was Sie vorbereiten müssen usw. Lassen Sie sich auch nach der Bekämpfung auch immer aushändigen mit was gearbeitet wurde, welche Zeit er gebraucht hat, wann er da war."
Bei größeren Aufträgen wie zum Beispiel einer Bettwanzenbeseitigung rät Mario Heising auf jeden Fall zu einem Kostenvoranschlag, denn solche Einsätze können langwierig sein und bis zu vierstellige Summen kosten.