Große Felder, bewachsen mit immer denselben Arten in enger Fruchtfolge - die Landwirtschaft hat sich durch den Einsatz von Pestiziden in den vergangenen Jahrzehnten verändert, sagt Lars Lachmann, Vogelexperte des NABU. Zu diesen Pestiziden gehören auch Nagetiergifte.
"Durch das Töten der Mäuse und Ratten beseitigt man auch die Nahrungsbasis der mäusefressenden Greifvögel. Bei uns in Deutschland sind das hauptsächlich der Mäusebussard und der Rotmilan, eine Vogelart, für die wir in Deutschland eine besonders hohe Verantwortung haben, denn die Hälfte des Weltbestandes lebt in Deutschland. Wenn diese Tiere keine Nagetiere mehr haben, von denen sie leben können, werden sie auch verschwinden, ohne dass sie selber vergiftet worden sind."
Vergiftet werden Greifvögel allerdings auch, und zwar über einen Teil ihrer Nahrung: vergiftete Mäuse und Ratten.
"Wenn zum Beispiel ein Raubvogel eine Maus oder eine Ratte greift, die vorher das Gift gefressen hat, dann kann sich das Gift auch bei den Beutegreifern anreichern und sie im Endeffekt auch umbringen."
Gift in Köderstationen verstecken
Das Umweltbundesamt untersucht zurzeit, wie groß die Anzahl an Füchsen ist, die nachweislich vergiftete Beutetiere gefressen haben. Dr. Erik Schmolz prüft beim Umweltbundesamt die Wirksamkeit von Schädlingsbekämpfungsmitteln:
"Wir haben im Umweltbundesamt ein Forschungsprojekt initiiert, in dem man sich Füchse angeguckt hat. In den Lebern von Füchsen, die untersucht wurden, hat man etwa in 60 Prozent der Tiere Rückstände von diesen Giften gefunden, und das ist natürlich aus Umweltsicht völlig inakzeptabel. Die Rückstände von Nagetierbekämpfungsmitteln, die man in Füchsen findet, die man auch in Greifvögeln oder Mardern finden kann, kommen ausschließlich von den Nagetierbekämpfungsmitteln, weil diese Gifte nirgendwo anders eingesetzt werden."
Wer im Haus oder im Garten Giftköder auslegen will, muss sie in Köderstationen verstecken; in kleinen Kisten, die es für ein paar Euro zu kaufen gibt. Das verhindert zumindest größtenteils, dass andere Tiere als Ratten und Mäuse an das Gift herankommen. Lars Lachmann vom NABU:
"Die einzige für uns akzeptable Ausbringungsweise für Nagetiergifte ist in Köderstationen oder unterirdisch in den Mäusenestern, sodass die Nagetiere unter der Erde sterben und nicht von Greifvögeln erfasst werden können."
Nagetiere werden mit Antikoagulanzien bekämpft, mit Blutgerinnungshemmern. Sie verbluten also letzten Endes. Diese Substanzen sind schlecht abbaubar, bleiben lange in der Umwelt und reichern sich in Vögeln und Säugetieren an. Eric Schmolz:
"Das ist ein großes Problem. Deswegen ist die Verwendung von Nagetierbekämpfungsmitteln auch sehr stark beschränkt. Verbraucher dürfen nur Nagetierbekämpfungsmittel nehmen, die der sogenannten 1. Generation angehören, das heißt, die etwas weniger giftig sind. Die wirklich starken Gifte dürfen nur noch von Profis angewendet werden, aus dem Grund, dass es ein erhebliches Umweltrisiko gibt, wenn man diese Gifte auslegt."
Verwendung in der Landwirtschaft verändert Ökosystem
In welchem Umfang Nagetiergifte Greifvögel und Säugetiere schädigen, weil sie Köder oder vergiftete Tiere fressen, muss noch genauer untersucht werden, meint Lars Lachmann. Dass ihre Verwendung in der Landwirtschaft das Ökosystem erheblich verändere, liege aber auf der Hand. Darauf weist er noch einmal hin:
"Ganz bestimmt wissen wir, dass in den Gebieten, wo die Nagetiergifte ausgebracht werden, es hinterher weniger Nagetiere gibt und daher auch weniger Nahrung für Arten, die sich von diesen Tieren ernähren."
Wer Ratten oder Mäuse mit Gift bekämpft, sollte also unbedingt die erwähnten Köderstationen verwenden und nur für möglichst kurze Zeit Gift auslegen. Bleibt der Köder unberührt, ist es sinnvoll, die nähere Umgebung nach Kadavern abzusuchen, damit tote Nager weder Katzen und Hunden noch Wildtieren schaden können.