Ein gelber LKW lädt langsam seine Fuhre ab. Immer mehr grüner Elektroschrott prasselt auf den Steinboden. Es staubt etwas. Der Lkw-Fahrer ist fertig. Vor ihm: ein zwei Meter großer Haufen mit Platinen-Stückchen von Computern und Mobiltelefonen. Sie waren einmal die Schaltzentrale von elektronischen Geräten - mit Millionen Leitern aus Edelmetallen. Jetzt sind sie alt und eine profitable Rohstoffquelle für Umicore.
Umicore bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer im Bereich Platinen-Recycling. Der belgische Konzern will allein in diesem Jahr etwa 45.000 Tonnen dieser grünen Leiter-Platten wiederverwerten. Die Leiterplatinen stammen aus der ganzen Welt. Müll-Betriebe haben sie gesammelt, zerkleinert und an Umicore verkauft. Hier in Antwerpen nehmen die Mitarbeiter dann eine Probe des Materials und ermitteln den Edelmetall-Gehalt. Umso höher der Wert ausfällt, umso mehr Geld erhalten die Müll-Sammler.
Dann startet die Rückgewinnung. Im ersten Prozess erhitzt Umicore die Leiter-Platinen in einem Schmelzofen und teilt sie dadurch in zwei Fraktionen. Einmal eine kupferhaltige mit den Edelmetallen und dann eine bleihaltige mit dem Rest, erklärt Manager Thierry Van Kerckhoven.
"Bei der ersten Einschmelzung haben wir Temperaturen weit über elfhundert Grad."
Die entstandenen Fraktionen - also Stoffgemische - erhitzt Umicore erneut. Insgesamt dauert der Prozess vier Monate. Am Ende hat Umicore aus dem Haufen grünen Platinenschrotts 17 verschiedene Metalle gewonnen. Darunter sehr wertvolle wie Gold, Silber und Palladium, aber auch giftige wie Cadmium, was in Halbleitern verwendet wird, und zur Herstellung von Akkus dient. Dieses Schwermetall ist eines der wenigen Abfallprodukte beim Leiterplatten-Recycling.
"Es lohnt sich nicht, Cadmium auszuraffinerieren und wieder auf dem Markt zu bringen. Es gibt kaum noch Anwendungen für Cadmium. Also diese cadmiumreichen Fraktionen gehen dann zu Betrieben, die das Cadmium weiter neutralisieren."
Die recycelten Edelmetalle verkauft Umicore auf dem Weltmarkt oder nutzt sie in anderen Konzern-Sparten - beispielsweise zum Bau von Auto-Katalysatoren. Außerdem erproben die Belgier Ende des Jahres erstmals ein neues Recycling-Verfahren für Metalle der Seltenen Erden. Das sind Elemente, die in der Natur nur in kleinen Mengen vorkommen und deren Abbau sehr teuer ist. Metalle der Seltenen werden für aufladbare Batterien verwendet oder in LED-Bildschirmen.
Ihre Recycling-Techniken bescherten Umicore in diesem Jahr ein zweistelliges Gewinnwachstum. Harte Konkurrenz gebe es eigentlich nur durch den illegalen Handel. Manager Thierry Van Kerckhoven:
"Wenn wir den Zahlen der EU-Kommission trauen können, dann weiß man eigentlich noch nicht, was mit 60 bis 65 Prozent des Elektroschrotts passiert."
Der größte Teil des Elektroschrotts lande in Entwicklungsländern, vermutet der Umicore- Manager, zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent. Gebrauchte Computer oder Fernseher würden als voll funktionsfähig gekennzeichnet und dann exportiert.
"Offiziell für Wiederverwendung - in der Praxis sehr oft für die Deponie."
Umicore fordert deshalb, dass nur völlig intakte Ware in Entwicklungsländer verkauft werden darf - weil es ökologischer, aber vor allem ökonomischer sei.
Besonders Handys hätte eine geringe Recycling-Quote, beklagt Thierry Van Kerckhoven.
"Was Handys und Handy-Recycling angeht, kann man sagen: Das ist eine reine Katastrophe! Entschuldigen Sie bitte diese Wörter. Das Potenzial ist 70.000 Tonnen weltweit. Wenn wir gucken, was wir bekommen: Gut tausend Tonnen werden recycelt."
Also nicht mal zwei Prozent aller Handys weltweit. Denn die meisten Verbraucher lassen ihre Althandys lieber in einer Schublade verstauben oder werfen sie unerlaubt in den Hausmüll. Dabei würde sich die Wiederverwertung in großem Maßstab lohnen. Aus 15.000 Handys gewinnt Umicore ein Kilogramm Gold.
Das recycelte Edelmetall lagert bei Umicore in einem besonders gesicherten Bereich: Mitarbeiter nennen es Fort Knox. Wie bei einer Flughafen-Kontrolle müssen sie am Eingang ihre Schuhe ausziehen und die Taschen durchleuchten lassen. Im Inneren bereitet der Angestellte Patrick Deckers gerade die nächste Goldpressung vor.
Ab morgen ist der Goldsand - gewonnen aus Computer- und Handy-Platinen - ein richtiger Goldbarren. Umicore-Sprecherin Marjolein Scheers zeigt auf die fertigen Exemplare auf einem Tisch am Fenster.
"Das sind unsere Endprodukte. Dieser Goldbarren hier wiegt zum Beispiel ein Kilo."
Und dieser Barren hat momentan einen Wert von etwa 35.000 Euro - Tendenz steigend.
Mehr zum Thema:
Fünfteilige Sendereihe zum Recycling in "Umwelt und Verbraucher"
Teil 1: Illegal und lukrativ - Viele Elektrogeräte werden nicht in Europa entsorgt
Teil 2: Schrottplätze sind Schatzgruben - Altautos landen meist im Ausland
Teil 3: Urban Mining - Die Mülltonne als Goldgrube
Umicore bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer im Bereich Platinen-Recycling. Der belgische Konzern will allein in diesem Jahr etwa 45.000 Tonnen dieser grünen Leiter-Platten wiederverwerten. Die Leiterplatinen stammen aus der ganzen Welt. Müll-Betriebe haben sie gesammelt, zerkleinert und an Umicore verkauft. Hier in Antwerpen nehmen die Mitarbeiter dann eine Probe des Materials und ermitteln den Edelmetall-Gehalt. Umso höher der Wert ausfällt, umso mehr Geld erhalten die Müll-Sammler.
Dann startet die Rückgewinnung. Im ersten Prozess erhitzt Umicore die Leiter-Platinen in einem Schmelzofen und teilt sie dadurch in zwei Fraktionen. Einmal eine kupferhaltige mit den Edelmetallen und dann eine bleihaltige mit dem Rest, erklärt Manager Thierry Van Kerckhoven.
"Bei der ersten Einschmelzung haben wir Temperaturen weit über elfhundert Grad."
Die entstandenen Fraktionen - also Stoffgemische - erhitzt Umicore erneut. Insgesamt dauert der Prozess vier Monate. Am Ende hat Umicore aus dem Haufen grünen Platinenschrotts 17 verschiedene Metalle gewonnen. Darunter sehr wertvolle wie Gold, Silber und Palladium, aber auch giftige wie Cadmium, was in Halbleitern verwendet wird, und zur Herstellung von Akkus dient. Dieses Schwermetall ist eines der wenigen Abfallprodukte beim Leiterplatten-Recycling.
"Es lohnt sich nicht, Cadmium auszuraffinerieren und wieder auf dem Markt zu bringen. Es gibt kaum noch Anwendungen für Cadmium. Also diese cadmiumreichen Fraktionen gehen dann zu Betrieben, die das Cadmium weiter neutralisieren."
Die recycelten Edelmetalle verkauft Umicore auf dem Weltmarkt oder nutzt sie in anderen Konzern-Sparten - beispielsweise zum Bau von Auto-Katalysatoren. Außerdem erproben die Belgier Ende des Jahres erstmals ein neues Recycling-Verfahren für Metalle der Seltenen Erden. Das sind Elemente, die in der Natur nur in kleinen Mengen vorkommen und deren Abbau sehr teuer ist. Metalle der Seltenen werden für aufladbare Batterien verwendet oder in LED-Bildschirmen.
Ihre Recycling-Techniken bescherten Umicore in diesem Jahr ein zweistelliges Gewinnwachstum. Harte Konkurrenz gebe es eigentlich nur durch den illegalen Handel. Manager Thierry Van Kerckhoven:
"Wenn wir den Zahlen der EU-Kommission trauen können, dann weiß man eigentlich noch nicht, was mit 60 bis 65 Prozent des Elektroschrotts passiert."
Der größte Teil des Elektroschrotts lande in Entwicklungsländern, vermutet der Umicore- Manager, zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent. Gebrauchte Computer oder Fernseher würden als voll funktionsfähig gekennzeichnet und dann exportiert.
"Offiziell für Wiederverwendung - in der Praxis sehr oft für die Deponie."
Umicore fordert deshalb, dass nur völlig intakte Ware in Entwicklungsländer verkauft werden darf - weil es ökologischer, aber vor allem ökonomischer sei.
Besonders Handys hätte eine geringe Recycling-Quote, beklagt Thierry Van Kerckhoven.
"Was Handys und Handy-Recycling angeht, kann man sagen: Das ist eine reine Katastrophe! Entschuldigen Sie bitte diese Wörter. Das Potenzial ist 70.000 Tonnen weltweit. Wenn wir gucken, was wir bekommen: Gut tausend Tonnen werden recycelt."
Also nicht mal zwei Prozent aller Handys weltweit. Denn die meisten Verbraucher lassen ihre Althandys lieber in einer Schublade verstauben oder werfen sie unerlaubt in den Hausmüll. Dabei würde sich die Wiederverwertung in großem Maßstab lohnen. Aus 15.000 Handys gewinnt Umicore ein Kilogramm Gold.
Das recycelte Edelmetall lagert bei Umicore in einem besonders gesicherten Bereich: Mitarbeiter nennen es Fort Knox. Wie bei einer Flughafen-Kontrolle müssen sie am Eingang ihre Schuhe ausziehen und die Taschen durchleuchten lassen. Im Inneren bereitet der Angestellte Patrick Deckers gerade die nächste Goldpressung vor.
Ab morgen ist der Goldsand - gewonnen aus Computer- und Handy-Platinen - ein richtiger Goldbarren. Umicore-Sprecherin Marjolein Scheers zeigt auf die fertigen Exemplare auf einem Tisch am Fenster.
"Das sind unsere Endprodukte. Dieser Goldbarren hier wiegt zum Beispiel ein Kilo."
Und dieser Barren hat momentan einen Wert von etwa 35.000 Euro - Tendenz steigend.
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