Die kleine Kellerei Torreblanca setzt keine Millionen um. Chefin Montse Nicolás kennt viele ihrer Kunden persönlich und packt auch selbst mit an, wenn es notwendig ist. Sie steht zwischen Holzpaletten vor einer Abfüllmaschine. Hier wird der Cava neu verkorkt und abgepackt:
"Wie die meisten Kellereien verkorken wir die Flaschen fast auf Bestellung. Wir haben kein großes Lager und halten höchstens ein paar Paletten vor. Die Bestellungen kommen rein, wir verpassen dem Cava den letzten Schliff, verkorken und schicken die Kisten raus. Jetzt an Weihnachten ist alles natürlich ein wenig hektisch."
Die Kellerei liegt wie so viele im Landstrich Penedés in Katalonien - also in der Region, die derzeit so heftig über eine mögliche Unabhängigkeit von Spanien streitet. Da der Cava aber in ganz Spanien getrunken wird, ist das Getränk ein sensibler Gradmesser für das Verhältnis der Beziehungen zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens.
"Die Vertretung in Madrid hat uns schon gesagt, dass wir dieses Jahr dort besser keine Werbekampagnen veranstalten sollten. Vor allem mit Rücksicht auf unseren armen Handelsvertreter. Aber jetzt kommt er gerade sehr zufrieden aus Murcia zurück. Von 45 Restaurantbesitzern hat ihn nur einer beschimpft. Die anderen waren sehr aufgeschlossen. Wer schon immer gerne Cava getrunken hat, der lässt das jetzt nicht bleiben."
Auf ihren Handelsvertreter trifft Montse Nicolás im großen Garten vor dem alten, von Weinreben umgebenen Gehöft. Jordi Pardos reist das ganze Jahr durch Spanien. Vor allem versucht er die Restaurants von der katalanischen Gewohnheit zu überzeugen, den Schaumwein nicht nur zu besonderen Anlässen anzubieten, sondern auch zur normalen Sonntagsmahlzeit. Vor fünf Jahren sei der Cava-Boykott schlimmer gewesen, sagt auch er. Mit wütenden Küchenchefs, die nichts Katalanisches in ihrem Restaurant sehen wollen, muss er aber auch heute noch fertig werden:
"Wer nicht will, lässt Dir keine Möglichkeit, ihn zu überzeugen. Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich bin tolerant und akzeptiere alle Meinungen. Ich lade diese Leute dann ein, in der Zukunft noch mal unsere Produkte zu probieren. Man muss ruhig bleiben, diskutieren bringt da gar nichts."
Es ist schwierig zu sagen, was zuerst da war: Die katalanischen Proteste über die Verteilung der Steuereinnahmen unter den spanischen Regionen, die letztlich zum Anlass für die Unabhängigkeitsforderungen geworden sind. Oder die Vorwürfe aus dem Rest Spaniens gegenüber den angeblich reichen und unsolidarischen Katalanen. Fest steht: Beide Seiten sehen sich als Opfer einer Aggression. Auch auf dem Weingut werde das Thema immer wieder angesprochen, so an diesem Morgen, berichtet Montse Nicolás: Eine Gruppe aus Madrid hat das Gut besichtigt. Sie selbst sehe sich als Katalanin, fühle sich aber Spanien kulturell stärker verbunden als etwa Frankreich, hat ihnen die Firmenchefin erklärt. Die Besucher haben dann ihre Toleranz betont.
"Ich habe denen gesagt, dass das nicht notwendig ist. Für mich ist das ein Mythos: die bösen Menschen aus Madrid. Nirgends sind die Menschen alle gut oder alle schlecht. Hier in Katalonien meinen eben viele, dass wir unser Verhältnis zu Spanien verändern sollten. Leute aus Madrid sagen manchmal: 'Ihr Katalanen seid so radikal.' Hier auf dem Hof können wir uns über solche Dinge dann austauschen. Doch die Politiker und Medien radikalisieren die Stimmung. Wir Katalanen streben ein neues Verhältnis zu Spanien an. Doch uns wird einfach die Türe vor der Nase zugeschlagen."
Die 40-jährige blickt auf ihre 22 Hektar voller Weinreben. Trotz der Wirtschaftskrise lassen die Bestellungen auf ein gutes Jahr hoffen, die gesamte Branche ist nach anfänglichen Ängsten über einen Boykott inzwischen zuversichtlich. Nicolás erzählt stolz vom Mineralgehalt des Bodens, er bestimme die Qualität ihres Cavas. Nationalistische Mythen von der katalanischen Erde und Streitereien, ob der Cava nun ein spanisches oder katalanisches Kulturgut ist, sind ihr hingegen fremd.
"Ah, was soll ich dazu sagen. Diese Erde ist aus diesem Dorf, Olerdola, Katalonien und ist sie auch spanische Erde. Aber letztlich ist das schlicht und einfach: Erde. Auch diese Weinreben haben keine nationale Identität. Sie wachsen, wie Pflanzen nun mal wachsen: sie passen sich den Gegebenheiten an."
Und wenn es das Letzte wäre, was die Spanier noch eint: Auch an diesem Jahresende wird in Madrid wie in Barcelona wieder mit Cava angestoßen. Im Büro wartet auf Montse Nicolás jedenfalls ein Berg von Bestellungen. Doch so sehr er Gespräche erleichtern mag: Auch der Cava als Botschafter Kataloniens wird die Probleme im gegenseitigen Verhältnis nicht ganz auflösen können.
"Wie die meisten Kellereien verkorken wir die Flaschen fast auf Bestellung. Wir haben kein großes Lager und halten höchstens ein paar Paletten vor. Die Bestellungen kommen rein, wir verpassen dem Cava den letzten Schliff, verkorken und schicken die Kisten raus. Jetzt an Weihnachten ist alles natürlich ein wenig hektisch."
Die Kellerei liegt wie so viele im Landstrich Penedés in Katalonien - also in der Region, die derzeit so heftig über eine mögliche Unabhängigkeit von Spanien streitet. Da der Cava aber in ganz Spanien getrunken wird, ist das Getränk ein sensibler Gradmesser für das Verhältnis der Beziehungen zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens.
"Die Vertretung in Madrid hat uns schon gesagt, dass wir dieses Jahr dort besser keine Werbekampagnen veranstalten sollten. Vor allem mit Rücksicht auf unseren armen Handelsvertreter. Aber jetzt kommt er gerade sehr zufrieden aus Murcia zurück. Von 45 Restaurantbesitzern hat ihn nur einer beschimpft. Die anderen waren sehr aufgeschlossen. Wer schon immer gerne Cava getrunken hat, der lässt das jetzt nicht bleiben."
Auf ihren Handelsvertreter trifft Montse Nicolás im großen Garten vor dem alten, von Weinreben umgebenen Gehöft. Jordi Pardos reist das ganze Jahr durch Spanien. Vor allem versucht er die Restaurants von der katalanischen Gewohnheit zu überzeugen, den Schaumwein nicht nur zu besonderen Anlässen anzubieten, sondern auch zur normalen Sonntagsmahlzeit. Vor fünf Jahren sei der Cava-Boykott schlimmer gewesen, sagt auch er. Mit wütenden Küchenchefs, die nichts Katalanisches in ihrem Restaurant sehen wollen, muss er aber auch heute noch fertig werden:
"Wer nicht will, lässt Dir keine Möglichkeit, ihn zu überzeugen. Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich bin tolerant und akzeptiere alle Meinungen. Ich lade diese Leute dann ein, in der Zukunft noch mal unsere Produkte zu probieren. Man muss ruhig bleiben, diskutieren bringt da gar nichts."
Es ist schwierig zu sagen, was zuerst da war: Die katalanischen Proteste über die Verteilung der Steuereinnahmen unter den spanischen Regionen, die letztlich zum Anlass für die Unabhängigkeitsforderungen geworden sind. Oder die Vorwürfe aus dem Rest Spaniens gegenüber den angeblich reichen und unsolidarischen Katalanen. Fest steht: Beide Seiten sehen sich als Opfer einer Aggression. Auch auf dem Weingut werde das Thema immer wieder angesprochen, so an diesem Morgen, berichtet Montse Nicolás: Eine Gruppe aus Madrid hat das Gut besichtigt. Sie selbst sehe sich als Katalanin, fühle sich aber Spanien kulturell stärker verbunden als etwa Frankreich, hat ihnen die Firmenchefin erklärt. Die Besucher haben dann ihre Toleranz betont.
"Ich habe denen gesagt, dass das nicht notwendig ist. Für mich ist das ein Mythos: die bösen Menschen aus Madrid. Nirgends sind die Menschen alle gut oder alle schlecht. Hier in Katalonien meinen eben viele, dass wir unser Verhältnis zu Spanien verändern sollten. Leute aus Madrid sagen manchmal: 'Ihr Katalanen seid so radikal.' Hier auf dem Hof können wir uns über solche Dinge dann austauschen. Doch die Politiker und Medien radikalisieren die Stimmung. Wir Katalanen streben ein neues Verhältnis zu Spanien an. Doch uns wird einfach die Türe vor der Nase zugeschlagen."
Die 40-jährige blickt auf ihre 22 Hektar voller Weinreben. Trotz der Wirtschaftskrise lassen die Bestellungen auf ein gutes Jahr hoffen, die gesamte Branche ist nach anfänglichen Ängsten über einen Boykott inzwischen zuversichtlich. Nicolás erzählt stolz vom Mineralgehalt des Bodens, er bestimme die Qualität ihres Cavas. Nationalistische Mythen von der katalanischen Erde und Streitereien, ob der Cava nun ein spanisches oder katalanisches Kulturgut ist, sind ihr hingegen fremd.
"Ah, was soll ich dazu sagen. Diese Erde ist aus diesem Dorf, Olerdola, Katalonien und ist sie auch spanische Erde. Aber letztlich ist das schlicht und einfach: Erde. Auch diese Weinreben haben keine nationale Identität. Sie wachsen, wie Pflanzen nun mal wachsen: sie passen sich den Gegebenheiten an."
Und wenn es das Letzte wäre, was die Spanier noch eint: Auch an diesem Jahresende wird in Madrid wie in Barcelona wieder mit Cava angestoßen. Im Büro wartet auf Montse Nicolás jedenfalls ein Berg von Bestellungen. Doch so sehr er Gespräche erleichtern mag: Auch der Cava als Botschafter Kataloniens wird die Probleme im gegenseitigen Verhältnis nicht ganz auflösen können.