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Schauplatz Schwaben

Paläontologie. – Ob und wenn ja, wie Neandertaler und moderne Menschen aufeinandertrafen, ist eine der spannendsten Fragen der Paläoanthropologie. Einer der Schauplätze, auf denen das möglich gewesen sein könnte, ist Schwaben. In den Seitentälern der Donau hat man die früheste figürliche Kunst der Menschheit gefunden, außerdem Schmuck und Musikinstrumente, und alles passt in die Übergangszeit.

Von Dagmar Röhrlich |
    Seit 500.000 oder 600.000 Jahren leben Menschen in Süddeutschland, unter ihnen ist auch der Neandertaler, der lange Zeit allein über Europa herrschte. Dann taucht vor rund 40.000 Jahren die plötzlich Eiszeitkunst auf, die Kultur verändert sich, Schmuck und Musikinstrumente werden geschaffen. All diese Errungenschaften gehen vermutlich auf den modernen Menschen zurück, der sich langsam über Europa verbreitete und dabei vielleicht den Neandertaler verdrängte.

    Das Buch, dessen einzelne Kapitel von verschiedenen Spezialisten geschrieben worden ist, war der Begleitband zur Sonderausstellung "Galerie 40tausend Jahre Kunst" in Blaubeuren. Für Studenten ist der Band eine Fundgrube, denn es werden nicht nur die unterschiedlichsten Aspekte der Paläoanthropologie ausführlich dargestellt, sondern es wird auch deutlich, auf welcher Seite die Wissenschaftler in den diversen Debatten um Neandertaler und modernen Menschen stehen. Das Buch ist zwar populärwissenschaftlich ausgerichtet, geht aber oft viel zu sehr in die Tiefe und bleibt in der Wissenschaftssprache verhaftet. Der Leser sollte Grundkenntnisse mitbringen, aber zur Vorbereitung auf eine Prüfung ist es mit Sicherheit ideal.

    Nicholas Conard, Stefanie Kölbl und Wolfgang Schürle (Hrsg.): Vom Neandertaler zum modernen Menschen
    ISBN: 3-7995-9087-0
    Jan Thorbecke Verlag, 208 Seiten, 19,90 Euro