Carl Philipp von Maldeghem kneift. Er traut es sich nicht zu, nach der gewaltigen Kritik an seiner Ernennung das Kölner Schauspiel ab 2021 erfolgreich zu leiten. Natürlich klingt das in der offiziellen Pressemitteilung aus Salzburg anders: "Ausschlaggebend war", so wird Maldeghem zitiert, "dass bei allem Reiz für eine neue Aufgabe an einem renommierten Theater in Deutschland die Möglichkeiten in Salzburg in einem großartigen Haus mit seinen vielfältigen Sparten und Facetten, mit einem herausragenden Ensemble und einem hoch motivierten Team einfach überwiegen." Die Glaubwürdigkeit dieses Wortschwalls tendiert gegen Null.
Unrühmliche Stellenvergabe
Maldeghems Absage ist auch eine heftige Ohrfeige für die Kölner Oberbürgermeisterin und die Kulturderzernentin. Letztere – die ohnehin umstrittene und in ihre Kompetenzen eingeschränkte Susanne Laugwitz-Aulbach – kennt Maldeghem von früher und hat ihn aufgefordert, sich zu bewerben. Es gab keine Findungskommission, als Experte wurde nur Rolf Bolwin, der ehemalige Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, heran gezogen. Dann geschah die Ernennung in Windeseile, zur Pressekonferenz wurde erst am Nachmittag zuvor eingeladen, die Sache sollte schnell vom Tisch. Damit wollten die Verantwortlichen eine Diskussion über die Zukunft des Schauspiels gar nicht aufkommen lassen.
Keine künstlerische Beratung
Dieses undemokratische Herrschaftsgebahren aus vergangenen Zeiten fällt ihnen nun auf die Füße. Sogar Rolf Bolwins Nachfolger beim Deutschen Bühnenverein, Marc Grandmontagne, kritisiert, dass eine Findungskommission ohne künstlerische Beratung sehr ungewöhnlich sei. Der Versuch, einen angepassten, vor allem der Politik genehmen Theaterleiter zu installieren, ist gescheitert. Für die Kölner Kultur ist das eine Chance. Denn der jetzige Intendant Stefan Bachmann ist noch zweieinhalb Jahre im Amt. Und ob das Schauspielhaus wirklich 2023 wieder öffnet, steht noch völlig in den Sternen. Es ist also genug Zeit, um eine offene Diskussion zu führen und eine bessere Lösung zu finden. Und vielleicht nehmen sich auch andere Städte ein Beispiel an den Kölner Ereignissen, und entscheiden die Besetzung wichtiger Institutionen in Zukunft transparenter.
Aus der nun hoffentlich beginnenden Kölner Diskussion um einen neuen Schauspielintendanten sollten sich Oberbürgermeisterin und Kulturdezernentin möglichst heraus halten. Denn wenn die ganze Sache etwas eindeutig bewiesen hat, dann ist das ihre Inkompetenz.