Ausschnitt aus "Werther": "Ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht…."
Ein Werther-Monolog mit avantgardistischer Rock Begleitung: Der 1973 in Wien geborene Philipp Hochmair steht als Schauspieler mit einem Bein im klassischen Kulturbetrieb und mit dem andren Bein im Pop, ohne dass es für ihn eine Grätsche wäre. Als er in Salzburg den Jedermann spielte, hieß es sinngemäß, er hätte die Figur endgültig in die neoliberale Moderne geführt. Was wie Kalkül erscheint, hat sich aber sehr organisch entwickelt. So stand der Werther schon am Beginn von Hochmairs Karriere, es war sein Renommierprojekt.
Werther mit Spass vermitteln
Philipp Hochmair: "Werther in einem Klassenzimmer, für Schüler schmackhaft zu machen, war der Auftrag damals, es war meine erste Rolle, 1997, da war ich 23 Jahre alt. Da hat man mich gebeten, mich und den Regisseur Nicolas Stemann gebeten, wir waren ein Team damals, Werther so darzustellen, dass sie Spaß an der Literatur haben."
"….Sie ist mir heilig, alle Begierde schweigt in ihrer Gegenwart…"
"Wir haben drei Wochen Zeit gehabt, und haben uns in den Proberaum zurückgezogen und haben uns überlegt, wie wär das das beste Entertaining anhand dieses tollen Romans. Wie möchte ich Literatur erleben, dass sie mich entertaint und maximal berührt und maximal heutig ist?!"
Mischung aus Theaterliteratur und Dresdner Ostpunk
Diesem Ansatz blieb der Schauspieler seither treu, egal, was er machte. Das Werther-Solo hat Philipp Hochmair zudem gut 1500 Mal gespielt, auch in anderen Ländern und Sprachen: Französisch, Englisch, Spanisch. Es gab sogar Termine in Russland, dort aber mit Übertitelung. Die Werther-Variante mit der Band entstand, weil Hochmair sein erstes Projekt mit den vielschichtigen Erfahrungen späterer Jahre zusammenführen wollte.
"Also ich bin ganz klar ein Kind der 90er Jahre, und das hat sich in meinem Geschmack modelliert. Und diese Band ist eben auf mich zugekommen vor fünf Jahren, und da hat sich eben ein Style ergeben, der sich aus Theaterliteratur und Dresdner Ostpunk hergestellt hat. Und dieser Dialog aus einem katholischen Österreich und einem postkommunistischen Dresdner Ensemble ist unsere Band, die Elektrohand Gottes."
Präsent - mit oder ohne Band
Im besagten Dialog entstand zuerst eine Art Rock-Version von Hochmairs Jedermann-Solo, ein anderes Programm greift deutsche Klassiker auf. Das Hauptgeschäft ist derzeit jedoch etwas anderes.
"Ich bin bewusst 2005 zum Film/Fernsehen gewechselt, um mal eine Veränderung einzuleiten. Und Theater ist mein Liebhaberprojekt geworden. Also, meine Hauptbeschäftigung ist Drehen und Filmemachen. Und meine totale Erfüllung finde ich dann mit meiner Band bei diesen Performances."
In Filmen und Serien gibt Philipp Hochmair auch die Rampensau, beispielsweise als karrieregeiler Fassadenpolitiker. Ebenso spielt er aber einfühlsame Rollen. Die Dreharbeit ist einfach für den Schauspieler, der gewöhnt ist, mit seiner Präsenz auf der Bühne allein eine Welt zu erschaffen. Mit oder ohne Band.
"Theater ist Sprache und Film, ist Fotografie, oder Theater ist Gesang, sagen wir mal so. Das hält mich lebendig, das ist eine Art Körpertraining, eine Art Stimmtraining, eine Stimmerfahrung. Ein Sich-ins-Verhältnis setzen mit Räumen, mit der Welt!"