Unter den Studierenden der Freien Universität Berlin ist der Name der CDU-Bundesbildungsministerin Annette Schavan in diesen Tagen allgegenwärtig.
"Sie ist Ministerin jetzt und hat den Titel vor über dreißig Jahren gemacht, vielleicht unter anderen Kriterien? Ich bin selber Wissenschaftler, sie wird nicht Ministerin bleiben, denke ich. – Ob sie jetzt Bildungsministerin ist, oder welche Ministerin auch immer, oder in welcher Position auch immer. Es ist halt erschummelt und damit auch abzuerkennen, Pech gehabt ! Also mehr kann ich dazu nicht sagen. Da ist mir, ehrlich gesagt, die Position der Person egal."
Katholische Theologie, so steht es auf dem Schild vor einer Altbauvilla im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Dahlem. Dort hat die Bundesbildungsministerin seit dem Wintersemester 2009/2010 als Honorarprofessorin das Fach katholische Theologie gelehrt. Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin hatte die studierte Erziehungswissenschaftlerin im Oktober 2008 zur Honorarprofessorin berufen. Damals würdigte die Freie Universität sie noch als "ausgewiesene Expertin und Persönlichkeit für Forschung und Lehre". Mit ihrer Promotionsarbeit habe sie die "Grundlage für die Leitlinien ihres theologischen Denkens gelegt" hieß es damals seitens der Universität. Heute lautet das offizielle Credo: Keine Äußerung in Sachen Honorarprofessur Schavan. Natürlich diskutieren die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Studierenden hinter den Mauern der Altbauvilla über den Fall Schavan. Die meisten sind sich einig. Wer derartig häufig falsch zitiert, wie es Annette Schavan in ihrer Doktorarbeit offensichtlich getan hat, kann das Amt einer Bildungsministerin nicht angemessen ausüben. Öffentlich sagen möchte das allerdings niemand. Die Stimmung unter den Studierenden der katholischen Theologie ist angespannt. Viele finden es richtig, dass die Ministerin gegen die Aberkennung ihres Doktortitels Klage einreichen will. Markus Porzelt studiert Lehramt im Masterstudiengang
"Ich bin schon der Meinung, dass der Vorbildcharakter eindeutig darunter gelitten hat, aber sie jetzt praktisch des Amtes zu entheben und eine schlechte Meinung darüber zu haben, dass sie weiter an der Uni arbeitet, finde ich, geht doch ein bisschen zu weit. Dass sie politisch darunter leidet, das kann ich mir gut vorstellen und das ist auch evident, aber das hat ja mit ihrer Arbeit an der Universität glaube ich nichts zu tun."
Annette Schavan, eine studierte Erziehungswissenschaftlerin, der ohne Doktortitel keinerlei akademischer Grad bleibt. Eine Politikerin, die die Freie Universität einst mit einer Honorarprofessur gewürdigt hat, weil sie "geisteswissenschaftliche Exzellenz mit gesellschaftlicher Präsenz und Wirksamkeit verbindet". Die junge Lehramtsstudentin entrüstet sich über ein, wie sie es empfindet, zu viel an öffentlicher Häme im Plagiatsfall Schavan. (Anmerkung der Redaktion: die Gesprächspartnerin bat darum, ihren Namen nicht zu nennen) Die Studierende erwartet, dass Annette Schavan selber einschätzen kann, ob sie ihr Ministeramt halten kann.
"Diese Hetze in der Presse, das finde ich ganz schrecklich, dann immer gleich zu sagen, die müssen jetzt sofort zurücktreten und so. Das Ganze dann immer ausarten zu lassen und den Leuten nicht einmal die Möglichkeit zu geben, darauf zu reagieren. Die Leute sind intelligent, sie haben die entsprechende Kompetenz. Dementsprechend sollte man versuchen, möglichst ruhig zu reagieren und denjenigen die Reaktionsmöglichkeit einzuräumen."
Egal wie das Verfahren für die Bundesministerin und Honorarprofessorin Schavan weiter geht. Bei der Freien Universität Berlin heißt es, dass Lehrveranstaltungen im nächsten Semester ohnehin nicht geplant seien.
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Katholische Theologie, so steht es auf dem Schild vor einer Altbauvilla im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Dahlem. Dort hat die Bundesbildungsministerin seit dem Wintersemester 2009/2010 als Honorarprofessorin das Fach katholische Theologie gelehrt. Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin hatte die studierte Erziehungswissenschaftlerin im Oktober 2008 zur Honorarprofessorin berufen. Damals würdigte die Freie Universität sie noch als "ausgewiesene Expertin und Persönlichkeit für Forschung und Lehre". Mit ihrer Promotionsarbeit habe sie die "Grundlage für die Leitlinien ihres theologischen Denkens gelegt" hieß es damals seitens der Universität. Heute lautet das offizielle Credo: Keine Äußerung in Sachen Honorarprofessur Schavan. Natürlich diskutieren die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Studierenden hinter den Mauern der Altbauvilla über den Fall Schavan. Die meisten sind sich einig. Wer derartig häufig falsch zitiert, wie es Annette Schavan in ihrer Doktorarbeit offensichtlich getan hat, kann das Amt einer Bildungsministerin nicht angemessen ausüben. Öffentlich sagen möchte das allerdings niemand. Die Stimmung unter den Studierenden der katholischen Theologie ist angespannt. Viele finden es richtig, dass die Ministerin gegen die Aberkennung ihres Doktortitels Klage einreichen will. Markus Porzelt studiert Lehramt im Masterstudiengang
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"Diese Hetze in der Presse, das finde ich ganz schrecklich, dann immer gleich zu sagen, die müssen jetzt sofort zurücktreten und so. Das Ganze dann immer ausarten zu lassen und den Leuten nicht einmal die Möglichkeit zu geben, darauf zu reagieren. Die Leute sind intelligent, sie haben die entsprechende Kompetenz. Dementsprechend sollte man versuchen, möglichst ruhig zu reagieren und denjenigen die Reaktionsmöglichkeit einzuräumen."
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