Jörg Biesler: Am Telefon zugehört hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Guten Tag, Frau Schavan!
Annette Schavan: Guten Tag, Herr Biesler!
Biesler: Die Zuzugserleichterungen für ausländische Fachkräfte finden allseits Zustimmung, auch wenn sie der Wirtschaft in Teilen noch nicht weit genug gehen. Kurzfristig könnten die Maßnahmen vielleicht tatsächlich zu einer Entlastung in den Unternehmen führen, wenn denn die Fachkräfte im Ausland bereitstehen und auch tatsächlich nach Deutschland kommen wollen. Und dann könnten sie auch den Aufschwung unterstützen. Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen von Meseberg?
Schavan: Ich bin zufrieden, dass es diesen ersten Einstieg gibt und dass wir akzeptieren, es muss ein Konzept geben, ein schlüssiges Konzept, für die Zuwanderung Hochqualifizierter. Damit ist ein neues Kapitel auch in der Zuwanderungsdebatte eröffnet. Im Übrigen teile ich die Überzeugung, dass wir mittel- und langfristig nicht nur bei den Ingenieuren, sondern auch bei den Naturwissenschaftlern Bedarf haben werden, der über die eigenen Kräfte hinausgeht.
Biesler: Kommen wir vom Ausland ins Inland. Da war ja vor der Kabinettsklausur auch eine Qualifizierungsoffensive in Deutschland angekündigt worden. Ziele unter anderem eine Studierendenquote von 40 Prozent und auch eine Verringerung der Zahl der Schulabbrecher. Wie sollen denn diese Ziele erreicht werden?
Schavan: Das ist das Ziel, weil wir sagen, natürlich gehört Bildung, Ausbildung, Weiterbildung die Priorität. Das muss zuerst geleistet werden. Wir brauchen die Durchlässigkeit für die in der beruflichen Bildung Qualifizierten, also der Meister mit einigen Jahren Berufserfahrung. Dazu wird es einen Wettbewerb für berufsbegleitende Studien geben, die besten Konzepte prämiert werden und damit auch den Hochschulen ein Anreiz gegeben werden, hier Angebote zu machen. Das Zweite, Durchlässigkeit von der beruflichen Bildung in die Hochschulen: Wir haben schon heute etwa 65 Prozent Elektrotechniker an den Fachhochschulen, der Anteil war mal höher. Auch da ist die Frage, kann man das nicht erhöhen. Das sind Leute mit qualifizierter Ausbildung, die sich wirklich anbieten zu weiterer Qualifikation. Das Dritte sicher wird auch eine Rolle spielen bei der generellen Erhöhung der Studierendenquote, dass das BAföG noch einmal erhöht wird. Und ich bin davon überzeugt, es muss jetzt auch bei der Umstellung auf Bachelor- und Master-Studien Sorge dafür getragen werden, dass der Anteil der Studienabbrecher reduziert wird, indem mehr Personal zur Verfügung steht. Das ist vermutlich die anspruchsvollste Aufgabe, dass die, die ein Studium beginnen, es auch so leisten können, Tutorien eingerichtet werden, der Lehre ein höherer Stellenwert gegeben wird, damit wir nicht so viele Studienabbrecher haben.
Biesler: Der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbandes, Michael Hartmer, hat sich am Freitag bei "Campus & Karriere" dazu auch geäußert zur Studenten-Professoren-Quote. Da haben wir in Deutschland ja im Augenblick ein Verhältnis von 60 Studierenden auf einen Professor im Durchschnitt, es gibt da natürlich Extreme in beide Richtungen. Und er hat sich eigentlich enttäuscht gezeigt von den Ergebnissen aus Meseberg. (Text/ MP3-Audio )
Er hatte offenbar damit gerechnet, dass der Bund sein Portemonnaie öffnet, das ja im Augenblick auch ganz gut gefüllt ist, und die personelle Ausstattung der Hochschulen unterstützt, also die Länder dabei unterstützt, die Ausstattung zu verbessern. Er sprach von Brüchen in der Bildungspolitik, wenn einerseits mehr junge Menschen an die Hochschulen sollen und zugleich Stellen abgebaut werden, was ja gerade auch der Deutsche Hochschulverband gezeigt hat, in den letzten zehn Jahren 1400 Professorenstellen.
Schavan: Es ist völlig klar, wenn mehr Studierende an die Hochschulen gehen, braucht es mehr Personal. Die Zahlen des Hochschulverbandes beziehen sich auf die Vergangenheit, beziehen sich auf Universitäten. Da gibt es den Rückgang um 1500 Professuren, zeitgleich sind aber 1600 Professuren an Fachhochschulen eingerichtet worden. Und jetzt reden wir über die nächsten Jahre. Der Bund hat sein Portemonnaie weit geöffnet mit dem Hochschulpakt, die Hälfte der Kosten für zusätzliche 90.000 Studienplätze übernommen. Und das ist jetzt, finde ich, ein positives Signal. Klar ist aber auch, die Grundausstattung der Hochschule ist Sache der Länder, deren Kassen sind auch wieder anders gefüllt als in den 90er Jahren. Deshalb muss jetzt jeder Ministerpräsident wissen, die Hochschulen sind seine Zukunftswerkstätten. Wenn genügend hoch qualifizierte Fachkräfte in Zukunft zur Verfügung stehen sollen, muss jetzt investiert werden, müssen jetzt vernünftige Studienbedingungen her.
Und der erste Schritt muss sein, dass die Länder sich darauf einigen, die Kapazitätsverordnung abzuschaffen. Denn die jetzige Praxis ist ja, wenn mehr Personal zur Verfügung steht, müssen automatisch mehr Studierende genommen werden. Ich kann nicht die Lehrsituation verbessern. Das ist ein Schritt, der jetzt in den nächsten Monaten wichtig ist, auch als positives Signal an die Hochschulen.
Biesler: Wie ist das denn eigentlich als Bildungsministerin, Bildungs- und Forschungsministerin, wenn man in Meseberg mit den Kolleginnen und Kollegen zusammensitzt Finden Sie da ausreichend Verständnis beim Thema Bildung? Es ist ja in der anschließenden Pressekonferenz zum Beispiel nach der Kabinettsklausur mit Angela Merkel und Franz Müntefering überhaupt nicht über Bildung gesprochen worden.
Schavan: In Meseberg ist ausführlich über zwei Stunden über Bildung, Qualifizierung, den Fachkräftebedarf gesprochen worden. Ich glaube, kein Thema ist so ausgiebig behandelt worden. Es gibt viel Unterstützung. Nur so ist es möglich, dass wir in Meseberg beschlossen haben, das Drei-Prozent-Ziel für Forschung und Entwicklung erreichen zu wollen, das kommt den Hochschulen auch zugute, und im Bereich der Qualifizierung Mittel, Finanzmittel für die Bildung zur Verfügung zu stellen, die erheblich sind, wenn man an viele Maßnahmen im Bereich der beruflichen Bildung denkt, auch wenn man zum Beispiel denkt an die Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit, die immer mehr auch präventive Maßnahmen mit finanziert, weil neben der Hochschule ja, wie von Ihnen schon angesprochen, uns auch am Herzen liegt, dass wirklich jeder Jugendliche einen Schulabschluss bekommt.
Biesler: Bundesbildungsministerin Annette Schavan war das zur Qualifizierungsoffensive des Bundes und zu den Versuchen, den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu beheben. Vielen Dank.
Schavan: Bitte schön.
Annette Schavan: Guten Tag, Herr Biesler!
Biesler: Die Zuzugserleichterungen für ausländische Fachkräfte finden allseits Zustimmung, auch wenn sie der Wirtschaft in Teilen noch nicht weit genug gehen. Kurzfristig könnten die Maßnahmen vielleicht tatsächlich zu einer Entlastung in den Unternehmen führen, wenn denn die Fachkräfte im Ausland bereitstehen und auch tatsächlich nach Deutschland kommen wollen. Und dann könnten sie auch den Aufschwung unterstützen. Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen von Meseberg?
Schavan: Ich bin zufrieden, dass es diesen ersten Einstieg gibt und dass wir akzeptieren, es muss ein Konzept geben, ein schlüssiges Konzept, für die Zuwanderung Hochqualifizierter. Damit ist ein neues Kapitel auch in der Zuwanderungsdebatte eröffnet. Im Übrigen teile ich die Überzeugung, dass wir mittel- und langfristig nicht nur bei den Ingenieuren, sondern auch bei den Naturwissenschaftlern Bedarf haben werden, der über die eigenen Kräfte hinausgeht.
Biesler: Kommen wir vom Ausland ins Inland. Da war ja vor der Kabinettsklausur auch eine Qualifizierungsoffensive in Deutschland angekündigt worden. Ziele unter anderem eine Studierendenquote von 40 Prozent und auch eine Verringerung der Zahl der Schulabbrecher. Wie sollen denn diese Ziele erreicht werden?
Schavan: Das ist das Ziel, weil wir sagen, natürlich gehört Bildung, Ausbildung, Weiterbildung die Priorität. Das muss zuerst geleistet werden. Wir brauchen die Durchlässigkeit für die in der beruflichen Bildung Qualifizierten, also der Meister mit einigen Jahren Berufserfahrung. Dazu wird es einen Wettbewerb für berufsbegleitende Studien geben, die besten Konzepte prämiert werden und damit auch den Hochschulen ein Anreiz gegeben werden, hier Angebote zu machen. Das Zweite, Durchlässigkeit von der beruflichen Bildung in die Hochschulen: Wir haben schon heute etwa 65 Prozent Elektrotechniker an den Fachhochschulen, der Anteil war mal höher. Auch da ist die Frage, kann man das nicht erhöhen. Das sind Leute mit qualifizierter Ausbildung, die sich wirklich anbieten zu weiterer Qualifikation. Das Dritte sicher wird auch eine Rolle spielen bei der generellen Erhöhung der Studierendenquote, dass das BAföG noch einmal erhöht wird. Und ich bin davon überzeugt, es muss jetzt auch bei der Umstellung auf Bachelor- und Master-Studien Sorge dafür getragen werden, dass der Anteil der Studienabbrecher reduziert wird, indem mehr Personal zur Verfügung steht. Das ist vermutlich die anspruchsvollste Aufgabe, dass die, die ein Studium beginnen, es auch so leisten können, Tutorien eingerichtet werden, der Lehre ein höherer Stellenwert gegeben wird, damit wir nicht so viele Studienabbrecher haben.
Biesler: Der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbandes, Michael Hartmer, hat sich am Freitag bei "Campus & Karriere" dazu auch geäußert zur Studenten-Professoren-Quote. Da haben wir in Deutschland ja im Augenblick ein Verhältnis von 60 Studierenden auf einen Professor im Durchschnitt, es gibt da natürlich Extreme in beide Richtungen. Und er hat sich eigentlich enttäuscht gezeigt von den Ergebnissen aus Meseberg. (Text/ MP3-Audio )
Er hatte offenbar damit gerechnet, dass der Bund sein Portemonnaie öffnet, das ja im Augenblick auch ganz gut gefüllt ist, und die personelle Ausstattung der Hochschulen unterstützt, also die Länder dabei unterstützt, die Ausstattung zu verbessern. Er sprach von Brüchen in der Bildungspolitik, wenn einerseits mehr junge Menschen an die Hochschulen sollen und zugleich Stellen abgebaut werden, was ja gerade auch der Deutsche Hochschulverband gezeigt hat, in den letzten zehn Jahren 1400 Professorenstellen.
Schavan: Es ist völlig klar, wenn mehr Studierende an die Hochschulen gehen, braucht es mehr Personal. Die Zahlen des Hochschulverbandes beziehen sich auf die Vergangenheit, beziehen sich auf Universitäten. Da gibt es den Rückgang um 1500 Professuren, zeitgleich sind aber 1600 Professuren an Fachhochschulen eingerichtet worden. Und jetzt reden wir über die nächsten Jahre. Der Bund hat sein Portemonnaie weit geöffnet mit dem Hochschulpakt, die Hälfte der Kosten für zusätzliche 90.000 Studienplätze übernommen. Und das ist jetzt, finde ich, ein positives Signal. Klar ist aber auch, die Grundausstattung der Hochschule ist Sache der Länder, deren Kassen sind auch wieder anders gefüllt als in den 90er Jahren. Deshalb muss jetzt jeder Ministerpräsident wissen, die Hochschulen sind seine Zukunftswerkstätten. Wenn genügend hoch qualifizierte Fachkräfte in Zukunft zur Verfügung stehen sollen, muss jetzt investiert werden, müssen jetzt vernünftige Studienbedingungen her.
Und der erste Schritt muss sein, dass die Länder sich darauf einigen, die Kapazitätsverordnung abzuschaffen. Denn die jetzige Praxis ist ja, wenn mehr Personal zur Verfügung steht, müssen automatisch mehr Studierende genommen werden. Ich kann nicht die Lehrsituation verbessern. Das ist ein Schritt, der jetzt in den nächsten Monaten wichtig ist, auch als positives Signal an die Hochschulen.
Biesler: Wie ist das denn eigentlich als Bildungsministerin, Bildungs- und Forschungsministerin, wenn man in Meseberg mit den Kolleginnen und Kollegen zusammensitzt Finden Sie da ausreichend Verständnis beim Thema Bildung? Es ist ja in der anschließenden Pressekonferenz zum Beispiel nach der Kabinettsklausur mit Angela Merkel und Franz Müntefering überhaupt nicht über Bildung gesprochen worden.
Schavan: In Meseberg ist ausführlich über zwei Stunden über Bildung, Qualifizierung, den Fachkräftebedarf gesprochen worden. Ich glaube, kein Thema ist so ausgiebig behandelt worden. Es gibt viel Unterstützung. Nur so ist es möglich, dass wir in Meseberg beschlossen haben, das Drei-Prozent-Ziel für Forschung und Entwicklung erreichen zu wollen, das kommt den Hochschulen auch zugute, und im Bereich der Qualifizierung Mittel, Finanzmittel für die Bildung zur Verfügung zu stellen, die erheblich sind, wenn man an viele Maßnahmen im Bereich der beruflichen Bildung denkt, auch wenn man zum Beispiel denkt an die Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit, die immer mehr auch präventive Maßnahmen mit finanziert, weil neben der Hochschule ja, wie von Ihnen schon angesprochen, uns auch am Herzen liegt, dass wirklich jeder Jugendliche einen Schulabschluss bekommt.
Biesler: Bundesbildungsministerin Annette Schavan war das zur Qualifizierungsoffensive des Bundes und zu den Versuchen, den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu beheben. Vielen Dank.
Schavan: Bitte schön.