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Schavans neuer Uni-Job

Das Gerichtsverfahren Anette Schavan versus Universität Düsseldorf läuft noch. Aber egal wie es ausgeht - seit dieser Woche ist die frühere Bundesbildungsministerin Hochschulrätin an der LMU München. Kritik an der plötzlichen Berufung nach München kommt vor allem von der bayerischen SPD.

Von Michael Watzke |
    Knapp acht Monate ist es her, da trat Annette Schavan in Berlin vor die Presse und teilte mit:

    Das Gerichtsverfahren Schavan versus Universität Düsseldorf läuft noch. Aber egal wie es ausgeht - seit Kurzem ist die frühere Bundesbildungsministerin Hochschulrätin an der LMU München. Kritik an Schavans plötzlicher Berufung kommt vor allem von der bildungspolitischen Sprechrin der bayerischen SPD.

    "Wenn eine Forschungsministerin gegen eine Universität klagt, dann ist das mit Belastungen verbunden. Und genau das möchte ich vermeiden. Das Amt darf nicht beschädigt werden."

    Das Gerichtsverfahren Schavan versus Universität Düsseldorf läuft noch. Aber egal wie es ausgeht - seit dieser Woche ist die frühere Bundes-Bildungsministerin Schavan Hochschulrätin. Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hat sie einstimmig in den Hochschulrat gewählt, bestätigt LMU-Präsident Bernd Huber.

    "Frau Schavan ist eine herausragende Kennerin der Wissenschafts- und Hochschulpolitik. Das wird auch über Parteigrenzen hinweg anerkannt. Und ich denke, wenn man eine Person mit so hervorragender Qualifikation gewinnt, dann ist sie bestens geeignet für die Position des Hochschulrates an der LMU."

    Das Wissenschaftsministerium in Berlin hat die Wahl inzwischen bestätigt. Schavans Nachfolgerin Johanna Wanka hat kein Problem mit der Personalie, und auf der Homepage der LMU wird Frau Annette Schavan - ohne Doktor - herzlich willkommen geheißen.

    Kritik kommt dagegen von Hochschulpolitikerin Isabell Zacharias. Die bildungspolitische Sprecherin der bayerischen SPD hat nach eigenen Angaben zwar kein Problem damit, dass im Hochschulrat nun eine CDU-Politikerin sitzt.

    "Es ist natürlich wichtig, dass man in sein Kuratorium und/oder in seinen Hochschulrat externe Frauen und Männer setzt, die auch eine Kraft haben: eine Wirtschaftskraft, gute politische Vernetzung. Das finde ich richtig. Sitzen ja auch Politikerinnen und Politiker in diesen Gremien. Das ist gut."

    Mit der Personalie Annette Schavan dagegen ist Isabell Zacharias nicht einverstanden. Schließlich seien die Zweifel an der akademischen Redlichkeit der früheren Ministerin bisher nicht ausgeräumt:

    "Sie wehrt sich ja gegen diese Plagiats-Vorwürfe, also gegen die Vorwürfe, dass sie abgeschrieben hat. Und solange das nicht beendet ist, kann man keinen und keine in solch einen wichtigen Rat wie den Hochschulrat der LMU berufen."

    In den sozialen Netzwerken der Ludwig-Maximilians-Universität München scheinen das viele ähnlich zu sehen. Auf dem Facebook-Forum der LMU-Studentenvertretung ist ein Shitstorm ausgebrochen – weil auch die Studenten-Vertretung für Schavan gestimmt hatte, sich bisher aber nicht öffentlich zu diesem Schritt äußert. "StuVe in die Tonne treten!" und "Beim nächsten Konvent abwählen!" steht nun in der Kommentar-Leiste. Bernhard Emmer von der Physik-Fakultät, ein Vertreter des Mittelbaus, sagt: "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht."

    Jedem sei klar gewesen, dass die Personalie "problematisch" sei. Wenn Schavan den Doktortitel endgültig verlieren sollte, dann müsse man noch einmal grundsätzlich reden. So weit will Bernd Huber, der LMU-Präsident, bisher nicht gehen:

    "Ich will nur daran erinnern, dass das Plagiats-Verfahren bei Frau Schavan, das da an der Universität Düsseldorf stattgefunden hat, alles andere als unumstritten war."

    Es scheint, als sei die Entscheidung für Annette Schavan auch als Symbol für die wissenschaftliche Rehabilitierung der früheren Ministerin zu verstehen. Auch wenn das an der LMU natürlich niemand so offen sagen will.
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Ludwig-Maximilians-Universität München (Ludwig-Maximilians-Universität München)