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Scheidender Bayern-Trainer Guardiola
Unnachahmlich, unvollendet oder ungeeignet?

Die Ära von Pep Guardiola beim Bayern München neigt sich dem Ende. Was hat die Bundesliga von ihm gelernt? Oder hat sogar er etwas von der Bundesliga gelernt? Und wie wird sich der FC Bayern unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti weiterentwickeln? Das diskutierten der Sportjournalist Ronald Reng und der Philosoph Wolfram Eilenberger.

Ronald Reng und Wolfram Eilenberger im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola auf einer Pressekonferenz am 19.12.2015 nach dem Spiel gegen Hannover 96.
    Nun steht es fest: Trainer Pep Guardiola verlässt den FC Bayern zum Saisonende. (picture alliance / dpa / Peter Steffen)
    Wolfram Eilenberger findet: "Pep hat nicht versagt." Ein Trainer versage nur, wenn er den Spielern seine Spielidee nicht vermitteln könne und dauerhaft erfolglos bleibe. Das sei bei Guardiola nicht der Fall.
    Schönen Fußball attestiert auch Ronald Reng Pep Guardiola. "Der Fußball war sehenswerter und interessanter als der der Bayern in den 90er-Jahren." Aber: "Er hat nichts geliefert, an das man sich in 30 Jahren noch besonders erinnern wird." Er gehöre zwar in eine Reihe mit den großen Bayern-Trainern wie Henyckes, aber "an seinem Namen wird immer ein Sternchen bleiben."
    Das sieht Wolfram Eilenberger ähnlich: Guardiola sei zu recht mit großen Hoffnungen und Erwartungen angetreten. Die Aussage von Philipp Lahm zum Amtsantritt von Guardiola, man wolle eine Ära prägen, sei realistisch gewesen. "Aber das ist nicht geglückt." Eilenberger stört sich an der Einseitigkeit der Debatte über Guardiola: "Wir reden immer nur davon, was Guardiola dem FC Bayern oder der Bundesliga gegeben hat, ich denke, dass er heute ein sehr viel besserer Trainer ist als vor 3 Jahren. Auch die Mannschaft des FC Bayern hat ihn besser gemacht."
    Der Philosoph und Chefredakteur des "Philosophie Magazins" Wolfram Eilenberger; Aufnahme vom November 2014
    Der Philosoph und Chefredakteur des "Philosophie Magazins" Wolfram Eilenberger. (picture alliance / dpa)
    Doch wie wird es nach Guardiolas Weggang mit dem FC Bayern weitergehen? Die Mannschaft ist unter Guardiola immer internationaler geworden - der Trainer hatte viele hochklassige Spieler dazu geholt. Ein Trend, der auch Gefahren birgt, glaubt Wolfram Eilenberger: "Bayern braucht Folklore und die Verankerung in der Region." Dem stimmt Ronald Reng zu: Es brauche ein Gefühl von "Das ist unser Verein, das ist unser Zuhause". Für Folklore könnten allerdings auch Spieler sorgen, die nicht aus Bayern kämen, aber lange für den Verein spielen, wie beispielsweise Franck Ribery.
    Ronald Reng, deutscher Sportjournalist und Buchautor. Er schrieb mit Teresa Enke die Robert Enke Biografie "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben". Aufgenommen am 06.10.2010 auf dem "Blauen Sofa" des ZDF auf der Frankfurter Buchmesse .
    Ronald Reng, deutscher Sportjournalist und Buchautor. (picture-alliance / dpa / Erwin Elsner)
    Vom neuen Trainer Carlo Ancelotti erwartet Reng nicht all zu viel: "Das wird jetzt schöner, konservativer Alltag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auf der Tribüne sitzen werden und denken werden: 'Wow, was hat er sich denn da ausgedacht?'"
    Eilenberger erhofft sich etwas anderes von Ancelotti: Die Mannschaft habe mit Guardiola einen taktischen Sprung gemacht, den der Trainer allerdings nicht "menschlich moderieren" konnte - das könne jetzt Ancelotti gelingen. Ähnlich sei es beim Trainerwechsel van Gaal-Heynckes gewesen.
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