"Der neue Sportdirektor hat andere Ideen und Strategien, als ich sie hatte, wie er mit dem Verband erfolgreich sein möchte." Dazu zähle die Installation des "Team Tokio", mit dem der Verband den Weg der Olympia-Vorbereitung für die Sommerspiele 2020 angehen wollte. Das habe faktisch zu einer Entmachtung geführt, weil Entscheidungen dann von mehreren Personen in diesem Team getroffen werden sollten. "Ich denke, derjenige, der verantwortlich ist für das Abschneiden, sollte auch die Möglichkeit besitzen, die Entscheidungen zu treffen." Das sei dadurch aber nicht mehr der Fall, so Lambertz.
"Keine Lust, zerrüttete Familie vorzufinden"
Zusätzlich zu dieser sich "rasant verändernden innenpolitischen Lage", wie Lambertz sie nennt, sei es vor allem eine Begebenheit vor dem Abflug zur Kurzbahn-WM in China gewesen, die zu seinem Rücktritt geführt habe: "Meine kleine Tochter, die ist gerade anderthalb, hat sich in meinen Koffer gesetzt, hat die Sachen aus dem Koffer wieder rausgeschmissen und gesagt: ‚Papa, bleiben!‘" Lambertz sagte weiter, er habe keine Lust nach den Sommerspielen 2020 "nach Hause zu kommen und eine zerrüttete oder zerschlagene Familie vorzufinden".
Der scheidende Chefbundestrainer betonte erneut sein gutes Verhältnis zur ebenfalls vor Kurzem zurückgetretenen Präsidentin Gabi Dörries, die eine "gute Ansprechpartnerin, Freundin und Mentorin" gewesen sein. "Wir haben Telefonate begonnen und gesagt, jetzt reden nur Henning und Gabi miteinander und nicht Präsidentin und Chefbundestrainer." Diese Gespräche hätten sich durch ein besonderes Vertrauen ausgezeichnet. "Das war ein so schönes Gefühl, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das ohne sie weitergeht."
Schwimmverband am Scheideweg
Weil Dörries auch der Motor der Reformen gewesen sei, sieht er den Deutschen Schwimm-Verband an einem "Scheideweg". Er sehe niemanden, "der die Energie, den Mut und das umfassende Wissen hat, das weiter zu führen."
Persönlich sieht er seine Zukunft als Trainer in einem der Stützpunkte, "am liebsten in Nordrhein-Westfalen". Dort wolle er beitragen, sein Wissen an junge Talente weitergeben. Um dort zu arbeiten, müsse man auch nicht zwingend einer Meinung mit dem Sportdirektor sein, so Lambertz.
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