Im Spätmittelalter hatte die Satire in Deutschland Hochkonjunktur. In Schwänken und Fastnachtspielen ergingen sich die Autoren in Spott, Spaß und derben Sticheleien. Ein Zufall war das nicht. Die Bürger der Städte wurden von Zukunftsängsten geplagt und haderten mit der eigenen Identität. Satire und Narrenliteratur halfen dem spätmittelalterlichen Menschen dabei, über sein eigenes Selbstverständnis nachzudenken. Vor diesem geistig-kulturellen Hintergrund erschien im Jahre 1510 in Straßburg eine Sammlung von 96 Schwankerzählungen mit dem umständlichen Titel:
"Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspegel, geboren uß dem land zu Brunsßwick, wie er sein leben vollbracht hat."
Mit diesem Buch tauchte "Till Eulenspiegel" zum ersten Mal in der deutschen Literatur auf. Verlegt wurde das anonym erschienene Werk von dem Schweizer Johannes Grüninger. Der Legende nach soll "Till Eulenspiegel" um 1300 im niedersächsischen Kneitlingen am Elm geboren und 50 Jahre später in Mölln gestorben sein. "Ulenspiegel", der Familienname, kommt ursprünglich nicht vom Tiernamen "Eule, sondern vom mittelhochdeutschen "ulen" – "wischen" – und von "spegel" – "Spiegel" oder "Hintern." "Ul'n Spiegel" bedeutet also:
"Wisch mir'n Hintern!" "Leck mich am Arsch!"
Damit ist auch der unverschämte Charakter des schelmischen Querulanten gut getroffen. Als fahrender Geselle lebt Till Eulenspiegel außerhalb der städtischen Ordnung und führt seine hinterfotzigen Streiche gegen alle Schichten der Gesellschaft.
Je nach Zielscheibe seines Spotts gibt er sich als Bäcker, Schneider, Arzt oder auch als Kirchendiener aus und entlarvt Dummheit, Eitelkeit und andere menschliche Schwächen. Dem Landgrafen von Hessen gaukelt Eulenspiegel vor, seinen Saal mit prächtigen Bildern ausgemalt zu haben. Allerdings könne nur derjenige die fantastischen Gemälde sehen, der ehelich geboren sei.
"Der Landgraf sah nichts als die weiße Wand, und er dachte bei sich: Sollte ich das Kind einer Hure sein?"
Universitätsprofessoren kann Eulenspiegel beweisen, dass sogar die dümmsten Tiere die wichtigsten Vokale beherrschen. Tatsächlich rufen hungrige Esel, die Hafer von einem aufgeschlagenen Buch fressen:
"I-A, I-A"
Bei aller Durchtriebenheit kommt Till Eulenspiegel mit seinen Streichen nie auf einen grünen Zweig und stirbt am Ende so arm, wie er gelebt hat. Aber auch so unkonventionell. Ein Wildschwein wirft den Sarg um, so dass Eulenspiegels Leichnam bäuchlings darin zum liegen kommt. Dann reißt das Seil des Totengräbers, und der Sarg landet hochkant im Grab.
"Da sprachen sie alle, die dabeistanden: lasst ihn stehen! Denn er ist wunderlich gewesen in seinem Leben, wunderlich will er auch sein in seinem Tod. Also warfen sie das Grab zu und ließen ihn so stehen - aufrecht auf den Füßen."
Es dauerte nur wenige Jahre bis das Volksbuch "Til Eulenspiegel" zum internationalen Bestseller wurde. Schon im 16. Jahrhundert übersetzte man das Werk in die meisten europäischen Sprachen. Heute liegen Ausgaben aus über 280 Ländern vor. Richard Strauss hat "Till Eulenspiegel" sogar vertont. Autoren wie Hans Sachs, Erich Kästner oder Christa Wolf haben das Motiv aufgegriffen.
Auch als Werbefigur hat der Schelm eine steile Karriere gemacht. Eulenspiegel ist Namenspate für Hotels und Restaurants, Verlage und Buchhandlungen, Apotheken und Cafés. Eine Berliner Satirezeitung, das Filmtheater in Essen und ein Theater-Make-up tragen seinen Namen. Geklärt werden konnte mittlerweile auch, wer das vor 500 Jahren anonym erschienene Ur-Werk verfasst hat. Es soll der Braunschweiger Zollschreiber Hermann Bote gewesen sein.
"Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspegel, geboren uß dem land zu Brunsßwick, wie er sein leben vollbracht hat."
Mit diesem Buch tauchte "Till Eulenspiegel" zum ersten Mal in der deutschen Literatur auf. Verlegt wurde das anonym erschienene Werk von dem Schweizer Johannes Grüninger. Der Legende nach soll "Till Eulenspiegel" um 1300 im niedersächsischen Kneitlingen am Elm geboren und 50 Jahre später in Mölln gestorben sein. "Ulenspiegel", der Familienname, kommt ursprünglich nicht vom Tiernamen "Eule, sondern vom mittelhochdeutschen "ulen" – "wischen" – und von "spegel" – "Spiegel" oder "Hintern." "Ul'n Spiegel" bedeutet also:
"Wisch mir'n Hintern!" "Leck mich am Arsch!"
Damit ist auch der unverschämte Charakter des schelmischen Querulanten gut getroffen. Als fahrender Geselle lebt Till Eulenspiegel außerhalb der städtischen Ordnung und führt seine hinterfotzigen Streiche gegen alle Schichten der Gesellschaft.
Je nach Zielscheibe seines Spotts gibt er sich als Bäcker, Schneider, Arzt oder auch als Kirchendiener aus und entlarvt Dummheit, Eitelkeit und andere menschliche Schwächen. Dem Landgrafen von Hessen gaukelt Eulenspiegel vor, seinen Saal mit prächtigen Bildern ausgemalt zu haben. Allerdings könne nur derjenige die fantastischen Gemälde sehen, der ehelich geboren sei.
"Der Landgraf sah nichts als die weiße Wand, und er dachte bei sich: Sollte ich das Kind einer Hure sein?"
Universitätsprofessoren kann Eulenspiegel beweisen, dass sogar die dümmsten Tiere die wichtigsten Vokale beherrschen. Tatsächlich rufen hungrige Esel, die Hafer von einem aufgeschlagenen Buch fressen:
"I-A, I-A"
Bei aller Durchtriebenheit kommt Till Eulenspiegel mit seinen Streichen nie auf einen grünen Zweig und stirbt am Ende so arm, wie er gelebt hat. Aber auch so unkonventionell. Ein Wildschwein wirft den Sarg um, so dass Eulenspiegels Leichnam bäuchlings darin zum liegen kommt. Dann reißt das Seil des Totengräbers, und der Sarg landet hochkant im Grab.
"Da sprachen sie alle, die dabeistanden: lasst ihn stehen! Denn er ist wunderlich gewesen in seinem Leben, wunderlich will er auch sein in seinem Tod. Also warfen sie das Grab zu und ließen ihn so stehen - aufrecht auf den Füßen."
Es dauerte nur wenige Jahre bis das Volksbuch "Til Eulenspiegel" zum internationalen Bestseller wurde. Schon im 16. Jahrhundert übersetzte man das Werk in die meisten europäischen Sprachen. Heute liegen Ausgaben aus über 280 Ländern vor. Richard Strauss hat "Till Eulenspiegel" sogar vertont. Autoren wie Hans Sachs, Erich Kästner oder Christa Wolf haben das Motiv aufgegriffen.
Auch als Werbefigur hat der Schelm eine steile Karriere gemacht. Eulenspiegel ist Namenspate für Hotels und Restaurants, Verlage und Buchhandlungen, Apotheken und Cafés. Eine Berliner Satirezeitung, das Filmtheater in Essen und ein Theater-Make-up tragen seinen Namen. Geklärt werden konnte mittlerweile auch, wer das vor 500 Jahren anonym erschienene Ur-Werk verfasst hat. Es soll der Braunschweiger Zollschreiber Hermann Bote gewesen sein.