Ostbahnhof in Budapest - im Februar. Eine Handvoll Demonstranten protestiert gegen die Regierung Orbán. Auf dem Bahnsteig fordert der Fraktionschef der Regierungspartei Fidesz, Antal Rogán, Flüchtlinge in U-Haft zu nehmen. Sie müssten unter Kontrolle bleiben, solange ihr Status nicht geklärt sei, so der Fidesz-Politiker. In Ungarn verläuft derzeit die Schengen-Außengrenze. Weder die EU-Mitglieder Kroatien, noch Bulgarien und Rumänien gehören dazu. Und Ungarn grenzt auch an die Ukraine und Serbien. Insbesondere dort spielen sich Anfang des Jahres dramatische Szenen ab. Hunderte Kosovo-Flüchtlinge laufen einfach in die EU. László Toroczkai, rechtsextremer Bürgermeister der Grenzgemeinde Ásotthalom, wettert.
"Jeder kann hier in die Europäische Union kommen. Während das Europäische Parlament nur darüber nachdenkt, wie sie den Flugverkehr besser kontrollieren. Wenn sie etwas gegen Terrorismus tun möchten, dann sollen sie her kommen. Denn hier kann ein in Syrien ausgebildeter Dschihadist mit einem Panzer durch die Grenze fahren."
Es sind aber gar nicht Dschihadisten, die Anfang des Jahres zu Hunderten über die serbisch-ungarische Grenze strömen. Es sind vor allem Kosovaren wie Faton, die keine Zukunft in ihrer Heimat sehen.
"Mit der Frau und den Kindern" - die Familie sei sechs Stunden durch einen Wald gelaufen, erzählt der 38-Jährige in deutsch-albanischem Mischmasch. Dann seien sie von der ungarischen Grenzpolizei angehalten worden. Von Vermummten seien sie zuvor in Serbien bedroht worden, sagt Faton.
Verstärkte Kontrollen an den Grenzen
Die Ungaren prüfen: Die Familie aus dem Kosovo kommt in ein Auffanglager nach Debrecen. Als Faton sagt, dass er nach Deutschland will, lassen sie die Familie mit zwei Kindern laufen. Auf dem Weg nach Österreich wird Faton aus dem Zug geholt. Deutsche, Österreicher und Ungarn machen gemeinsame Sache.
Oberleutnant Balázs Pethö: "Wir patrouillieren gemeinsam an Bahnhöfen, an denen internationale Züge starten. Wir werden auch Züge kontrollieren, die aus Ungarn - via Österreich - nach Deutschland fahren."
Mittlerweile ist der Ansturm an der Schengen-Außengrenze abgeebbt. Denn Serben, Deutsche, Österreicher und Ungarn kontrollieren nun verstärkt die serbisch-ungarische Grenze. Faton ist mittlerweile wieder im Kosovo - er wurde aus Österreich abgeschoben. Der Ausflug in die Schengen-Zone war für ihn teuer - und doch umsonst - "1.500 Euro".