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Scheunenbrand
Neonazi-Gegner wollen in Jamel bleiben

In der abgebrannten Scheune der Neonazi-Gegner im mecklenburgischen Jamel ist Brandbeschleuniger gefunden worden. Ein Wegzug aus dem Dorf kommt für Birgit und Horst Lohmeyer jedoch nicht in Frage - sie wollen bald erneut ein Festival gegen Rechtsextremismus in dem Dorf veranstalten.

    Birgit und Horst Lohmeyer vor ihrer verbrannte Scheune in Jamel
    Birgit und Horst Lohmeyer vor ihrer verbrannte Scheune in Jamel (dpa / picture-alliance / Jens Büttner)
    Die Ermittler fanden Spuren eines Brandbeschleunigers in den Resten der niedergebrannten Scheune des Künstlerpaares in Nordwestmecklenburg. Damit stehe fest, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Schwerin, Stefan Urbanek. Wer dafür verantwortlich zu machen ist, sei noch unklar. "Wir ermitteln immer noch gegen Unbekannt." Das Paar selbst spricht klar von einem rechtsextremistischen Anschlag. "Wir gehen davon aus, dass es sich um eine direkte Reaktion auf die kürzlich bekanntgegebene Verleihung des Georg-Leber-Preises für Zivilcourage an uns handelt", sagte Horst Lohmeyer am Tag nach dem Brand.
    In Jamel hat sich eine größere Gruppe Neonazis angesiedelt. Die Lohmeyers wurden in den vergangenen Jahren wiederholt von ihnen schikaniert. Urbanek zufolge wurden alle Nachbarn inzwischen zur Brandnacht befragt. Zum Inhalt ihrer Aussagen wollte er sich nicht äußern. Sie würden jetzt ausgewertet.
    Festival für Toleranz und Demokratie
    Am 28. und 29. August soll trotzdem das von Birgit und Horst Lohmeyer seit 2007 ausgetragene Festival für Toleranz und Demokratie "Jamel rockt den Förster" stattfinden. Bei der diesjährigen Auflage soll den Lohmeyers der mit 10.000 Euro dotierte Preis überreicht werden. Das Dorf steht oft im Zusammenhang mit Rechtsextremismus. Der Bürgermeister von Gägelow, zu dem Jamel gehört, sagte 2007 im "Spiegel", dass man das Dorf "aufgegeben habe". Aus dem Bericht geht hervor, dass schon mehrere Bewohner mit Brandstiftungen und anderen Schikanen aus dem Dorf vertrieben worden sind.
    Die brennende Scheune in Jamel in der Nacht zum Donnerstag (13.08.2015).Die brennende Scheune in Jamel in der Nacht zum Donnerstag (13.08.2015).
    Die brennende Scheune in Jamel in der Nacht zum Donnerstag (13.08.2015). (dpa / picture-alliance / Michael KappelerHorst Lohmeyer)
    Diese Konsequenz wollen die Lohmeyers aber nicht ziehen. "Wir sind hier genau am richtigen Platz und Stachel im Fleisch der Neonazis", sagte Lohmeyer. Mit Blick auf die islamfeindliche Pegida-Bewegung und die große Zahl von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte fügte sie hinzu: "Es muss noch viel mehr Leute geben wie uns. Jetzt aufzugeben und wegzuziehen wäre ein völlig falsches Signal. Das werden wir auf keinen Fall tun."
    Auschwitz-Komitee: "Rechter Terror schafft rechtsfreien Raum"
    Das Internationale Auschwitz Komitee forderte, der Generalbundesanwalt möge die Ermittlungen an sich ziehen. "Was in Jamel geschieht, hat für Deutschland und für die Strategie der Rechtsextremen exemplarische Bedeutung", sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner. In Jamel sei von Nazis durch Hass und Terror ein rechtsfreier Raum geschaffen worden, der in der rechtsextremen Szene in Deutschland und Europa als leuchtendes Beispiel bejubelt werde.
    (nch/tzi)