Trotz Videoschiedsrichter und vieler technischer Hilfsmittel blieben die Entscheidungen der Schiedsrichter auch in der abgelaufenen Bundesliga-Saison umstritten. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter und Fernsehexperte, Urs Meier, kritisierte im Deutschlandfunk, dass die Schiedsrichter das gestiegene Spieltempo in den letzten Jahren nicht mehr ganz hätten mitgehen können.
"Eigentlich müssten sich ja auch die Schiedsrichter mit dieser Geschwindigkeit weiterbilden", sagte der Schweizer Ex-Referee. "Ich glaube, dass man in den letzten fünf Jahren - und das ist nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern - unglaublich viel in die Ausbildung mit Videoassistenten investiert hat. Der VAR ist fest ins Zentrum gerückt und man hat etwas vergessen, die Schiedsrichter im Fußballverständnis weiterzubilden. Und das ist eigentlich der Ansatzpunkt, den man in der Zukunft sicher verbessern muss."
Mehr Studium von Spielzenen, mehr Arbeit mit Ex-Aktiven
Um das Spielverständnis bei den Schiedsrichtern zu verbessern, pädierte Meier dafür, sich mehr Spielszenen anzuschauen. "Dass man das eben auch aus der Sicht eines Spielers oder eines Trainers anschaut, das ist ganz, ganz wichtig. Und das ist ja das, was ich ja schon relativ lange sage und fordere, dass man mehr mit den ehemaligen Spielern, Trainern und so weiter arbeitet."
So habe er viel von Jürgen Klopp gelernt, der ihm gezeigt habe, dass die Gegner von Borussia Dortmund schon im Strafraum von Dortmund taktische Fouls begangen hätten, um den Spielaufbau der Dortmunder zu unterbrechen.
Die Schiedsrichter hatten diese Fouls damals nicht als taktische Fouls eingeordnet und dementsprechend auch keine Karten gezeigt. Der Austausch mit Klopp habe ihm damals die Augen geöffnet und ihn sensibilisiert, genauer hinzuschauen.
Mehr Professionalisierung bei den Schiedsrichtern
Meier forderte zudem eine weitere Professionalisierung bei den Unparteiischen. "Wir bräuchten eigentlich die 19. Mannschaft, das müssten die Schiedsrichter sein. Das heißt, wir müssten einen Trainer haben, einen Co-Trainer haben. Wir müssten Konditionstrainer und Physiotherapeuten haben. Wir müssen einen Psychologen haben, also wie bei einer Profimannschaft. Und die müssen auch zusammenkommen und zusammen trainieren, zusammen analysieren."
Die Schiedsrichter müssten von ihren Jobs freigestellt werden, sagte Meier, um sich voll auf ihre Tätigkeit auf dem Platz zu konzentrieren.
Der Schweizer wunderte sich zudem, dass man in Deutschland noch nicht in diese Richtung unterwegs sei. Vielleicht sei es eine Kostenfrage oder man habe Bedenken, dass man dann Angestellte im Verband habe, die man bei Nichterfüllen der Leistung auch kündigen müsse, sagte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter.