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Schiffsuntergang vor Südkorea
Kapitän verhaftet

Vernachlässigung seiner Dienstpflicht und Verstoß gegen das Seerecht - das werfen Ermittler dem Kapitän der südkoreanischen Fähre vor, die am Mittwoch untergegangen war. Er wurde nach einem Agenturbericht festgenommen. Bisher wurden 28 Leichen geborgen, 268 Menschen werden noch vermisst.

    Ein riesiger mehrmastiger Kran auf einem Schiff schwimmt auf dem Meer, davor mehrere kleinere Schiffe und Boote sowie Bojen
    Ein Kran schwimmt über der Stelle, an der das Passagierschiff untergegangen ist (picture alliance / dpa / Kimimasa Mayama)
    Die gesunkene südkoreanische Fähre "Sewol" ist nach Erkenntnissen der Ermittler zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän gesteuert worden. Demnach hatte der 68-jährige Lee Jun Seok das Kommando kurz vorher an die 26-jährige Dritte Offizierin übergeben und war in den hinteren Teil des Schiffs gegangen.
    Experten vermuten, dass dieses daraufhin vor der Südwestküste Südkoreas auf einen Felsen lief oder eine scharfe Kurve fuhr, wodurch die Ladung verrutschte. Zu der gehörten Container und mehr als 150 Autos. Daraufhin sei das Schiff gekentert.
    Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen den Kapitän, die Offizierin sowie gegen ein weiteres Besatzungsmitglied. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap wurde Kapitän Lee inzwischen festgenommen.
    Kapitän soll Schiff zu früh verlassen haben
    An Bord der 6825-Tonnen-Fähre waren 475 Menschen, als sie am Mittwochmorgen verunglückte. Der Kapitän und die meisten der 28 Besatzungsmitglieder konnten sich retten. Überlebende berichten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen. Zudem war den Passagieren anfangs über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren - da war das Schiff schon in starke Seitenlage geraten.
    Kapitän Lee wird deswegen auch beschuldigt, das sinkende Schiff im Stich gelassen und gegen das Seemannsgesetz verstoßen zu haben. Bisher konnten nur 179 Fahrgäste gerettet werden, 28 Leichen wurden geborgen, 268 Menschen werden noch vermisst.
    Wetter erschwert Bergung
    Die Bergungsarbeiten im Ostchinesischen Meer sind schwierig - wegen widrigen Wetters und einer starken Strömung. Erst ragte noch der Bug aus dem Wasser, inzwischen ist das Schiff völlig gesunken. Die Rettungskräfte vermuten, dass die Vermissten im Inneren des Schiffs eingeschlossen sind. Experten halten es für möglich, dass einige Passagiere in einer Luftblase überlebt haben könnten. Allerdings sei es wegen der niedrigen Wassertempeatur und des schwindenden Sauerstoffs schwierig, darin mehr als zwei Tage zu überleben.
    Rettungsboote umkreisen vor der südkoreanischen Küste ein gekentertes Schiff.
    Der zuletzt noch aus dem Wasser ragende Bug des Schiffs ist inzwischen versunken. (pa/dpa/YONHAP)
    Der erste Vorstoß von Tauchern ins Innere des Wracks endete ohne sichtbaren Erfolg. Nach Berichten südkoreanischer Medien riss in der starken Strömung unter anderem das Führungsseil der Taucher. Auch war der Weg in den Frachtraum der Fähre versperrt. Die Rettungsmannschaften begannen damit, Luft in das Schiff zu pumpen.
    Vier riesige Schwimmkräne wurden von Werfthäfen in die Nähe der Unglücksstelle gebracht. Sie könnten dabei helfen, das Wrack zu heben.
    (stfr/db)