Krasnaja Poljana, ein Bergdorf bei Sotschi, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014. Vor einem Hotel schippen drei Frauen Schnee, dick eingepackt in Arbeitskleidung. Sie kommen aus Zentralasien.
Mehrere zigtausend Gastarbeiter sind derzeit in Sotschi beschäftigt. Einer von ihnen ist Akil aus Tadschikistan. Er kommt von der Arbeit, trägt vier Weißbrote unter dem Arm, in der anderen Hand einen Holzhammer.
"Ich bin seit sieben Monaten hier. Wir machen die verschiedensten Arbeiten auf den Baustellen. Wir bekommen dort auch Mittagessen – wir sind gut versorgt."
Akil wohnt gemeinsam mit etwa dreißig anderen Arbeitern aus Zentralasien in einem dreistöckigen Haus in Sotschi. Vor dem Haus kocht Reis auf einer offenen Feuerstelle. Die Gastarbeiter sprechen nur schlecht Russisch, bleiben meist unter sich. Er bekomme umgerechnet 500 Euro im Monat, erzählt Akil, mehr, als er in seinem tadschikischen Heimatdorf je verdienen könne. Doch nicht alle haben es so gut getroffen, sagt Semjon Simonow. Er arbeitet in einer nichtstaatlichen Beratungsstelle für Arbeitsmigranten in Sotschi.
"Die Verletzung der Rechte von Gastarbeitern ist zur Zeit das Hauptproblem in Sotschi. Viele Arbeitgeber melden die Migranten nicht bei den Behörden an, und sie unterzeichnen auch keine Arbeitsverträge. In der Folge erhalten die Gastarbeiter oft Monate lang keinen Lohn oder weniger, als ihnen zusteht."
Simonow meint, in letzter Zeit seien die Beschwerden von Arbeitern über das Staatsunternehmen Olympstroj erheblich zurückgegangen. Olympstroj baut unter anderem die Sportanlagen. Schlimmer seien die privaten Bauherren, die im Zuge des Olympiabooms vor allem Hotels errichten. Sie nutzen die Migranten gnadenlos aus. Simonov erzählt von einem Arbeiter aus Usbekistan:
"Er kam halb nackt zu mir, in zerrissener und verdreckter Arbeitskleidung. Er wurde aus der Unterkunft geworfen, ohne einen Rubel Lohn. Dabei hatte er drei Monate gearbeitet."
Gerade Zentralasiaten bekommen außerdem den Rassismus der Bevölkerung zu spüren. Zentralasiaten haben in Russland generell einen schweren Stand, in Sotschi aber ist die Situation angesichts der Menge der Gastarbeiter besonders aktuell. Eine Anwohnerin:
"Auf 4000 Einwohner kommen 35.000 zugereiste Bauarbeiter. Die hängen betrunken herum, vertrinken ihren Lohn, stehlen... Im Sommer mussten wir sie abends vom Strand verscheuchen, weil sie unsere Feriengäste belästigt haben."
Die Einheimischen haben Angst, dass sie zu den Verlierern der Olympischen Spiele werden. Zwar bringt das Großereignis auch der Bevölkerung von Sotschi viele Arbeitsplätze; die Führungspositionen in den Olympiaanlagen oder in den Hotels werden aber vor allem mit Zugereisten besetzt. Sie verdienen gut, die Einheimischen hingegen leisten einfache Wartungs- oder Putzarbeiten. Das sorgt für Neid. Alexander Braun ist Vorarbeiter im extra für die Olympischen Spiele gebauten Hafen von Sotschi. Auch er ist zugereist, aus der Stadt Majkop im Nordkaukasus. Wie so viele Zugereiste, ist er zufrieden – und ein großer Fan der Olympischen Spiele in Sotschi.
"Unsere Firma kommt aus St. Petersburg. Wir haben zwölf Filialen weltweit, und bei uns sind die Arbeitsbedingungen gut. Ich miete hier eine Wohnung. Die einfachen Arbeiter wohnen in Hotels in Doppelzimmern. Wir versorgen uns selbst. Es kommt auch mal zu Konflikten zwischen den Arbeitern, sie stammen ja aus allen möglichen Ländern, da ist das kein Wunder. Aber das sind nur kleine Streitereien."
Braun hofft, auch nach Olympia in Sotschi zu bleiben: Der Hafen soll erweitert werden, Arbeit werde es immer geben. Die meisten ausländischen Arbeiter jedoch werden 2014 wieder abreisen.
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"Ich bin seit sieben Monaten hier. Wir machen die verschiedensten Arbeiten auf den Baustellen. Wir bekommen dort auch Mittagessen – wir sind gut versorgt."
Akil wohnt gemeinsam mit etwa dreißig anderen Arbeitern aus Zentralasien in einem dreistöckigen Haus in Sotschi. Vor dem Haus kocht Reis auf einer offenen Feuerstelle. Die Gastarbeiter sprechen nur schlecht Russisch, bleiben meist unter sich. Er bekomme umgerechnet 500 Euro im Monat, erzählt Akil, mehr, als er in seinem tadschikischen Heimatdorf je verdienen könne. Doch nicht alle haben es so gut getroffen, sagt Semjon Simonow. Er arbeitet in einer nichtstaatlichen Beratungsstelle für Arbeitsmigranten in Sotschi.
"Die Verletzung der Rechte von Gastarbeitern ist zur Zeit das Hauptproblem in Sotschi. Viele Arbeitgeber melden die Migranten nicht bei den Behörden an, und sie unterzeichnen auch keine Arbeitsverträge. In der Folge erhalten die Gastarbeiter oft Monate lang keinen Lohn oder weniger, als ihnen zusteht."
Simonow meint, in letzter Zeit seien die Beschwerden von Arbeitern über das Staatsunternehmen Olympstroj erheblich zurückgegangen. Olympstroj baut unter anderem die Sportanlagen. Schlimmer seien die privaten Bauherren, die im Zuge des Olympiabooms vor allem Hotels errichten. Sie nutzen die Migranten gnadenlos aus. Simonov erzählt von einem Arbeiter aus Usbekistan:
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"Unsere Firma kommt aus St. Petersburg. Wir haben zwölf Filialen weltweit, und bei uns sind die Arbeitsbedingungen gut. Ich miete hier eine Wohnung. Die einfachen Arbeiter wohnen in Hotels in Doppelzimmern. Wir versorgen uns selbst. Es kommt auch mal zu Konflikten zwischen den Arbeitern, sie stammen ja aus allen möglichen Ländern, da ist das kein Wunder. Aber das sind nur kleine Streitereien."
Braun hofft, auch nach Olympia in Sotschi zu bleiben: Der Hafen soll erweitert werden, Arbeit werde es immer geben. Die meisten ausländischen Arbeiter jedoch werden 2014 wieder abreisen.
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