Frauen und Kinder eilen über den Kiesweg. Sie sichern sich die letzten freien Sitzplätze mit unverstelltem Altarblick, draußen umkreisen die dazugehörigen Männer die letzten freien Parkplätze. Eine Freiluftgottestdienst-Szenerie wie viele andere. Wären da nicht die Open-Air-Beichtstühle, an denen Sünder vor aller Augen knien. Wären da nicht Mütter mit dunklen Schleiern, die ihre Töchter mit weißem Schleier an der Hand halten. Wären da nicht die vielen Priester in schwarzen Soutanen wie zu Don-Camillos-Zeiten.
Und wäre da nicht dieser mit einem Stoff-Himmel überdachte rote Altarraum. Rot wie das Blut der Märtyrer, heißt dieser Farbton in der Sprache der Piusbrüder.
Priesterbruderschaft St. Pius X. steht auf den Fahnen. Sie ist es, die an diesem Sommertag zur Freiland-Messe läutet. In Zaitzkofen, dort wo Niederbayern sehr niedrig ist, zelebrieren die Piusbrüder ihren erhabensten Moment des Jahres: die Priesterweihe. Mehr als 2000 Besucher reisen dafür an. Viele haben eine Nacht im Auto hinter sich. Norddeutsche, polnische, französische Autokennzeichen zeugen von einer gewissen Opferbereitschaft. Wer glauben will, muss leiden.
In dem Dorf bei Regensburg unterhalten die Piusbrüder ihr Internationales Priesterseminar Herz-Jesu, es ist eines von sechs weltweit. Für das Fest haben die Seminaristen das Haus – einst ein Schloss - dekoriert. Stoffbahnen, rot wie der Altar, hängen aus den Fenstern.
Drei junge Männer werden sich an diesem Sommersamstag während der Messe auf den Boden werfen. Sie werden Gehorsam versprechen und in den hochwürdigsten Stand versetzt werden, den die Bruderschaft zu vergeben hat. Der Priester ist das Zentrum von allem: Ohne Priester keine Messe und ohne Messe kein Leben. Die Welt könne leichter ohne die Sonne bestehen als ohne die Heilige Messe, wird der Generalobere den frisch Geweihten in seiner Predigt mit auf den Weg geben.
Modernistische Verwirrung
Aus Sicht der katholischen Kirche ist diese Weihe verboten –aber gültig. Die Piusbruderschaft hat keinen kanonischen Status mehr, seit ihre Bischöfe Ende der 1980er Jahre verstoßen wurden. Marcel Lefebvre, einst römisch-katholischer Erzbischof von Dakar, hatte selbst Bischöfe geweiht. Wegen Ungehorsams gegenüber dem Papst wurden er und die neuen Bischöfe 1988 exkommuniziert. Dahinter liegt ein älteres und tiefergehendes Zerwürfnis. Lefebvre und seine Jünger lehnen das Zweite Vatikanische Konzil ab. Ein Sündenfall ist dieses Reformkonzil der 1960er Jahre in ihren Augen, ein Verrat an der Tradition. Wertschätzung für andere Weltreligionen, Religionsfreiheit, Ökumene, Messtexte in der Landessprache, Priester, die das Kirchenvolk ansehen – all das gilt der Piusbruderschaft bis heute als modernistische Verirrung.
Wäre die katholische Kirche die Bundesrepublik und das Zweite Vatikanische Konzil die freiheitlich-demokratische Grundordnung, so müsste man wohl sagen: Die Piusbruderschaft steht nicht auf deren Boden, sondern weit rechts davon. Nicht wegen der alten Messe, sondern wegen der alten Ansichten: Nur der eigene Glaube gilt ihnen als Weg zum Heil, die autoritäre Kirche des 19. Jahrhunderts als Maß aller Dinge. Alles katholisch, alles hierarchisch, alles wie in Zaitzkofen – dann wäre alles in Ordnung.
Eine junge Frau im modischen kurzen Rock wartet auf den Beginn der Messe. Sie und ihr Mann unterstützen die Bruderschaft mit Geld und mit Glauben. Der Säugling auf ihrem Arm gluckst ins Glockengeläut hinein und spielt mit dem Radiomikrofon.
"Bei uns in der Schweiz geht es nur noch um den Menschen. Hier ist wirklich noch der Herrgott das Zentrum. Das ist einfach das, was bei uns fehlt. Bei der Priesterbruderschaft wird das gelebt, worauf es ankommt. Es geht nicht immer um den Menschen, es muss um den Herrgott gehen."
Der Bischof und die Auschwitz-Lüge
Für den Pius-Herrgott war zunächst kein Platz in der katholischen Kirche. Dann aber richtete ihm der frühere Papst Benedikt XVI. einen Herrgottswinkel ein. Er genehmigte zuerst den Alten Ritus, 2009 hob der Pontifex die Ex-Kommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Der Ex-Ex-Kommunikation folgte ein Kommunikationsdebakel. Was Benedikt damals, wie er sagte, nicht wusste: Einer dieser vier Bischöfe – Richard Williamson – hatte die Auschwitz-Lüge verbreitet.
"Benedikt rehabilitiert Holocaust-Leugner", lauteten die Schlagzeilen. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte den deutschen Papst dafür öffentlich. Die Bruderschaft schloss Williamson erst 2012 aus, der Versöhnungswunsch des Papstes blieb. Der Skandal ist einige Jahre her, man spricht nicht mehr gern darüber in Zaitzkofen und in Rom. Statt dessen raunen die Auguren im Vatikan von einer bevorstehenden Wiederaufnahme. Und manches ist mehr als ein Raunen. Der zuständige Erzbischof in der römischen Kurie, Guido Pozzo, erklärt Ende Juli in einem Interview mit Christ&Welt in der ZEIT:
"Die Kirche leidet unter jedem Mangel an Einheit."
Und er rechnete vor:
"Die Priesterbruderschaft St. Pius X. besteht aus rund 600 Priestern, 200 Seminaristen und weiteren Angehörigen und ist in 70 Ländern präsent. Vor so einer großen Realität kann man nicht einfach die Augen verschließen".
"Franziskus? Fragen Sie mal meinen Mann!"
In Deutschland ist die Zahl der neuen Priester so niedrig wie noch nie, 58 waren es 2015. Da würden die drei, die an diesem Julitag in Zaitzkofen geweiht werden, die Bilanz der katholischen Kirche schon aufbessern. Neben harten Zahlen werden auch weiche Werte ins Feld geführt. Auf katholisch heißt weich: barmherzig. Franziskus hat ein ganzes Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen und zum Auftakt per Erlass verfügt, dass die Beichte bei Priestern der Piusbruderschaft gültig und erlaubt sei. Damit haben die Verstoßenen noch keinen Fuß auf dem Boden der katholischen Kirche, aber eine Zehenspitze. Und das, obwohl sie sich selbst nicht bewegt haben.
Ob der päpstliche Gültigkeitsstempel jenen, die auf der Wiese in den mobilen Beichtstühlen knien, viel bedeutet?
Die junge Schweizerin mit dem Baby auf dem Arm wird bei der Frage nach Franziskus unsicher:
"Das ist zu schwierig. Papst Franziskus? Fragen Sie mal meinen Mann."
Trompeten- und Orgeltöne erlösen von dem schwierigen Thema. Die Messe beginnt. Organist und Trompeter bleiben unsichtbar, Lautsprecher übertragen ihre Musik aus der Kapelle ins Freie. Vogelgezwitscher mischt sich in die sakralen Klänge, Kinderwagen werden über den Kiesweg geschoben, ein fülliger Soutanenträger zwängt sich unter einem Absperrband am Pressebereich hindurch. Abgesehen vom Medienberater der Piusbrüder, ist nur der Deutschlandfunk in der Pressezone vertreten.
Man braucht viel Andachtswillen, um trotz knirschendem Kies und turnendem Priester der Zeremonie zu folgen. Mehr als 20 Minuten dauert die Prozession zum Einzug, dann ist auch Bernard Fellay, Bischof und Generaloberer der Piusbruderschaft, oben angekommen.
Wie hatte die junge Mutter gesagt? Es gehe in der Messe um den Herrgott, nicht um den Menschen. Fellay aber widmet sich ausgiebig dem menschlichen Stellvertreter des Gottessohnes.
"In der großen und schmerzhaften Verwirrung, die augenblicklich in der Kirche herrscht, erfordert die Verkündung der katholischen Lehre das Anprangern der Irrtümer, die unseligerweise begünstigt durch eine große Zahl von Hirten bis hin zum Papst selbst – in ihren Schoß eingedrungen sind."
Verwirrung, Irrtümer, Unseligkeiten – bis hinauf zum Papst. Franziskus soll sich also ändern, nicht die Piusbrüder, heißt das. Versöhnungswille klingt anders.
Schwarz die Soutane, grün das Gras
Die drei neuen Priester hören Fellays Worten ergeben zu. Sie sind am Abend vorher von Exerzitien zurückgekehrt, wie entrückt stehen sie inmitten der Pius-Priester. Nur ein mit gelben Blumen geschmückter Marienaltar bricht die Männerherrschaft.
Die Neuen geben keine Interviews, weder vor noch nach der Zeremonie. Doch einige ihrer Seminaristenkollegen sind bereit, ins Mikrofon zu sprechen. Ein Medienberater hat sie ausgesucht. Die Bruderschaft bemüht sich seit dem Skandal von 2009 um ein besseres Image. Auf ihrer Homepage präsentiert sie sich mit einem Selbstporträt in Spielfilmlänge. Schlanke, nachdenkliche Männer in schwarzer Soutane schreiten durch saftig-grüne Landschaften. Stellt man den Ton ab, sieht die Bruderschaft wie ein ästhetisches Vergnügen aus.
Der Interviewraum in Zaitzkofen bietet wenig Futter für lange Kamerafahrten. Eine Sitzgruppe, eine Zeitschriftenecke, in den Regalen stehen Schallplatten. Der Benutzer möge sie nach Gebrauch alphabetisch sortiert wieder einordnen, bittet ein Schild. Ordnung ist wichtig in der Piusbruderschaft, auch im Kleinen. Im Großen ohnehin: Da gibt es Distrikte und Obere und den Oberen der Oberen, eben Bischof Fellay.
Johannes Regele ist noch auf dem Weg nach oben. Er hat Potenzial für den Piusbruder neuen Typs: ein Manager in Soutane, mit kantiger Brille und kommunikativem österreichischem Zungenschlag. Jahrgang 1981 ist er, hinter ihm liegt ein Studium der Molekularbiologie und tatsächlich ein Managerjob in einem Pharmaunternehmen. Vor ihm liegen noch zwei Jahre bis zur Priesterweihe.
"Ich habe die Priesterbruderschaft eigentlich nicht gekannt, ich werde sicher davon gehört haben, dass es das gibt", erzählt er. "Auf der anderen Seite habe ich schon immer geschaut, wo kann ich den Glauben intensiv leben, wo kann man etwas Anständiges studieren. Ich habe schon als Schüler einmal die Tridentinische Messe kennengelernt. Da war ich etwa 17 Jahre alt. Das war ein sehr, sehr großes Erlebnis für mich. Das war wirklich ein Geschenk, wo ich etwas begriffen habe, nämlich was die heilige Messe selber ist."
Gelübde der Jungfräulichkeit
In vielen Ecken des Herz-Jesu-Seminars steht die Gottesmutter Maria. Leibhaftige Frauen stehen im Verdacht, Unordnung ins Herz zu bringen.
"Ich hatte keine Freundin. Der Gedanke ans Priestertum war sehr früh schon da. Ich bin mit Gottes Hilfe gut diesen Weg gegangen. Natürlich, auch ich bleibe schwach."
Johannes Regele ist stark genug, dass ihn nicht einmal die für Traditionalisten häretische Frage nach der Frauenweihe aus der Fassung bringt:
"Angenommen morgen bei der Priesterweihe kommen auch drei Frauen dazu und stellen sich hier auf. Auch wenn man ihnen Kelch und Hostie gibt, und die Worte dazu spricht, dass sie jetzt die Vollmacht haben, die Messe zu feiern – es geschieht nichts mit ihnen. Weil das Priestertum den Aposteln anvertraut ist."
Sein Mitseminarist Simon Merkle hat gerade das Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt. Der 26-Jährige lächelt verlegen, oft schaut er zum Medienberater hin, als wollte er fragen, ob die Antworten in Ordnung sind.
"Dieses Jahr war schon ein recht einschneidender Schritt. Man hat das Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt, dass man keine Ehe schließt. Das verspricht man im fünften Jahr schon. Man hat fünf Jahre Zeit, das zu überlegen."
Der schlaksige Junge stammt von einem Bauernhof in Schwaben, seine Eltern nahmen ihn schon als Kind mit in die Alte Messe. Die Alte Messe ist für Seminaristen wie ihn mehr als ein Ritus. Sie ist die Alternative zur Welt da draußen. Das Priesterseminar – eine Art katholischer Biobauernhof, frei von den Giften, denen Gleichaltrige ausgesetzt sind. Simon Merkle sieht jünger aus als 26 – und spricht über die Jugend von heute:
"Sehr viele meiner Kameraden haben sich jedes Wochenende einfach betrunken. Mein Bruder macht jetzt Abitur. Er erzählt, wie die Jugendlichen heutzutage leben. Man lebt so in den Tag hinein, von Wochenende zu Wochenende, vom Alkohol."
Wider die Verderbnis der Welt
2011 kam Simon Merkle nach Zaitzkofen, zwei Jahre nach der Williamson-Affäre. Wie sieht er jetzt das Verhältnis zum Judentum? Sind Juden für ihn "Christusmörder"? Bevor der künftige Priester antworten kann, geht der Medienberater dazwischen. Die Frage sei für einen Seminaristen zu schwierig.
Johannes Regele spricht über Williamson. Er ist keiner dieser weltfremd wirkenden Jünglinge in schwarz, die wie Schatten über den Flur huschen. Er achtet auf Präsenz und Performance. Stört einen wie ihn nicht das Image der Piusbrüder nach dem Williamson-Skandal?
"Das war natürlich ein großer Schock, eine emotionale Bremse zunächst, aber das hat das Grundproblem, die geistige Auseinandersetzung nicht so sehr beeinflusst."
Williamson als Betriebsunfall; die Seminaristen als junge, von der Oberflächlichkeit der Welt enttäuschte Männer auf der Suche nach tiefer Spiritualität; die Piusbruderschaft als strenge, skurrile, aber harmlose Frömmigkeitsvariante zur konventionellen katholischen Kirche. Die Brüder wollen doch nur ein bisschen Alte Messe spielen, die tun nix. In diese Richtung soll das neue Image gehen. Innen hart und außen ganz weich. "Die katholische Avantgarde" verheißt die Homepage und angesichts der ernsten Mienen in Zaitzkofen dürfte das nicht ironisch gemeint sein.
In Franziskus' Kirche haben viele Platz, warum nicht auch die Lefebvre-Verehrer? Ein Hüftschwung linksherum fürs Kirchenvolk, eine ausgestreckte rechte Hand für die Piusbrüder - und schon ist die Spaltung überwunden. So ähnlich spekulieren Journalisten in renommierten Medien.
Der Leiter des Priesterseminars Herz Jesu, Franz Schmidberger, hält hörbar nichts von versöhnlichen Tönen. Nach fast 40 Minuten Gespräch mit ihm ist mindestens zwanzig Mal die Zurechtweisung "Hören Sie mal!" auf Band.
Schmidberger wettert wider die "Verderbnis der Welt", den "Ökumenismus" und die "Diktatur des Relativismus". Ein christlicher Staat, davon träumt er:
"Den würde auszeichnen, dass die christlichen Feiertage geschützt sind in besonderer Weise. Den würde auszeichnen, dass die Kirche in ihrem Wirken unterstützt wird und dass zum Beispiel die Abtreibung verboten würde."
So denken auch manche, die noch in der katholischen Kirche sind. Es gibt Berührungspunkte zwischen den Verstoßenen und jenen Verbliebenen, die sich in der Franziskus-Kirche nicht mehr heimisch fühlen. Laut Umfragen hält eine Mehrheit der Katholiken in Deutschland zwar die Kirche für altmodisch, einer kleinen, publizistisch und hierarchisch aktiven Minderheit aber ist die katholische Kirche zu modern geworden. Diese Minderheit bekämpft gern den verwirrenden Plural der Gegenwart mit dem Singular: die Kirche, die Lehre, die Wahrheit. Aus der Perspektive der Heimatlosen am rechten Rand bringen die Piusbrüder etwas mit, das der Mitte und der Spitze der Kirche fehlt: klare Ansagen, Glaubenstreue und Märtyrersehnsucht.
"Es gibt eine wahre Religion, das ist die katholische"
Erzbischof Guido Pozzo beschwört eine Willkommenskultur für die Brüder da draußen: In einigen Punkten könne man den ihnen entgegen kommen, signalisiert er. Respekt vor der Religion der Anderen, Religionsfreiheit – das sei verhandelbar: "Dabei handelt es sich nicht um Glaubenslehren oder definitive Aussagen, sondern um Anweisungen oder Orientierungshilfen für die pastorale Praxis".
Sich durch das Zweite Vatikanische Konzil belehren zu lassen, das haben die Piusbrüder, die alten wie die jungen, allerdings nicht vor.
"Das sind Punkte, die nicht akzeptierbar sind. Zum Beispiel, wenn der Islam gepriesen wird als eine hervorragende Religion, wo ein moralisches Niveau herrscht, wo man Gott sucht aus ganzem Herzen. Das sind Dinge, die man so nicht ausdrücken kann, so kann man das nicht sagen", sagt Franz Schmidberger.
"Es gibt eine wahre Religion, das ist die katholische. Aber auch der Muslim, der kann auch zum ewigen Heil gelangen, aber niemals durch seine Religion", sagt Johannes Regele.
"Das ist die Lehre der Kirche und bleibt es auch. Es gibt nur einen Erlöser: Jesus und die Kirche, die er gegründet hat", sagt Pater Firmin Udressy.
Der Schweizer ist seit 2013 der Distriktobere der deutschen Piusbruderschaft.
Sein kirchenpolitisches Programm formuliert er vorsichtig: "Natürlich würde ich mich sehr darüber freuen, dass die Bruderschaft von der Kirche anerkannt wird, dass die Spannung nicht mehr da ist."
Die Piusbruderschaft hat rund eine halbe Million Anhänger weltweit, eine kleine Minderheit verglichen mit 1,2 Milliarden Katholiken. Trotzdem käme es einem Beben gleich, wenn sie aufgenommen und damit ihr Gedankengut akzeptiert würde.
Bis zum Martyrium
Gerade, was die Beziehungen zum Judentum anbetrifft, wäre die kirchenrechtliche Anerkennung der Piusbrüder mehr als ein Kommunikationsdesaster. Williamson wurde zwar ausgeschlossen, die Gedankenwelt, die zur Holocaust-Leugnung führte, ist es nicht.
Auf die Frage, ob Juden missioniert werden müssen, antwortet Franz Schmidberger:
"Ja. Alle, die den katholischen Glauben nicht bekennen, sollen missioniert werden. Das ist der ausdrückliche Missionsauftrag Jesu Christi. Geht hinaus in alle Welt, lehret alle Völker, macht sie alle zu Jüngern, tauft sie. Seit 2000 Jahren ist der Auftrag der Kirche."
Es wäre ein Skandal, würde der Papst solche Positionen auf- und hinnehmen. Gemäß der Pius-Logik aber soll er genau diesen Skandal riskieren.
Franz Schmidberger: "Hören Sie mal. Wenn er dem Auftrag Jesu Christi treu sein will, dann kann er das nicht nur machen, dann muss er das machen, Unannehmlichkeiten, die bis zum Martyrium gehen können."
Nach vier Stunden ist die Weihe auf dem roten Altar vorbei. Vier Stunden haben die alten und neuen Priester im Blut der Märtyrer gebadet. In einer Prozession ziehen Sie hinaus. Das Volk zieht es zu Würstchen, Bier und Büchertischen. Zwischendurch hatte sich einmal kurz eine Sirene in die Choräle gemischt.