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Schlafforschung
Mehr Respekt vor der inneren Uhr

Der eine ist ein Morgenmuffel, der andere kommt erst in den Abendstunden auf Touren: Wie wichtig Schlaf ist und welche Faktoren unseren Tag-Nacht-Rhythmus beeinflussen, darüber haben Experten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin Woche in Köln beraten.

Von Renate Rutta |
    "Studien gehen davon aus, dass bei den über 60-Jährigen zum Beispiel 30 bis 35 Prozent der Menschen an Ein- und Durchschlafstörungen leiden. Im jüngeren Alter ist das deutlich weniger. Es gibt Schätzungen, so fünf bis zehn Prozent der Jüngeren."
    Schlafstörungen nehmen offenbar zu im Alter, so Privatdozent Dr. Wolfgang Galetke, Chefarzt der Abteilung für Pneumologie und Schlafmedizin am Krankenhaus der Augustinerinnen in Köln und Tagungspräsident. Doch was behindert und beeinflusst eigentlich erholsamen Schlaf?
    "Unregelmäßige Zubettgehzeiten, Arbeiten und Schlafen entgegen dem inneren Rhythmus, entgegen der inneren Uhr. Externe Faktoren wie zum Beispiel Lärm, aber auch Dinge am Abend, die eigentlich nicht schlaffördernd sind, also Mahlzeiten spät abends, Alkohol, Koffein am Abend, Sport in den späten Abendstunden oder auch Tätigkeiten im Bett, die nicht schlaffördernd sind, wie zum Beispiel Fernsehen schauen oder am Computer arbeiten."
    Taktgeber für den Tageslicht
    Scheinbar kann unser Schlaf leicht gestört werden – etwa durch zu wenig Tageslicht. Denn unser innerer Schlaf-Wach-Rhythmus wird auch gesteuert von äußeren Taktgebern wie dem Licht, so Professor Till Roenneberg, Leiter der Human Chronobiologie am Institut für Medizinische Psychologie der Universität München.
    "Die innere Uhr ist ein wichtiges biologisches System, das seinen Sitz über der Sehnervenkreuzung hinter den Augen hat und die alle anderen Körperuhren koordiniert.
    Also die innere Uhr beschließt ja zum Beispiel, wann man einschlafen kann und wann man aufwachen kann. Und jetzt ist die aufgrund von einem horrenden Lichtmangel, den wir haben, ist die innere Uhr von den meisten Menschen viel zu spät dran."
    Der soziale Jetlag
    Das bedeutet, wir können erst spät einschlafen, müssen aber schon früh raus zur Arbeit oder zur Schule und stellen uns den Wecker, weil unsere biologische Schlafenszeit eigentlich noch nicht vorüber ist. Unsere Innenzeit ist verschoben gegenüber der Außenzeit. Professor Roenneberg hat dafür den Begriff "sozialer Jetlag" geprägt.
    "Ich kann sagen, dass 13 Prozent der Bevölkerung nicht unter sozialem Jetlag leidet, 87 Prozent der Bevölkerung sind damit betroffen vom sozialen Jetlag."
    Zwei Dinge können dem entgegenwirken: Morgens viel Tageslicht und flexiblere Arbeits- und Schulzeiten. Denn unsere Schlafzeiten ändern sich mit dem Alter.
    "Es ist erstaunlicherweise so, dass von Kindheit an, da ist unsere innere Uhr früh dran und die wird dann im Laufe der Pubertät aber auch noch später in der Adoleszenz immer später, bis sie bei Frauen mit 19, bei Männern mit 21 1/2 umkippt und dann wieder früher wird, bis wir die senile Bettflucht erreichen."
    Die Zeiten ändern sich
    Und dann mit 70 schon früh um sechs Uhr morgens fit sind. Das ist bei Jugendlichen ganz anders.
    Ein optimaler Schulbeginn wäre deshalb in der Mittelstufe neun Uhr, in der Oberstufe zehn Uhr. Viele Schüler hätten dann bessere Noten, weil sie sich um diese Zeit besser konzentrieren können. Das würde auch bedeuten: Mehr Respekt vor dem Schlaf.