Jochen Spengler: In einer guten Woche, am 3. April, feiert Altbundeskanzler Helmut Kohl seinen 80. Geburtstag. In der CDU haben sich viele dafür ausgesprochen, den langjährigen Parteivorsitzenden aus diesem Anlass erneut zum CDU-Ehrenvorsitzenden zu machen, doch die CDU-Spitze hat solche Forderungen bislang abgelehnt. Also wohl kein Ehrenvorsitz für Helmut Kohl von der CDU, aber eine lange Nacht von der ARD.
Heute Abend sendet das Erste ab 23:30 Uhr fast sechs Stunden lang eine moderierte Collage aus vielen Jahrzehnten Helmut Kohl. Mit einem der Moderatoren sind wir nun verbunden: mit Jörg Schönenborn, dem Chefredakteur des WDR. Guten Morgen, Herr Schönenborn.
Jörg Schönenborn: Ja, Herr Spengler, ich bin hier.
Spengler: Was verbirgt sich hinter einer moderierten Collage?
Schönenborn: Es ist der Versuch, Helmut Kohl neu zu entdecken. Sie haben das ja gerade von den Parteifreunden gesagt. Wir haben das Gefühl, da ist ein politisches Leben zu Ende, und sind ins Archiv gestiegen, haben frühe Fundstücke schon in den 60er-Jahren gefunden und haben viele Interviews, Reportagen, Magazinberichte zusammengestellt.
Anfangs wollten wir das chronologisch machen und haben dann gemerkt, da sehen wir die Bäume im Wald nicht, und haben dann Kapitel eingeteilt. Es gibt ein Kapitel über seine Gegenspieler, Barzel, Strauß, andere. Es gibt ein Kapitel über den Privatmann Kohl, der in den frühen Jahren sehr viel mehr Kameras zulässt als später, aber natürlich auch den Staatsmann. Aber das ist einfach der Versuch, Quellen sprudeln zu lassen, Archivstücke, über die ich mich in manchen Teilen wirklich gewundert habe.
Spengler: Sie moderieren nicht von einem Ort aus, sondern Sie haben verschiedene gewählt. Warum?
Schönenborn: Wir haben versucht, so ein bisschen den Spuren seines Lebens nachzugehen. Wir sind in Speyer im Dom gewesen. Das ist für ihn ja, wie er oft gesagt hat, ein Stück Heimat gewesen, da hat er viele Staatsgäste hingeholt. In Sankt Gilgen, wo er Urlaub gemacht hat. Da haben wir übrigens was entdeckt, was uns sehr gewundert hat.
Es gibt Fernsehbilder von dem Ferienhaus, die jahrzehntelang in den Archiven gelaufen sind, und wir haben dann festgestellt, aus Gründen der Terrorismusangst, der Anschlagsangst war das damals gar nicht der wirkliche Ferienort, sondern das Haus ist nie gezeigt worden. Also wir haben Spuren des Lebens entdeckt, die schon sehr mit der jeweiligen Zeit auch zu tun haben.
Spengler: Herr Schönenborn, wo Sie so eingetaucht sind, was beeindruckt Sie persönlich an Helmut Kohl?
Schönenborn: Zum einen hat mich der junge Kohl beeindruckt, weil er vor Lebenskraft strotzt, weil er ganz früh schon in den 70er-Jahren sehr selbstbewusst darüber redet, Kanzler zu werden, als er noch in Mainz Ministerpräsident war, und weil da wirklich auch Lust zum Politikmachen spürbar ist.
Er ist ja zum Schluss sehr hämisch gewesen, sehr abweisend, aber so war Kohl bis weit in die 70er-Jahre hinein gar nicht. Und ich habe ihn gerade jetzt in der aktuellen Diskussion über Europa reden gehört mit einer solchen Begeisterung, dass ich denke, das wünsche ich mir heute manchmal in der Politik.
Spengler: Eine lange Helmut-Kohl-Nacht, ist das auch, würde ich mal ketzerisch fragen, eine späte Wiedergutmachung für viele Kohl-kritische Kommentare in der ARD?
Schönenborn: Na ja, es hat in der ARD, muss ich sagen, auch sehr freundliche Berichterstattungen gegeben. Hans Rosenthal ist mal von der ARD engagiert worden, um bei Herrn und Frau Kohl das Wohnzimmer zu erkunden. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich jemand bin, der, als Kohl nicht mehr Kanzler war, die Hälfte seines Lebens mit Kohl verbracht hatte und ein sehr gespaltenes Bild gehabt habe. Und als ich im Herbst die Bilder gesehen habe des sehr kranken Kohl mit Gorbatschow und Bush Senior, da hatte auch ich den Wunsch, mir diesen Kanzler neu anzugucken, diesen Politiker neu zu entdecken. Insofern vielleicht nicht Wiedergutmachung, sondern der Versuch, einfach neu draufzuschauen.
Spengler: Nun läuft das alles zur Ins-Bett-geh-Zeit. Für welche Zuschauer ist die Helmut-Kohl-Nacht gedacht?
Schönenborn: Wir haben solche Projekte ja auch schon mal gemacht vor der Bundestagswahl. Es gibt erstaunlich viele Interessierte, die erst mal dran bleiben. Ich meine, es gibt Videorekorder, es gibt DVD-Rekorder, und insofern glaube ich, wer sich einfangen lässt in den ersten 30, 45 Minuten, der wird wenig Schlaf bekommen diese Nacht.
Spengler: Jörg Schönenborn, Chefredakteur des Westdeutschen Rundfunks und Moderator der langen Helmut-Kohl-Nacht im Ersten, heute ab 23:30 Uhr. Danke für das Gespräch!
Schönenborn: Gerne.
Heute Abend sendet das Erste ab 23:30 Uhr fast sechs Stunden lang eine moderierte Collage aus vielen Jahrzehnten Helmut Kohl. Mit einem der Moderatoren sind wir nun verbunden: mit Jörg Schönenborn, dem Chefredakteur des WDR. Guten Morgen, Herr Schönenborn.
Jörg Schönenborn: Ja, Herr Spengler, ich bin hier.
Spengler: Was verbirgt sich hinter einer moderierten Collage?
Schönenborn: Es ist der Versuch, Helmut Kohl neu zu entdecken. Sie haben das ja gerade von den Parteifreunden gesagt. Wir haben das Gefühl, da ist ein politisches Leben zu Ende, und sind ins Archiv gestiegen, haben frühe Fundstücke schon in den 60er-Jahren gefunden und haben viele Interviews, Reportagen, Magazinberichte zusammengestellt.
Anfangs wollten wir das chronologisch machen und haben dann gemerkt, da sehen wir die Bäume im Wald nicht, und haben dann Kapitel eingeteilt. Es gibt ein Kapitel über seine Gegenspieler, Barzel, Strauß, andere. Es gibt ein Kapitel über den Privatmann Kohl, der in den frühen Jahren sehr viel mehr Kameras zulässt als später, aber natürlich auch den Staatsmann. Aber das ist einfach der Versuch, Quellen sprudeln zu lassen, Archivstücke, über die ich mich in manchen Teilen wirklich gewundert habe.
Spengler: Sie moderieren nicht von einem Ort aus, sondern Sie haben verschiedene gewählt. Warum?
Schönenborn: Wir haben versucht, so ein bisschen den Spuren seines Lebens nachzugehen. Wir sind in Speyer im Dom gewesen. Das ist für ihn ja, wie er oft gesagt hat, ein Stück Heimat gewesen, da hat er viele Staatsgäste hingeholt. In Sankt Gilgen, wo er Urlaub gemacht hat. Da haben wir übrigens was entdeckt, was uns sehr gewundert hat.
Es gibt Fernsehbilder von dem Ferienhaus, die jahrzehntelang in den Archiven gelaufen sind, und wir haben dann festgestellt, aus Gründen der Terrorismusangst, der Anschlagsangst war das damals gar nicht der wirkliche Ferienort, sondern das Haus ist nie gezeigt worden. Also wir haben Spuren des Lebens entdeckt, die schon sehr mit der jeweiligen Zeit auch zu tun haben.
Spengler: Herr Schönenborn, wo Sie so eingetaucht sind, was beeindruckt Sie persönlich an Helmut Kohl?
Schönenborn: Zum einen hat mich der junge Kohl beeindruckt, weil er vor Lebenskraft strotzt, weil er ganz früh schon in den 70er-Jahren sehr selbstbewusst darüber redet, Kanzler zu werden, als er noch in Mainz Ministerpräsident war, und weil da wirklich auch Lust zum Politikmachen spürbar ist.
Er ist ja zum Schluss sehr hämisch gewesen, sehr abweisend, aber so war Kohl bis weit in die 70er-Jahre hinein gar nicht. Und ich habe ihn gerade jetzt in der aktuellen Diskussion über Europa reden gehört mit einer solchen Begeisterung, dass ich denke, das wünsche ich mir heute manchmal in der Politik.
Spengler: Eine lange Helmut-Kohl-Nacht, ist das auch, würde ich mal ketzerisch fragen, eine späte Wiedergutmachung für viele Kohl-kritische Kommentare in der ARD?
Schönenborn: Na ja, es hat in der ARD, muss ich sagen, auch sehr freundliche Berichterstattungen gegeben. Hans Rosenthal ist mal von der ARD engagiert worden, um bei Herrn und Frau Kohl das Wohnzimmer zu erkunden. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich jemand bin, der, als Kohl nicht mehr Kanzler war, die Hälfte seines Lebens mit Kohl verbracht hatte und ein sehr gespaltenes Bild gehabt habe. Und als ich im Herbst die Bilder gesehen habe des sehr kranken Kohl mit Gorbatschow und Bush Senior, da hatte auch ich den Wunsch, mir diesen Kanzler neu anzugucken, diesen Politiker neu zu entdecken. Insofern vielleicht nicht Wiedergutmachung, sondern der Versuch, einfach neu draufzuschauen.
Spengler: Nun läuft das alles zur Ins-Bett-geh-Zeit. Für welche Zuschauer ist die Helmut-Kohl-Nacht gedacht?
Schönenborn: Wir haben solche Projekte ja auch schon mal gemacht vor der Bundestagswahl. Es gibt erstaunlich viele Interessierte, die erst mal dran bleiben. Ich meine, es gibt Videorekorder, es gibt DVD-Rekorder, und insofern glaube ich, wer sich einfangen lässt in den ersten 30, 45 Minuten, der wird wenig Schlaf bekommen diese Nacht.
Spengler: Jörg Schönenborn, Chefredakteur des Westdeutschen Rundfunks und Moderator der langen Helmut-Kohl-Nacht im Ersten, heute ab 23:30 Uhr. Danke für das Gespräch!
Schönenborn: Gerne.