Beteiligt waren Polizeibehörden unter anderem in Spanien, Italien, Kolumbien, Argentinien und Afghanistan. Zu den auf mehreren Kontinenten sichergestellten Kulturgütern zählen unter anderem Masken und Figurinen aus Gold, Münzen, archäologische Objekte aus präkolumbischer Zeit, historische Waffen, Reliefs und Mosaike, Gemälde und Metallarbeiten. Allein am Flughafen von Kabul wurden 971 Objekte sichergestellt, die bereits für den illegalen Transport in die Türkei verpackt worden waren.
Kriegs- und Krisengebiete seien häufig das Ziel von Raubgrabungen, sagte Deutschlandfunk-Redakteur Stefan Koldehoff: "Wo die staatlichen Strukturen nicht mehr funktionieren, sind archäologische Grabungsstätten in der Regel unbewacht. Wenn hier Grabräuber systematisch das Gelände durchsuchen, berauben sie damit nicht nur die betroffenen Länder ihres Kulturguts. Sie zerstören auch deren Geschichte, weil Fundzusammenhänge zerstört werden. Wo etwas gelegen hat - in einer Werkstatt, bei einem Wohnhaus -, liefert Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse über vergangene Zeiten." Antike Kulturen in Griechenland, Italien, Arabien und Südamerika seien davon ebenso betroffen wie Syrien und der Irak. Aus dem geplünderten Nationalmuseum in Bagdad etwa fehlten immer noch wichtige Stücke.
Museen und staatliche Institutionen beteiligt
Gehandelt werde mit diesen Stücken weltweit, so Koldehoff, der gerade für ein Buch zu diesem Thema recherchiert hat: "Das ist seit Jahrzehnten eine regelrechte Industrie mit professionellen Vertriebswegen geworden. Privatsammler und Händler sind ebenso beteiligt, wie es in den 1980er-Jahren das Getty Museum war, deren Antiken-Kuratorin schließlich in Italien der Prozess gemacht wurde. Vor allem aber verdiene das Organisierte Verbrechen am illegalen Handel mit Kulturgütern.
Auch Deutschland sei ein aktiver Umschlagplatz, so Stefan Koldehoff: "Wie gering hier das Bewusstsein ist, zeigt sich unter anderem daran, dass das Bayerische Finanzamt vor einigen Jahren hunderte Stücke ohne Herkunftsnachweis bei einem Händler beschlagnahmt hat - und sie dann einige Jahre später in Schwabing einfach zu Gunsten der Staatskasse versteigert hat. Zu Dumpingpreisen und ohne dass die betroffenen Herkunftsländer auch nur informiert worden sind. Der peruanische Botschafter, mit dem ich damals gesprochen habe, war - wie seine Kollegen aus Mexiko - nicht sehr begeistert."