Archiv


Schlaglichter auf arabische Medien

Das Middle East Media Research Institute, kurz Memri, hat sich zur Aufgabe gemacht, Schlaglichter auf arabische Medien zu werfen. So beobachten die 30 Memri-Mitarbeiter mit Sitz in Washington, Jerusalem, Tokio und Berlin tagtäglich arabische Printmedien und Fernsehsender und übersetzen, was ihnen als besonders auffällig erscheint. Dazu gehören nicht nur antisemitische Parolen, öffentliche Diskurse über das Schlagen von Frauen und Geständnisse von Terroristen, sondern in letzter Zeit auch immer mehr kritische Stimmen, die sich für Reformen aussprechen. Das MEMRI gibt es in Washington seit 1998 und die Berliner Dependence wurde vor drei Jahren eröffnet. Was hat sich seitdem getan und wie ist das Selbstverständnis dieses Instituts?

Von Eleni Klotsikas | 07.05.2005
    Eine Live-Übertragung der Freitagspredigt auf Kuwait TV. Ein islamistischer Geistlicher verbreitet Hasspropagnda gegen Juden: "In der ganzen Welt findet man kein einziges Land, welches Juden mag. Alle Völker hassen sie im tiefsten Inneren ihres Herzen", so der Geistliche wortwörtlich. Den Videoclip mit englischen Untertiteln findet man auf der Internetseite des Middle East Media Research Institutes www.memritv.org. Antisemitismus ist in arabischen Medien kein Einzelfall und wird von Memri aufgespürt und übersetzt. In der Vergangenheit wurde Memri kritisiert, durch seine selektive Auswahl, ein schlechtes Licht auf die arabische Welt zu werfen. Über das Selbstverständnis von MEMRI, Jochen Müller, Leiter des Berliner Büros:

    " Wir haben nicht den Anspruch die Medienlandschaften - sei es auch nur zwischen Kairo und Teheran in irgendeiner Form repräsentativ abzubilden. Wir konzentrieren uns auf der einen Seite auf radikale Stimmen, z.B. zum Thema Nah-Ost-Konflikt, antisemistische Stimmen, Terrorismus oder Islamismus oder auch im Bereich arabischer Nationalismus. "

    Das Medienzentrum von Memri in Jerusalem, in Washington liegt der Hauptsitz. Das Institut lebt allein vom Fundraising. Die Spender kommen aus den USA.. Es sind größtenteils jüdische Privatpersonen und Stiftungen. Nutzer von MEMRI-Übersetzungen sind meist Journalisten und Politiker, die sich mit dem Mittleren und Nahen Osten beschäftigen und sonst keinen sprachlichen Zugang zu arabischen Medien haben. In Berlin arbeiten drei Mitarbeiter, die online täglich aus arabischen und iranischen Printmedien übersetzen. Seit der Eröffnung des Berliner Büros vor drei Jahren beobachtet Jochen Müller eine leichte Verschiebung seiner Arbeit: Er übersetzt inzwischen mehr Artikel, die sich mit Reformen und dem Ruf nach Freiheit auseinandersetzen.

    " Kritische Stimmen in der arabischen Welt, die sich mit den fehlenden demokratischen Institutionen, mit der fehlenden politischen Partizipation auseinandersetzt, das kritisiert haben in der arabischen Welt, gibt es schon sehr lange und die tauchen auch anders als viele sich das vorstellen in den arabischen Medien auf, was man aber sagen kann, ist tatsächlich, dass in den letzten Jahren zugenommen hat und das schlägt sich in der Presse nieder und auch in unserer Arbeit. "

    Inzwischen hat MEMRI auch Gegenreaktionen hervorgerufen. Die vor kurzem gegründete Organisation "Arabs against Discrimination" analysiert derweil israelische Medien und möchte einen ethischen Kodex für die arabische Presse anregen, um so wortwörtlich "zionistischen Gebilden" kein weiteres Material für Klagen über Antisemitismus zu liefern. Bei Memri wertet man das als Erfolg. Als Erfolg wird auch gewertet, wenn durch die Schaffung einer hiesigen Öffentlichkeit Debatten in der arabischen Welt eine neue Wendung erhalten. Jochen Müller schildert einen konkreten Fall.

    " Da hat zum Beispiel einer der bekanntesten islamistischen Prediger Scheich Karadwi legitimiert, dass ungehorsame Frauen auch körperlich bestraft werden sollen. Das ist in der hiesigen Öffentlichkeit aufgegriffen und kritisiert worden und in der Folge davon ist Karadawi in eine Form von Erklärungsnotstand geraten und sah sich gezwungen seine Auffassungen zu begründen zu erklären zu erörtern und auch dann gegenüber Kritik aus der arabischen Welt in Teilen zu relativieren. "

    "Der Westen greift den Islam wegen solcher Themen wie das Schlagen von Frauen an", erklärt Al Karadawi auf seinem festen Forum auf Al-Jazeera im November 2004. Im Koran würde sich nur einer von 6000 Versen mit dieser Behandlungsmethode befassen. Er selbst sei aber gegen das Schlagen von ungehorsamen Frauen. Und wenn es dazu käme, dann empfehle er angelehnt an den Propheten das Verwenden eines Zahnstochers anstelle einer Peitsche oder eines Brettes. Der Gebrauch von letzteren sei nicht legal.