Ein Raum, zwei Personen und folgende Aufgabe: In fünf Minuten sollen möglichst viele und möglichst kreative Ideen entstehen, wofür man ein Frisbee-Scheibe verwenden könnte – abgesehen vom Frisbee spielen natürlich. So sah der Versuchsaufbau aus, mit dem Melanie Brucks von der Columbia University in New York untersucht hat, wie sich Videokonferenzen auf die Kreativität auswirken.
Denn es gab noch eine Besonderheit bei dem Experiment: Die Hälfte der etwa 300 zufällig zusammengestellten Paare saß im selben Raum, die andere Hälfte saß in je zwei identischen, voneinander getrennten Räumen und war nur mithilfe eines Videocalls verbunden: "Wir haben herausgefunden, dass es für die Entwicklung von Ideen hilft, am gleichen physischen Ort mit jemand anderem zu sein. Die Paare im selben Raum entwickelten mehr Ideen und mehr kreative Ideen."
Knapp 17 Ideen entwickelten die Personen durchschnittlich im selben Raum, etwa zwei mehr als die Paare im Videocall. Wegen der großen Anzahl der Teilnehmenden ist das ein statistisch aussagekräftiger Unterschied. Zwei außenstehende Assistenten beurteilten dann die Kreativität der Ideen.
Knapp 17 Ideen entwickelten die Personen durchschnittlich im selben Raum, etwa zwei mehr als die Paare im Videocall. Wegen der großen Anzahl der Teilnehmenden ist das ein statistisch aussagekräftiger Unterschied. Zwei außenstehende Assistenten beurteilten dann die Kreativität der Ideen.
Zu stark auf den Bildschirm fokussiert
Wodurch der Unterschied zwischen den Gruppen zustande kommt, wollten Brucks und ihr Co-Autor im weiteren Verlauf der Studie herausfinden. Zuerst hatten sie die Vermutung, dass zwischen den virtuell arbeitenden Personen weniger Vertrauen herrscht. Aus anderen Experimenten ist bekannt, dass das die Kreativität mindert. Durch Auswertung von Fragebögen konnten die New Yorker Forschenden diesen Effekt bei ihrem Versuch aber ausschließen.
Melanie Brucks kam dann auf eine andere Idee: Der visuelle Fokus. Denn sie hatte selbst die Erfahrung gemacht, bei Videokonferenzen sehr stark auf ihre Gesprächspartner fokussiert zu sein: "Die einzige gemeinsame Umgebung auf Zoom ist der Bildschirm. Und der visuelle Fokus kann auch zu einem kognitiven Fokus führen. Wenn man nicht mit den Augen im Raum herumwandert, ist auch das Gehirn in seinem Umherwandern eingeschränkt."
Das Problem ist also nicht, dass wir in Videocalls zu unkonzentriert sind. Sondern, dass wir gewissermaßen zu konzentriert sind. Denn Kreativität braucht möglichst viele unterschiedliche Assoziationen. Und dafür ist es hilfreich, wenn die Gedanken auch mal abschweifen.
Belegen konnte Brucks ihre These mit zwei Methoden: In weiteren Versuchen wurde beim Brainstorming einerseits die Bewegung der Augen getrackt. So konnte gezeigt werden, dass die Paare im gleichen Raum tatsächlich während des Versuchs mehr umherschauen. Außerdem wurden die Räume bei den neuen Versuchen anders eingerichtet – nicht nur mit Tisch und Stühlen, sondern auch mit ungewöhnlichen Gegenständen. Nachdem die Versuchspersonen die kreative Aufgabe erledigt hatten, wurden sie in ein anderes Zimmer gebracht.
Melanie Brucks kam dann auf eine andere Idee: Der visuelle Fokus. Denn sie hatte selbst die Erfahrung gemacht, bei Videokonferenzen sehr stark auf ihre Gesprächspartner fokussiert zu sein: "Die einzige gemeinsame Umgebung auf Zoom ist der Bildschirm. Und der visuelle Fokus kann auch zu einem kognitiven Fokus führen. Wenn man nicht mit den Augen im Raum herumwandert, ist auch das Gehirn in seinem Umherwandern eingeschränkt."
Das Problem ist also nicht, dass wir in Videocalls zu unkonzentriert sind. Sondern, dass wir gewissermaßen zu konzentriert sind. Denn Kreativität braucht möglichst viele unterschiedliche Assoziationen. Und dafür ist es hilfreich, wenn die Gedanken auch mal abschweifen.
Belegen konnte Brucks ihre These mit zwei Methoden: In weiteren Versuchen wurde beim Brainstorming einerseits die Bewegung der Augen getrackt. So konnte gezeigt werden, dass die Paare im gleichen Raum tatsächlich während des Versuchs mehr umherschauen. Außerdem wurden die Räume bei den neuen Versuchen anders eingerichtet – nicht nur mit Tisch und Stühlen, sondern auch mit ungewöhnlichen Gegenständen. Nachdem die Versuchspersonen die kreative Aufgabe erledigt hatten, wurden sie in ein anderes Zimmer gebracht.
„Wir haben sie gebeten, die Gegenstände aus dem Raum zu zeichnen. Die Personen, die jeweils zusammen im Raum waren, konnten sich viel genauer an ihre Umgebung erinnern. Sie konnten sich beispielsweise an das Plakat mit dem Skelett und die Schale mit den Zitronen erinnern.“ Vielleicht hilft es also, beim nächsten Online-Brainstorming den Blick absichtlich öfter mal schweifen zu lassen. Melanie Brucks empfiehlt noch eine andere Methode: Wenn es um die Entwicklung von Ideen geht, kann es helfen, die Kamera auszuschalten. Dann könne man sich freier fühlen und seine Gedanken ausweiten.
Vieles klappt auch per Videokonferenz gut
Die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie zeigt allerdings nicht, dass die Arbeit per Videokonferenz grundsätzlich schlechter funktioniert. Es kommt vielmehr auf die Aufgabe an: „In unserer Studie haben wir gesehen, dass die Auswahl von Ideen online genauso gut oder sogar etwas besser funktioniert. Die Frage ist also nicht, ob man sich persönlich oder online treffen sollte, sondern: Welche Aufgaben sollte man erledigen, wenn man sich persönlich sieht und welche Aufgaben priorisiert man bei einem Videocall?“
Die Entwicklung und Auswahl von Ideen sind die ersten beiden Schritte zur Innovation. Die Erkenntnisse der Studie könnten deshalb helfen, die Arbeitswelt der Zukunft besser zu gestalten, sagt Brian Uzzi von der US-amerikanischen Kellog School of Management, der nicht an der Studie beteiligt war. In weiterer Forschung sollten ihm zufolge aber nicht nur die Arbeitsergebnisse miteinander verglichen werden, sondern diese auch in Beziehung zu den entstandenen Kosten gesetzt werden – ein relevanter Faktor für Unternehmen, wenn es um die Entscheidung zwischen virtuellem und realem Treffen geht.
Die Entwicklung und Auswahl von Ideen sind die ersten beiden Schritte zur Innovation. Die Erkenntnisse der Studie könnten deshalb helfen, die Arbeitswelt der Zukunft besser zu gestalten, sagt Brian Uzzi von der US-amerikanischen Kellog School of Management, der nicht an der Studie beteiligt war. In weiterer Forschung sollten ihm zufolge aber nicht nur die Arbeitsergebnisse miteinander verglichen werden, sondern diese auch in Beziehung zu den entstandenen Kosten gesetzt werden – ein relevanter Faktor für Unternehmen, wenn es um die Entscheidung zwischen virtuellem und realem Treffen geht.