Zum Thema Kreuzfahrtschiffe haben viele in Barcelona eine klare Meinung. Das ist bei María García nicht anders. Sie ist Aktivistin der Umweltorganisation "Ecologistas en Acción".
"Die Kreuzfahrttouristen bekommen ja alles an Bord – selbst das Unterhaltungsprogramm. Sie verbringen nur wenige Stunden in der Stadt. Dafür hinterlassen sie Abgase und hohe Kosten, die Stadt profitiert von ihnen nicht. Viele Einwohner sehen deutlich, wie sich die Kreuzfahrtschiffe auf den Tourismus in ihrer Stadt auswirken. Welche Folgen diese aber außerdem für die Umwelt haben, ist ihnen eher neu."
Mittlerweile seien die Sorgen in Barcelona groß, berichtet María García. Im dortigen Hafen soll demnächst ein Terminal entstehen, an dem auch die größten Kreuzfahrtdampfer anlegen können. Die Branche boomt - doch der Widerstand gegen die schwimmenden Hotels wächst. Auch deswegen, weil Experten immer lauter vor den Gesundheitsgefahren warnen. Einer von ihnen ist Axel Friedrich vom Naturschutzbund Deutschland, NABU.
"Hier sind große Dieselmotoren ohne jede Abgaskontrolle im Einsatz, wir belasten die Menschen mit Partikeln. Wir schätzen, dass die Schifffahrt weltweit für mehr als 60.000 vorzeitige Tode sorgt. Die Menschen in den Häfen sind besonders hoch belastet. Gerade am Mittelmeer haben die Häfen hinter sich in der Regel ein Gebirge, die Abgase werden dort regelrecht eingefangen – sie können sich nicht verbreiten - wie etwa in Hamburg."
Gelten künftig Grenzwerte für den Mittelmeerraum?
Die ultrafeinen Abgaspartikel dringen tief in die Lunge ein. Sie können unter anderem für Herz-Kreislauf- und Atemwegerkrankungen sorgen. An Nord- und Ostsee ist die Politik schon aktiv geworden. Dort gelten schon seit Jahren Grenzwerte für Schwefel und Schwefeloxide, in zwei Jahren sollen sie auch für Stickoxide in Kraft sein. So hat es die IMO, die Internationale Seeschifffahrts-Organisation beschlossen, ein Gremium der Vereinten Nationen.
Auf dem Mittelmeer dagegen dürfen bisher auch die dreckigsten Schiffe unterwegs sein. Umweltschutzverbände wollen das ändern. Die französische Regierung unterstützt das: Sie hat sich vor kurzem für Abgasbeschränkungen auch auf dem Mittelmeer ausgesprochen. Von der spanischen Regierung kommen positive Signale. Pedro Saura, Staatssekretär im Transportministerium:
"Spanien ist Frankreich dankbar dafür, dass es diese Initiative anführen will und unterstützt das ausdrücklich. Wir wollen aber, dass zwei Dinge berücksichtigt werden: Dass alle Mittelmeeranrainer das unterstützen - sowohl was den Norden als auch den Süden, den afrikanischen Teil des Mittelmeers angeht. Und dass das innerhalb der IMO geschieht."
Schifffahrtindustrie bewegt sich – aber nur ein bisschen
Einige dagegen wollen nicht mehr warten. In Dubrovnik etwa dürfen seit einer Woche nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegen, Mallorca plant eine Touristensteuer für Kreuzfahrttouristen. Und auch die Industrie bewegt sich: Die deutsche Firma AIDA Cruises hat im Sommer die "AIDAnova" präsentiert – ein Schiff, das komplett mit Flüssigerdgas fährt, im Fachjargon: LNG. Und das ohne den schädlichen Schiffsdiesel auskommt. Die ehemalige *niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn ist heute Umweltdirektorin von AIDA. In Madrid sagte sie:
"Gerade im Kreuzfahrtbereich ist ein Boom entstanden, dass viele Kreuzfahrtschiffe mit LNG ausgestattet werden. Ich glaube, dass das für alle Kreuzfahrtunternehmen ein ganz wichtiger Punkt ist, dass sie für ihre Gäste einen sauberen und schönen Urlaub anbieten können."
Die AIDAnova ist bisher allerdings eine Ausnahme. Der NABU hat eine Liste der 77 Kreuzfahrtschiffe erstellt, die in Europa unterwegs sind. Nur drei von ihnen bekommen in Sachen Abgase zumindest einigermaßen gute Noten.
(*Anm. d. Red.: An dieser Stelle im Text wurde der Name des Bundeslandes korrigiert. Das Audio der Sendefassung konnte nicht korrigiert werden.)